Ein sonniger Tag im August 1961: Während eine Jugendclique im Schwimmbad den Sommer genießt, werden im fernen Berlin die Steine zur Mauer aufgetürmt und stellen die Weichen für ein Leben hinter dem Zaun. Eine große Liebe nimmt Fahrt auf und endet abrupt, ein schicksalhafter Bescheid besiegelt das Leben eines jungen Zeitungsredakteurs ... Aus einer Jugend in Unschuld wird immer mehr eine Jugend in Bedrängnis, die ihren Ausweg einzig in der riskanten Flucht in die Freiheit sieht. Lagen in Jörg Saders erstem Erzählungsband "Unter Tage" (2010) noch die Erfahrungen mit der 'leibhaftigen' DDR unter dem Text, so führt der Blick nun weiter über die Grenze hinweg, durch den 'freien Westen', ins Hier und Heute. Wie fühlt sich das an - die erste Fahrt durch den Transit, ein Anruf aus dunkler Vergangenheit oder die späte Begegnung mit der wieder entdeckten Heimat? Die äußeren Grenzen sind verschwunden, doch im Inneren bestehen die Grenzen fort. Wie Schlaglichter zeigen Jörg Saders poetischeMomentaufnahmen die tiefe Kluft zwischen Damals und Jetzt, zwischen Erinnern und Erleben, zwischen brüchigen Schichten aus Zeit.