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Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte.
Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Möller und Rudolf Morsey.
Wissenschaftlicher Leiter: Rainer Blasius.
Mit Spannung erwartete die Öffentlichkeit in der Bundesrepublik, wie sich die Außenpolitik der am 1. Dezember 1966 neu gebildeten Regierung darstellen würde. Denn zum ersten und bisher einzigen Mal in der Geschichte der Bundesrepublik fand sich mit dem Zusammengehen von CDU/CSU uns SPD eine "Große Koalition" zusammen, die ihre…mehr

Produktbeschreibung
Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte.

Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Möller und Rudolf Morsey.

Wissenschaftlicher Leiter: Rainer Blasius.

Mit Spannung erwartete die Öffentlichkeit in der Bundesrepublik, wie sich die Außenpolitik der am 1. Dezember 1966 neu gebildeten Regierung darstellen würde. Denn zum ersten und bisher einzigen Mal in der Geschichte der Bundesrepublik fand sich mit dem Zusammengehen von CDU/CSU uns SPD eine "Große Koalition" zusammen, die ihre Fähigkeit zur politischen Zusammenarbeit gerade vor dem Hintergrund der zurückliegenden Auseinandersetzungen in Fragen der Westbindung und der Deutschlandpolitik erst noch beweisen mußte. Zudem stellten die Sozialdemokraten mit Willy Brandt einen Außenminister, der als ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin ein großes Maß an außenpolitischem Gestaltungswillen einbrachte.

Aufschluß über die Bilanz dieses ersten Jahres der "Großen Koalition" gibt nun der Jahresband 1967 der "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland", der mit Ablauf der dreißigjährigen Sperrfrist eine Auswahl vom 449 Dokumenten zur Außenpolitik der Regierung Kiesinger/Brandt präsentiert.

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Autorenporträt
Ilse Dorothee Pautsch ist Abteilungsleiterin im Institut für Zeitgeschichte und wissenschaftliche Leiterin der Edition "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.1998

Druck auf Moskau
Dokumente zur auswärtigen Politik des Jahres 1967

Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1967. Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte. Hauptherausgeber Hans-Peter Schwarz. Wissenschaftlicher Leiter Rainer A. Blasius. Bearbeiter Ilse Dorothee Pautsch u. a. R. Oldenbourg Verlag, München 1998. CXCIV, 1826 Seiten, 290,- Mark.

Das Jahr 1967 muß an Ereignissen reich gewesen sein: Der jüngste Band der "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland" bringt 449 Dokumente mit umfangreichen Verzeichnissen und Registern auf etwa 2000 Seiten in drei Bänden zum Abdruck. In bewährter Manier haben die Bearbeiter unter der wissenschaftlichen Leitung von Rainer Blasius die einschlägigen Materialien des Auswärtigen Amts in Form gebracht. So kann sich der Leser ein plastisches Bild davon verschaffen, womit sich deutsche Politiker in diesem Jahr zu befassen hatten.

Dazu zählte, wie könnte es anders sein, allen voran der Dauerbrenner deutsche Frage. Hier kam 1967 einiges in Bewegung. Auslöser war die Vereinbarung über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Bukarest am 31. Januar 1967, mit der die deutsche Außenpolitik den bis dahin weitreichendsten Schritt zur Überwindung der "Hallstein-Doktrin" getan hatte. Die Reaktionen Moskaus und Ost-Berlins signalisierten, wie der deutsche Botschafter beim Kreml an Außenminister Willy Brandt schrieb, auch den Skeptikern, "daß eine ,elastischere' deutsche Ostpolitik . . . als zunehmende Gefährdung empfunden" wurde, weil man dort den Eindruck gewann, daß Bonn "einen Keil zwischen die Staaten des Warschauer Paktes treiben wolle".

Die Reaktionen der DDR-Führung ließen dann auch an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Sie reichten von der Verkündung der "Ulbricht-Doktrin", wonach kein Staat des Warschauer Paktes seine Beziehungen zu Bonn normalisieren dürfe, bevor Ost-Berlin nicht vorangegangen sei, über einen Freundschafts- und Beistandsvertrag der DDR mit Polen und der Tschechoslowakei bis hin zur Einführung der DDR-Staatsbürgerschaft.

Aber nicht nur beim weltpolitischen Gegner, sondern auch bei den Verbündeten rief die neue ostpolitische Beweglichkeit der Bonner Politik nervöses Interesse hervor. So zeigte sich das amerikanische Außenministerium, das zuvor das Auswärtige Amt über Jahre zu einer aktiveren Ostpolitik gedrängt hatte, "zunehmend bemüht, mehr über den Fortgang unserer Kontakte zu den osteuropäischen Staaten zu erfahren". Dem kam die deutsche Politik gerne nach, wußte man doch am Rhein sehr wohl, daß zur "Wirksamkeit" der neuen Politik "nicht nur amerikanisches Verständnis und Vertrauen, sondern von Fall zu Fall auch aktive amerikanische Unterstützung gegenüber den Sowjets" benötigt wurde.

Die wiederum war nicht umsonst zu haben; vielmehr ließen die Amerikaner, wie die Dokumente eindrucksvoll belegen, keinen Zweifel, daß sie für die Flankierung der Bonner Deutschland- und Ost-Politik dort deutsches Entgegenkommen erwarteten, wo sie es brauchten. Das galt für den Beitritt der Bundesrepublik zum "Atomsperrvertrag", auf den Washington drang, es galt für den "Harmel-Bericht" der Nato, der am 14. Dezember durch die Außenminister verabschiedet wurde und militärische Sicherheit und Entspannung als komplementäre politische Strategien definierte, und es galt natürlich für die krisenhafte Entwicklung im Nahen Osten, die während des Juni im "Sechstagekrieg" eskalierte.

Gerade dieser schwere Konflikt, der sich wie ein roter Faden durch die Dokumente des Auswärtigen Amts zieht, zeigte die Fülle von Handlungszwängen, denen die deutsche Politik ausgesetzt war. Neben der besagten Rücksichtnahme auf die eigenmächtige Nahostpolitik der westlichen Vormacht wollte man, wie es in einer internen Aufzeichnung vom 23. Juni heißt, verhindern, daß die Bundesrepublik im Nahen Osten als "Komplize der israelischen ,Aggression'" hingestellt wurde, um das seit 1965 geschädigte Verhältnis zu den arabischen Staaten nicht noch weiter zu belasten. Dabei durfte natürlich zu keinem Zeitpunkt ein Zweifel aufkommen, daß Bonn sich für das Lebensrecht Israels einsetzte.

Nicht zuletzt aber offenbarte die Nahostkrise die Handlungsschwäche Europas, wo immer noch Charles de Gaulle den Ton angab. Zwar hatte die Europäische Gemeinschaft, wie sie fortan etwas euphemistisch genannt wurde, am 1. Juli mit der Fusion der Organe von Montanunion, Euratom und EWG in Organisationsfragen einen beachtlichen Fortschritt gemacht, in politischer Hinsicht stagnierte das Unternehmen aber nach wie vor. Bundeskanzler Kiesinger jedenfalls empfand es als eine "Schande, daß die Europäer . . . nicht einmal versucht haben, über das Nahostproblem zu diskutieren. Dies zeigt, daß Europa nicht darauf vorbereitet ist, einer derartigen Krise entgegenzutreten." Wüßte man nicht, daß diese Aussage vom Juni 1967 stammt, man könnte meinen, sie bezöge sich auf die Krisen der neunziger Jahre in Südosteuropa, im Nahen Osten oder in Afrika. So gesehen vermittelt die Lektüre alter Akten des Auswärtigen Amts auch manche erhellende Erklärung für die Probleme der Gegenwart.

GREGOR SCHÖLLGEN

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