»Still ist die Stille und der Grund von allem. (...) Im Anfang war nicht das Wort sondern die Stille. Die Stille, aktiv: sie lebt, wächst, breitet sich aus, vibriert, nimmt überhand oder ab.« Ilma Rakusa |55
Die Aktivität der Stille ist die Klammer der zweiten Ausgabe dieses Jahres von Hanser
Akzente. Die Herausgeberin Daniela Dröscher beschäftigt das Phänomen des Schweigens schon lange, das…mehr»Still ist die Stille und der Grund von allem. (...) Im Anfang war nicht das Wort sondern die Stille. Die Stille, aktiv: sie lebt, wächst, breitet sich aus, vibriert, nimmt überhand oder ab.« Ilma Rakusa |55
Die Aktivität der Stille ist die Klammer der zweiten Ausgabe dieses Jahres von Hanser Akzente. Die Herausgeberin Daniela Dröscher beschäftigt das Phänomen des Schweigens schon lange, das auf dem ersten Blick eine Kargheit hat und auf dem zweiten eine der facettenreichsten Erscheinungen gerade in der Literatur ist. Ist Literatur doch eine Kunst, die meist in Stille entsteht und in Stille genossen wird, dabei innerlich resonant redet und permanent erzählt. Aber wenn sie nachhaltig zu uns spricht, ist es nicht das Plapperhafte, es ist das Innehalten, es sind die Auslassungen, die Lücken, das Schweigen, das am eindringlichsten zu und in uns spricht.
So ist es kein Wunder, dass viele Autor:innen nicht zögerten, der Einladung und Idee von Dröscher zu folgen, einen Beitrag zum Schweigen beizusteuern und damit Teil dieses Kaleidoskops des literarischen Schweigens zu werden. Die Mischung aus zeitgenössischem und klassischem, aus Gedichten, Romanauszügen, Essays, Versatzstücken, der Schätzung, dem Leiden und der gleichmütigen Betrachtung des Schweigens, ist gelungen.
Die von Hanser herausgegebene vierteljährlich erscheinende Literaturzeitschrift Akzente geht nun ins 70ste Jahr. 1953 erschien die erste Ausgabe herausgegeben von Walter Höllerer und Hans Bender, zu der noch heute bekannte damals zeitgenössische Autorinnen wie Ingeborg Bachmann, Hans Magnus Enzensberger, Thomas Mann, Elias Canetti, Paul Celan und Nelly Sachs beitrugen. Seit 2015 widmet sich Akzente je einem Thema, seit 2019 liegt die Verantwortung für eine Ausgabe bei einer Person, meist etablierten Autor:in, was die Attraktivität und Vielfalt dieser Zeitschrift erhöht.