Das Ost-West-Verhältnis im Jahr 1986 war geprägt von einer nie gekannten Dynamik. Mit einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Vorschläge zur Rüstungskontrolle forderte KPdSU-Generalsekretär Gorbatschow die NATO heraus. Der Gipfel der Supermächte in Reykjavik eröffnete, obwohl ergebnislos, die Perspektive einer Welt ohne Atomwaffen. Zusammen mit der Fortsetzung des KSZE-Prozesses nährte diese Entwicklung die Hoffnung auf eine neue europäische Friedensordnung. Auch das Verhältnis zur UdSSR schien nach dem Besuch Außenminister Genschers in Moskau neuen Schwung zu erhalten, der jedoch durch einen Vergleich zwischen Gorbatschow und NS-Propagandaminister Goebbels in einem Newsweek-Interview von Bundeskanzler Kohl abrupt abgebremst wurde. Eine wachsende Herausforderung stellte der internationale Terrorismus dar, wie der Anschlag auf die Berliner Diskothek "La Belle" und die Ermordung des Politischen Direktors Gerold von Braunmühl deutlich machten. Der Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl rückte Sicherheitsfragen der Kernenergie in den Fokus. Ein Dauerthema blieb das schwierige Erbe des Nationalsozialismus, wie u.a. der "Historikerstreit" belegte.
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