Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte.
Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Möller und Rudolf Morsey.
Wissenschaftliche Leiterin: Ilse Dorothee Pautsch.
Das Jahr 1974 brachte einen doppelten Führungswechsel in Bonn: Bundeskanzler Brandt mußte wegen der Agentenaffäre Guillaume zurücktreten und Außenminister Scheel übernahm das Amt des Bundespräsidenten. Fortan bestimmten Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher den außenpolitischen Kurs. Neben fortdauernden Spannungen in den transatlantischen Beziehungen, den Nachwirkungen der Energiekrise und der stagnierenden Europapolitik prägten weiterhin ungeklärte Probleme in den Beziehungen zur UdSSR, zu Polen und zur DDR die Außenpolitik der Bundesregierung. Weitere Schwerpunkte bildeten die KSZE und die MBFR-Verhandlungen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hauptherausgeber: Hans-Peter Schwarz, Mitherausgeber: Helga Haftendorn, Klaus Hildebrand, Werner Link, Horst Möller und Rudolf Morsey.
Wissenschaftliche Leiterin: Ilse Dorothee Pautsch.
Das Jahr 1974 brachte einen doppelten Führungswechsel in Bonn: Bundeskanzler Brandt mußte wegen der Agentenaffäre Guillaume zurücktreten und Außenminister Scheel übernahm das Amt des Bundespräsidenten. Fortan bestimmten Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher den außenpolitischen Kurs. Neben fortdauernden Spannungen in den transatlantischen Beziehungen, den Nachwirkungen der Energiekrise und der stagnierenden Europapolitik prägten weiterhin ungeklärte Probleme in den Beziehungen zur UdSSR, zu Polen und zur DDR die Außenpolitik der Bundesregierung. Weitere Schwerpunkte bildeten die KSZE und die MBFR-Verhandlungen.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als unterschiedlich aufschlussreich bewertet Rezensent Rolf Steininger die in diesem Band versammelten 382 Dokumente zur Außenpolitik der Bundesrepublik des Jahres 1974. Manche Dokumente lassen sich aus seiner Sicht sogar nur im ausführlichen Anmerkungsapparat erschließen, den Steininger allerdings an manchen Stellen wiederum "zu aufschlussreich" geraten findet. Obwohl man zum Rücktritt von Willy Brandt und Richard Nixon "wenig bis gar nichts" finde, bleibt nach Ansicht des Rezensenten in beiden Bänden dennoch genügend Spannendes übrig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2005Das Jahr 1974
AUSWÄRTIGE POLITIK. Es herrschte Krisenstimmung. Für den 1. Februar 1974 war in Washington ein Treffen zwischen dem amerikanischen Außenminister Henry Kissinger und dem deutschen Botschafter Berndt von Staden angesagt. Am Tag zuvor erhielt Staden ein geheimes Fernschreiben von Staatssekretär Paul Frank aus Bonn mit "persönlichen, stark akzentuierten Stichworten" für dieses Gespräch. Da hieß es: "Die amerikanische Diplomatie sollte darauf verzichten, aus jedem Problem, das auftritt, einen Test für den Zusammenhalt des Bündnisses zu machen. Eine vollständige Solidarität in Bündnisfragen ist mit unterschiedlichen Interessen und Auffassungen in Fragen außerhalb des Bündnisses durchaus vereinbar. Wer dies verneint, bringt das Bündnis in Gefahr." Damals setzten die arabischen Staaten ihr Ölembargo gegen die Vereinigten Staaten fort. Kissinger hatte kurzfristig zu einer Energiekonferenz in Washington eingeladen - und nun wagten es die Europäer, eine Außenministerkonferenz mit den arabischen Staaten in Bonn durchzuführen. Von den Amerikanern, so Kissinger, wurde dies "als ein Dolch in den Rücken ihrer Friedensbemühungen im Nahen Osten verstanden". Das sei "europäischer Masochismus", die Amerikaner hätten "als einziges Land einigen Einfluß auf Israel, und deshalb würden die Amerikaner von den Arabern gebraucht". Frank teilte Staden mit: "Westeuropa ist geographisch näher beim Mittleren Osten, hat traditionelle Beziehungen zur arabischen Welt und ist zu über 70 Prozent abhängig vom arabischen Öl. Die USA sind trotz ihrer globalen Verantwortung weit entfernt, verstehen die Araber kaum und sind lediglich zu 6 Prozent vom arabischen Öl abhängig. Dies sind objektive Unterschiede, die berücksichtigt sein wollen und die, wie die europäische Haltung im Nahost-Konflikt zeigt, ihren Niederschlag finden." Das war 1974 - keineswegs etwa 2005. Nicht alle der insgesamt 382 ausgewählten Dokumente sind so aufschlußreich wie das von Staatssekretär Frank. Manche Probleme lassen sich nur im ausführlichen, zum Teil fast zu ausführlichen Anmerkungsapparat erschließen. Zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt im Mai und des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im August erfährt man wenig bis gar nichts; da muß man zur Memoirenliteratur greifen. Es bleibt dennoch genügend Spannendes in den beiden Bänden übrig. (Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1974. Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte. Zwei Bände. R. Oldenbourg Verlag, München 2005. LXXVIII und 1085 Seiten, 120,- [Euro]. )
ROLF STEININGER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
AUSWÄRTIGE POLITIK. Es herrschte Krisenstimmung. Für den 1. Februar 1974 war in Washington ein Treffen zwischen dem amerikanischen Außenminister Henry Kissinger und dem deutschen Botschafter Berndt von Staden angesagt. Am Tag zuvor erhielt Staden ein geheimes Fernschreiben von Staatssekretär Paul Frank aus Bonn mit "persönlichen, stark akzentuierten Stichworten" für dieses Gespräch. Da hieß es: "Die amerikanische Diplomatie sollte darauf verzichten, aus jedem Problem, das auftritt, einen Test für den Zusammenhalt des Bündnisses zu machen. Eine vollständige Solidarität in Bündnisfragen ist mit unterschiedlichen Interessen und Auffassungen in Fragen außerhalb des Bündnisses durchaus vereinbar. Wer dies verneint, bringt das Bündnis in Gefahr." Damals setzten die arabischen Staaten ihr Ölembargo gegen die Vereinigten Staaten fort. Kissinger hatte kurzfristig zu einer Energiekonferenz in Washington eingeladen - und nun wagten es die Europäer, eine Außenministerkonferenz mit den arabischen Staaten in Bonn durchzuführen. Von den Amerikanern, so Kissinger, wurde dies "als ein Dolch in den Rücken ihrer Friedensbemühungen im Nahen Osten verstanden". Das sei "europäischer Masochismus", die Amerikaner hätten "als einziges Land einigen Einfluß auf Israel, und deshalb würden die Amerikaner von den Arabern gebraucht". Frank teilte Staden mit: "Westeuropa ist geographisch näher beim Mittleren Osten, hat traditionelle Beziehungen zur arabischen Welt und ist zu über 70 Prozent abhängig vom arabischen Öl. Die USA sind trotz ihrer globalen Verantwortung weit entfernt, verstehen die Araber kaum und sind lediglich zu 6 Prozent vom arabischen Öl abhängig. Dies sind objektive Unterschiede, die berücksichtigt sein wollen und die, wie die europäische Haltung im Nahost-Konflikt zeigt, ihren Niederschlag finden." Das war 1974 - keineswegs etwa 2005. Nicht alle der insgesamt 382 ausgewählten Dokumente sind so aufschlußreich wie das von Staatssekretär Frank. Manche Probleme lassen sich nur im ausführlichen, zum Teil fast zu ausführlichen Anmerkungsapparat erschließen. Zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt im Mai und des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im August erfährt man wenig bis gar nichts; da muß man zur Memoirenliteratur greifen. Es bleibt dennoch genügend Spannendes in den beiden Bänden übrig. (Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1974. Herausgegeben im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte. Zwei Bände. R. Oldenbourg Verlag, München 2005. LXXVIII und 1085 Seiten, 120,- [Euro]. )
ROLF STEININGER
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"Die Archivalien sind, wie bei den vorherigen Jahrgängen auch, mustergültig ediert. Das Aktenmaterial läßt sich durch das umfangreiche Dokumentenverzeichnis, in dem der Inhalt der Dokumente knapp zusammengefaßt wird, und das Namen- und Sachregister sehr gut erschließen." Henning Türk, Historische Zeitschrift, Bd. 291, 2010