Aku maku ... Die beiden Wörter entstammen den sumerisch-akkadischen Sprachen und bedeuten: "Es war einmal ...". Mit ihnen beginnen - wie bei den Brüdern Grimm - fast alle irakischen Märchen. Erwachsene, die die Geschichten im Kaffeehaus der früher von ihren Großeltern erzählt bekamen, denken bei "Aku maku" an sehr nostalgische und persönliche Momente. Aber auch Kinder lassen sich von den Erzählungen, die an Märchen von Tausend und einer Nacht erinnern, begeistern. Das Buch stellt 42 irakische Märchen vor, die Chadidscha Hassan ihrem Enkel Najim A. Mustafa erzählte und von diesem aufgeschrieben wurden.
Durch Illustrationen von Ruth Aufsfeld und Christina Gartz, Studentinnen der Hanauer Zeichenakademie, tauchen die Leser schnell in die orientalischen Erzählungen ein.
Durch Illustrationen von Ruth Aufsfeld und Christina Gartz, Studentinnen der Hanauer Zeichenakademie, tauchen die Leser schnell in die orientalischen Erzählungen ein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2014Faszination der orientalischen Erzählkultur
Irakischer Autor veröffentlicht Märchen und widmet sie der Stadt Hanau und den Brüdern Grimm
lu. HANAU. Die Frauen, die den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm einst die Märchen ihrer Volkstradition erzählten, sind legendär. Catharina Dorothea Viehmann zum Beispiel, eine Gastwirtstochter mit hugenottischen Wurzeln, oder Marie Hassenpflug und ihre Schwestern Jeanette und Amalie kennt jeder, der sich mit dem Ursprung der Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen befasst.
Eine große, aber weitgehend unbekannte Märchenerzählerin war auch Chadidscha Hassan. Unermüdlich erzählte die alte Dame ihrem Enkel Najim Mustafa die Märchen ihrer Heimat, dem Irak. Der kleine Junge hörte aufmerksam zu und merkte sich alles, was er über die Jahre seiner Kindheit zu hören bekam. "Meine Großmutter Chadidscha war eine wundervolle Märchenerzählerin", sagt Mustafa, der mehr als 70 der Erzählungen seiner Heimat zu Papier gebracht hat. Überliefert wurden sie mündlich von Generation zu Generation, oft erzählt zur Unterhaltung im Kaffeehaus. "Aku Maku", was so viel heißt wie "es war einmal" lautet der Titel einer Sammlung von 42 Märchen, die Najim Mustafa jetzt herausgegeben hat und sie seiner Wahlheimatstadt Hanau widmete. Wie in den Grimm'schen Märchen gibt es darin Hexen und Zauberer, Geister und Dämonen, gute und böse Herrscher sowie Tiere und Menschen, die sich in dem ihnen zugedachten Schicksal bewähren müssen.
Najim Mustafa schrieb die Märchen nach und nach auf, um dafür zu sorgen, dass das Erbe seiner Großmutter für die Nachwelt festgehalten wird. Chadidscha Hassan kam Ende des 19. Jahrhunderts als Tochter eines Kaufmanns im Nordirak zu Welt. Nachdem ihr Mann im Jahr 1914 im Krieg zwischen dem Osmanischen Reich und dem Zarenreich gefallen war, wurde sie - obgleich sie weder lesen noch schreiben konnte - Oberhaupt der Familie. Nach dem Tod einer Tochter fiel ihr dann auch die Aufgabe zu, sich um ihre vier Enkelkinder zu kümmern. Eines davon, der im Jahr 1929 in Bagdad geborene Najim Mustafa, studierte zunächst die englische Sprache an der Universität Bagdad. Anfang der sechziger Jahre kam der junge Mann zum Studium nach Heidelberg. Um seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern, suchte er im Buchhandel nach einem Buch mit irakischen Märchen auf deutscher Sprache.
Es verwundert wenig, dass er einen solchen Band nicht auftreiben konnte. Nicht einmal ein Buch über den Irak selbst sei ihm in die Hände gefallen. Deshalb beschloss der als Autor und Übersetzer arbeitende Mustafa eines Tages, die Märchen seiner Großmutter selbst niederzuschreiben. Etwa 90 davon hatten sich tief in seinem Gedächtnis eingegraben. Der erste Band mit dem Titel "Drei Säcke voll Rosinen" erschien im Jahr 2001 in Wien. Für den mittlerweile vergriffenen Band erhielt der Autor im Jahr 2001 den Rattenfänger-Literaturpreis der Stadt Hameln.
Bei dem Vorhaben, die mündlich überlieferten Märchen aus seinem Heimatland schriftlich festzuhalten, stand ihm seine Frau Krystyna zu Seite. Sie arbeitete drei Jahrzehnte lang als Hebamme. Diesen Kindern habe sie etwas hinterlassen wollen, sagt Krystyna Mustafa. In den Märchen, so Najim Mustafa, werden vielfältige Spuren der Jahrtausende alten Geschichte des Iraks sichtbar.
In Hanau lebt das Paar seit dem Jahr 1983. Den Band widmete er der Stadt, die ihm und seiner Frau ein Zuhause gegeben habe, und den in Hanau geborenen Märchensammlern Jacob und Wilhelm Grimm. Deren Märchen Rumpelstilzchen, zunächst gehört in englischer Sprache, habe ihn schon als kleinen Jungen begleitet. Die Stadt Hanau unterstützte die Herausgabe des Bandes, der im Verlag M. Naumann erschienen ist. Die Zeichenakademie-Studenten Ruth Aufsfeld und Christina Gartz fertigten die Illustrationen des Buches an.
Das Band "Aku Maku" ist zum Preis von 12,80 Euro im Buchhandel und im Hanauer Stadtladen erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Irakischer Autor veröffentlicht Märchen und widmet sie der Stadt Hanau und den Brüdern Grimm
lu. HANAU. Die Frauen, die den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm einst die Märchen ihrer Volkstradition erzählten, sind legendär. Catharina Dorothea Viehmann zum Beispiel, eine Gastwirtstochter mit hugenottischen Wurzeln, oder Marie Hassenpflug und ihre Schwestern Jeanette und Amalie kennt jeder, der sich mit dem Ursprung der Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen befasst.
Eine große, aber weitgehend unbekannte Märchenerzählerin war auch Chadidscha Hassan. Unermüdlich erzählte die alte Dame ihrem Enkel Najim Mustafa die Märchen ihrer Heimat, dem Irak. Der kleine Junge hörte aufmerksam zu und merkte sich alles, was er über die Jahre seiner Kindheit zu hören bekam. "Meine Großmutter Chadidscha war eine wundervolle Märchenerzählerin", sagt Mustafa, der mehr als 70 der Erzählungen seiner Heimat zu Papier gebracht hat. Überliefert wurden sie mündlich von Generation zu Generation, oft erzählt zur Unterhaltung im Kaffeehaus. "Aku Maku", was so viel heißt wie "es war einmal" lautet der Titel einer Sammlung von 42 Märchen, die Najim Mustafa jetzt herausgegeben hat und sie seiner Wahlheimatstadt Hanau widmete. Wie in den Grimm'schen Märchen gibt es darin Hexen und Zauberer, Geister und Dämonen, gute und böse Herrscher sowie Tiere und Menschen, die sich in dem ihnen zugedachten Schicksal bewähren müssen.
Najim Mustafa schrieb die Märchen nach und nach auf, um dafür zu sorgen, dass das Erbe seiner Großmutter für die Nachwelt festgehalten wird. Chadidscha Hassan kam Ende des 19. Jahrhunderts als Tochter eines Kaufmanns im Nordirak zu Welt. Nachdem ihr Mann im Jahr 1914 im Krieg zwischen dem Osmanischen Reich und dem Zarenreich gefallen war, wurde sie - obgleich sie weder lesen noch schreiben konnte - Oberhaupt der Familie. Nach dem Tod einer Tochter fiel ihr dann auch die Aufgabe zu, sich um ihre vier Enkelkinder zu kümmern. Eines davon, der im Jahr 1929 in Bagdad geborene Najim Mustafa, studierte zunächst die englische Sprache an der Universität Bagdad. Anfang der sechziger Jahre kam der junge Mann zum Studium nach Heidelberg. Um seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern, suchte er im Buchhandel nach einem Buch mit irakischen Märchen auf deutscher Sprache.
Es verwundert wenig, dass er einen solchen Band nicht auftreiben konnte. Nicht einmal ein Buch über den Irak selbst sei ihm in die Hände gefallen. Deshalb beschloss der als Autor und Übersetzer arbeitende Mustafa eines Tages, die Märchen seiner Großmutter selbst niederzuschreiben. Etwa 90 davon hatten sich tief in seinem Gedächtnis eingegraben. Der erste Band mit dem Titel "Drei Säcke voll Rosinen" erschien im Jahr 2001 in Wien. Für den mittlerweile vergriffenen Band erhielt der Autor im Jahr 2001 den Rattenfänger-Literaturpreis der Stadt Hameln.
Bei dem Vorhaben, die mündlich überlieferten Märchen aus seinem Heimatland schriftlich festzuhalten, stand ihm seine Frau Krystyna zu Seite. Sie arbeitete drei Jahrzehnte lang als Hebamme. Diesen Kindern habe sie etwas hinterlassen wollen, sagt Krystyna Mustafa. In den Märchen, so Najim Mustafa, werden vielfältige Spuren der Jahrtausende alten Geschichte des Iraks sichtbar.
In Hanau lebt das Paar seit dem Jahr 1983. Den Band widmete er der Stadt, die ihm und seiner Frau ein Zuhause gegeben habe, und den in Hanau geborenen Märchensammlern Jacob und Wilhelm Grimm. Deren Märchen Rumpelstilzchen, zunächst gehört in englischer Sprache, habe ihn schon als kleinen Jungen begleitet. Die Stadt Hanau unterstützte die Herausgabe des Bandes, der im Verlag M. Naumann erschienen ist. Die Zeichenakademie-Studenten Ruth Aufsfeld und Christina Gartz fertigten die Illustrationen des Buches an.
Das Band "Aku Maku" ist zum Preis von 12,80 Euro im Buchhandel und im Hanauer Stadtladen erhältlich.
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