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Joseph von Eichendorffs erster Roman Ahnung und Gegenwart erschien im Jahr 1815. Das Werk erzählt die Geschichte des jungen Grafen Friedrich, der sich nach Verlassen der Universität auf eine große Wanderung voller Abenteuer und Begegnungen macht. Die episodenhaft angelegte Handlung verbindet in fragmentarisch-offener Form gesellschaftskritische Tendenzen mit der Absage an aufklärerisches Gedankengut; in den Roman, der Goethes Wilhelm Meister zum Vorbild hat, sind über 50 Gedichte eingeflochten, darunter z. B. In einem kühlen Grunde . Selbstbekenntnis und Selbstfindung, Entwicklungsroman,…mehr

Produktbeschreibung
Joseph von Eichendorffs erster Roman Ahnung und Gegenwart erschien im Jahr 1815. Das Werk erzählt die Geschichte des jungen Grafen Friedrich, der sich nach Verlassen der Universität auf eine große Wanderung voller Abenteuer und Begegnungen macht. Die episodenhaft angelegte Handlung verbindet in fragmentarisch-offener Form gesellschaftskritische Tendenzen mit der Absage an aufklärerisches Gedankengut; in den Roman, der Goethes Wilhelm Meister zum Vorbild hat, sind über 50 Gedichte eingeflochten, darunter z. B. In einem kühlen Grunde. Selbstbekenntnis und Selbstfindung, Entwicklungsroman, Zeitkritik und Heilsgeschichte verschmelzen in Eichendorffs Ahnung und Gegenwart zu einem romantischem Kunstwerk eigener Prägung.Textgrundlage ist der Zweitdruck des Romans von 1841. Mit Anmerkungen, Dokumenten, Literaturhinweisen und einem Nachwort von Gerhart Hoffmeister.
Autorenporträt
Joseph von Eichendorff (10.3.1788 Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien - 26.11.1857 Neiße, Schlesien) stammte aus einer katholischen Adelsfamilie. Nach einem Jurastudium in Halle, Heidelberg und Wien arbeitete er für den preußischen Staatsdienst. Eichendorff gehört zu den bedeutendsten Dichtern der Spätromantik. Neben seiner Lyrik, für die insbesondere »Des Knaben Wunderhorn« steht, erlangte Eichendorffs Prosadichtung Ruhm, allen voran die Novelle »Aus dem Leben eines Taugenichts«, die 1826 erstmals veröffentlicht wurde.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2009

Fadester Eskapismus

"O Täler weit, o Höhen", "Es war, als hätt der Himmel / die Erde still geküsst", "Dämmrung will die Flügel spreiten" - allein für seine Gedichte - und deren hammerstarke Anfänge! - zählt Joseph von Eichendorff zu den großen Genies der deutschen Literatur. Dann hat er noch den "Taugenichts" geschrieben, diese wunderbare Novelle aus dem Leben eines Namenlosen, welcher der Existenz eine Leichtigkeit abgewinnt, die deutsche Schreiber und Schwerbedeuter so gut wie nie hingekriegt haben. Und ist nicht auch "Ahnung und Gegenwart" ein vielversprechender Titel, der Großes verheißt und uns schon im ersten Nachschmecken eintauchen lässt in die waldeinsame Sehnsuchtslandschaft der deutschen Romantik?

Man sollte dieses Buch nicht lesen. Die Gewissheiten über den schlesischen Träumer Eichendorff, der preußischem Staats- und Zweckdenken eine zwiespältige Nebelwelt aus Kindheitsträumen und Daseinsfurcht entgegensetzte, verflüchtigen sich mit jeder Zeile. Wenn Eichendorff mit seinem ortlosen Nicht-Entwicklungsroman wenigstens die Maske heruntergelassen hätte und sich als der katholische Reaktionär offenbart hätte, als der er die preußische Bürokratie über viele Jahre genervt hat! Es ist ja nicht verboten, ein Leben lang gegen die Philister anzudichten und selber ein Prachtexemplar zu sein. Eichendorff, der hier allzeit vom Aufbruch, von fahrenden Studenten und armen Schauspieltruppen fabulierte, war nach dem Verlust der elterlichen Güter der geborene sesshafte Beamte. Für eine Berliner Bürostelle mit wenig Arbeit und sicheren Bezügen schwang er sich sogar zum amtlichen Zensor und Kritikaster so gut wie aller kreativen Zeitgenossen auf.

Aber ein schlechter Charakter gebiert nicht automatisch schlechte Prosa. Was "Ahnung und Gegenwart" - wie den anderen Eichendorff-Roman "Dichter und ihre Gesellen" - so unerträglich macht, ist die Tatsache, dass dieser Autor überhaupt nichts zu erzählen hat. Seine blutarmen Helden eilen Bergesrücken hinauf und hinab, kehren auf mysteriösen Schlössern ein, verlieben sich in unnahbar reizende Adelsdamen, schwören Freundesbande und reisen so von einem fragilen Idyll zum nächsten. Eichendorff als Prosaiker ist komplett uninspiriert. Was die Gedichte an Versprechungen raunen, gerinnt im Roman zu unerträglichem Salbadern. Eichendorff war ein Sonderling, er trug seine Kinderzeit in den elterlichen Parks und Wäldern für immer als Ahnung mit - Gegenwart gibt es für ihn keine, so wenig wie Politik, Menschen aus Fleisch und Blut oder ein hoffmannsches Verrücktwerden an der Wirklichkeit. "Ahnung und Gegenwart" bietet dreihundert Seiten fadesten Eskapismus. Goethe, geschmackssicher wie immer, hat zu dieser Prosa geschwiegen und nur den Gedichten ein langes Nachleben vorhergesagt. Aber ist es nicht auch schön, zumindest zeitsparend, wenn man mit einem Buchtitel den Ertrag einer ganzen Lektüre ernten kann?

DIRK SCHÜMER

Joseph von Eichendorff: "Ahnung und Gegenwart". Reclam, 8,80 Euro

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