Der russische Maler Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski (1817-1900) war einer der großen künstlerischen Darsteller von Meeres- und Küstenlandschaften, von Unwettern und Schiffbrüchen im 19. Jahrhundert. In Russland, der Ukraine und den angrenzenden Ländern ist er allgemeines Kulturgut, kennt ihn jedes
Kind, während er in Mittel- und Westeuropa bis heute nahezu unbekannt ist. Selbst in manchem…mehrDer russische Maler Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski (1817-1900) war einer der großen künstlerischen Darsteller von Meeres- und Küstenlandschaften, von Unwettern und Schiffbrüchen im 19. Jahrhundert. In Russland, der Ukraine und den angrenzenden Ländern ist er allgemeines Kulturgut, kennt ihn jedes Kind, während er in Mittel- und Westeuropa bis heute nahezu unbekannt ist. Selbst in manchem Kunstlexikon sucht man ihn vergebens.
Mit der großen Ausstellung „Aiwasowski - Maler des Meeres“ durch das Bank Austria Kunstforum wird dieser großartige Künstler das erste Mal umfassend außerhalb Russlands und der Ukraine vorgestellt. Mit einer repräsentativen Auswahl von rund sechzig Gemälden aus fast siebzig Schaffensjahren wird Aiwasowski einem breiten Publikum bekannt gemacht. Zahlreiche international renommierte Museen aus Russland und der Ukraine unterstützen dieses Ausstellungsprojekt mit hochkarätigen Leihgaben (darunter auch einige spektakuläre riesige Leinwände).
Im Hatje Cantz Verlag ist der gewichtige Katalog zu dieser grandiosen Ausstellung erschienen. Er präsentiert im Katalogteil fast alle Ausstellungsgemälde in großformatigen Farbabbildungen. Außerdem werden in ausführlichen Essays Leben und Werk Aiwasowskis durch renommierte Kunsthistoriker vorgestellt und gewürdigt.
Geboren in einfachen Verhältnissen in der Krim-Hafenstadt Feodossija, studierte Aiwasowski Malerei in St. Petersburg und wurde Hofmaler bei Zar Nikolaus I., den er auch als Marinemaler auf Reisen begleitete. Nach zahlreichen Studienaufenthalten kehrte er jedoch immer wieder in seine Heimatstadt am Schwarzen Meer zurück, wo er 1900 starb. Dieser stille Rückzugsort ist sicher auch ein Grund für seine relative Unbekanntheit in unseren Breiten.
Es waren das Meer und seine Urgewalten, die zum zentralen Motiv in Aiwasowskis Oeuvre wurden. Heftige Stürme, Gewitter und deren dramatische Wechselspiele mit dem Meer - seinen atemberaubenden Bildern kann sich kein Betrachter entziehen. Dabei ging es Aiwasowski nicht um das Einfangen des dramatischen Momentes, mit seinen Werken wollte er vielmehr eine allgemeingültige Aussage treffen. So sind seine Gemälde stets auch eine Allegorie des menschlichen Lebens. Die meisterhaften Licht- und Schattenkontraste zeichnen ihn als einen außergewöhnlichen Künstler der Romantik und Spätromantik aus, der aber mit seiner modernen Symbol- und Zeichensprache auch zu den Vorläufern des Impressionismus zählt.
Mit insgesamt 95 Farbabbildungen in herausragender Druckqualität und seinen interessanten Textbeiträgen macht dieser Katalog das bisher weitgehend unbekannte Phänomen Aiwasowski begreiflich. Man erfährt vieles, was man nicht gewusst hat und die Bilder tun ein Übriges. Insgesamt ein erschöpfender, umfangreicher und einmalig schöner Ausstellungskatalog.
Manfred Orlick