Gott würfelt nicht
Albert Einstein war nicht nur ein großer Physiker, sondern auch Schöpfer raffinierter Gedankenexperimente. Er hat soviel Tiefsinniges produziert, dass sich ein Zitat von ihm immer gut platzieren lässt. Rein äußerlich verkörperte er den Prototyp eines zerstreuten Professors.
Seine manchmal fehlenden Socken sind ebenso Legende wie seine zu kurzen Hosen. Sein Typ diente als…mehrGott würfelt nicht
Albert Einstein war nicht nur ein großer Physiker, sondern auch Schöpfer raffinierter Gedankenexperimente. Er hat soviel Tiefsinniges produziert, dass sich ein Zitat von ihm immer gut platzieren lässt. Rein äußerlich verkörperte er den Prototyp eines zerstreuten Professors. Seine manchmal fehlenden Socken sind ebenso Legende wie seine zu kurzen Hosen. Sein Typ diente als Vorlage für zahlreiche Filme. Thomas Bührke hat sich mit Einsteins Lebenswerk auseinandergesetzt und eine lesenswerte Biografie dazu verfasst. Das Buch ist chronologisch aufgebaut. Eine Zeittafel dient der Übersicht.
Einsteins Charakterzüge behandelt der Autor ausführlich. So war Einstein Zeit seines Lebens misstrauisch gegen jede Art von Autorität. Als grüblerisches Naturell galt er eher als Außenseiter. In der Person Einstein vereinigten sich Intelligenz und Kreativität. Dies zeigte sich schon in seiner Jugend, wenn er zum Ärger seiner Lehrer eigene Lösungen präsentierte.
Auch die Familie und das familiäre Umfeld kommen nicht zu kurz. In Einsteins Familienleben war es nicht immer zum Besten bestellt. Seine erste Ehe ging in die Brüche und seine unehelich geborene erste Tochter wurde, so vermutet man, zur Adoption freigegeben. Ein Zitat seines Sohnes Hans Albert verdeutlicht die familiäre Situation: „Das einzige Projekt, das er jemals aufgegeben hat, bin ich.“
Mit der Spaltung des Urankerns in Berlin Ende der 1930er Jahre war der Weg zur Atombombe nur noch eine Frage der technischen Umsetzung. Die Büchse der Pandora war geöffnet. Einstein befürchtete, dass die Deutschen eine Atombombe bauen könnten und brachte seine Bedenken in einem Brief an den Präsidenten der USA zum Ausdruck. An dem Manhattan-Projekt war er nicht beteiligt.
Der Autor erwähnt wichtige Arbeiten von Einstein. Im Jahre 1905 entstanden gleich fünf wissenschaftliche Arbeiten für die Annalen der Physik. Für seinen Beitrag zur Quantentheorie (nicht für die Relativitätstheorie!) bekam er 1922 den Physik-Nobelpreis. Auch wenn er einen wichtigen Beitrag zur Quantentheorie geleistet hat, konnte er sich mit den weiteren Entwicklungen auf diesem Gebiet (Unschärferelation) nicht anfreunden. Hier hatte der Zufall Einzug in die Wissenschaft gehalten und aus dieser Zeit stammt sein bekannter Spruch: „Gott würfelt nicht“.
Mit der Speziellen Relativitätstheorie (1905) und der Allgemeine Relativitätstheorie (1915) kam er in die Boulevardblätter. Aber auch ohne diese beiden Werke wäre er bekannt geworden. Durch seine revolutionären Hypothesen wurde der absolute Raum und die absolute Zeit Newtons ersetzt durch das sogenannte vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum. Die Prinzipien „Konstanz der Lichtgeschwindigkeit“ (streng genommen „Invarianz der Lichtgeschwindigkeit“) und „Spezielles Relativitätsprinzip“ führten zur Speziellen Relativitätstheorie. In späteren Jahren bezog Einstein die Schwerkraft in seine Überlegungen ein und entwickelte die Allgemeine Relativitätstheorie.
Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie gelten als allgemein anerkannte und experimentell verifizierte Theorien, trotzdem ist die Kritik bis heute nicht verstummt. Wie kommt es, dass die Relativitätstheorie nach 100 Jahren immer noch kritisiert wird? Erklärungsversuche hierfür liefert Bührke nicht.
Einstein hat das Thema „Verantwortung der Wissenschaft“ ins Gespräch gebracht, wie kein anderer Wissenschaftler vor ihm. Er hat sich selbst nicht als Genie betrachtet, sondern wurde durch sein Umfeld in diese Rolle gedrängt. Als selbstkritischer Mensch hatte er nie Probleme damit, Fehler einzugestehen. Mit Kritikern ist er fair umgegangen. Das Portrait von Thomas Bührke ist sachlich und verständlich. Das menschliche Profil Albert Einsteins hat er vortrefflich skizziert. Sein Lebensweg und seine markanten Charakterzüge werden ansprechend beschrieben. Wer Einsteins Theorien verstehen will, muss auf Fachbücher zurückgreifen.