Der Mathematiker Albrecht Beutelspacher, bekannt dafür, sein Fachgebiet unterhaltsam und spannend zu präsentieren, ist nicht nur Direktor eines einzigartigen Museums für Mathematik, er hat es sich auch zur Angewohnheit gemacht, die vielen Fragen der Besucher seines Museums so genau und so verständlich wie möglich zu beantworten.
Die interessantesten, originellsten und meistgestellten Fragen samt ihren Antworten hat er gesammelt. Hier liegt nun das Ergebnis vor: "Beutelspachers kleines Mathematikum". Ist Null eine gerade Zahl? Ja. Auch null Bonbons lassen sich auf zwei Kinder aufteilen, ohne dass ein Bonbon übrig bleibt. Großzügig ist das allerdings nicht. Wie groß ist die Chance, einen Sechser im Lotto zu tippen? Entsetzlich klein. Genau gesagt: 1 geteilt durch knapp 14 Millionen. Anders ausgedrückt: 0,000007%. Sind Frauen mathematisch unbegabt? Nein, liebe Machos: Frauen und Männer sind gleich begabt in Mathematik. Könnten Außerirdische unsere Mathematik verstehen? Wenn sie überhaupt etwas verstehen, dann unsere Mathematik.
Die interessantesten, originellsten und meistgestellten Fragen samt ihren Antworten hat er gesammelt. Hier liegt nun das Ergebnis vor: "Beutelspachers kleines Mathematikum". Ist Null eine gerade Zahl? Ja. Auch null Bonbons lassen sich auf zwei Kinder aufteilen, ohne dass ein Bonbon übrig bleibt. Großzügig ist das allerdings nicht. Wie groß ist die Chance, einen Sechser im Lotto zu tippen? Entsetzlich klein. Genau gesagt: 1 geteilt durch knapp 14 Millionen. Anders ausgedrückt: 0,000007%. Sind Frauen mathematisch unbegabt? Nein, liebe Machos: Frauen und Männer sind gleich begabt in Mathematik. Könnten Außerirdische unsere Mathematik verstehen? Wenn sie überhaupt etwas verstehen, dann unsere Mathematik.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2010Beweispflicht
"Gegeben sei ...", so lautet die recht demiurgisch klingende Eingangsformel mathematischer Beweise. Alle großen Fragen zum Charakter der Gegenstände, mit denen die Mathematik umgeht, lassen sich eigentlich gleich daran knüpfen. Und wenn man nicht aufpasst, steht man dann schnell vor der größten, die da lautet: "Was ist Mathematik?" Weil aber Albrecht Beutelspacher, Gießener Mathematikprofessor und vielfach ausgezeichneter Vermittler seiner Disziplin, keiner Frage aus dem Weg geht, steht sie am Anfang seines "Kleinen Mathematikums". Es versteht sich, dass die vier angebotenen Antworten nicht als letzte Worte zu nehmen sind. Schließlich folgen dann noch weiter hundert "wichtigste Fragen" zur Mathematik, und alle sind sie mit bündigen Antworten versehen. Wichtig vielleicht der Hinweis: Man versteht diese Antworten durchaus, ohne nach Papier und Bleistift greifen zu müssen. So behutsam weiß der Autor in die im Allgemeinen eher gefürchteten Arkana einzuführen. Und außerdem sind viele Fragen so grundsätzlich gehalten, dass man gar nicht befürchten muss, gleich auf das Terrain der Formeln gezogen zu werden. Allerdings könnte man unversehens an ihnen Geschmack finden - womit dann die Frage, was Mathematik sei, ihre vermutlich überzeugendste Auflösung findet: die - allerdings sehr variantenreiche - Praxis der Mathematiker. (Albrecht Beutelspacher: "Kleines Mathematikum". Die 101 wichtigsten Fragen und Antworten zur Mathematik. Verlag C. H. Beck, München 2010. 189 S. geb., 14,95 [Euro]. )
hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Gegeben sei ...", so lautet die recht demiurgisch klingende Eingangsformel mathematischer Beweise. Alle großen Fragen zum Charakter der Gegenstände, mit denen die Mathematik umgeht, lassen sich eigentlich gleich daran knüpfen. Und wenn man nicht aufpasst, steht man dann schnell vor der größten, die da lautet: "Was ist Mathematik?" Weil aber Albrecht Beutelspacher, Gießener Mathematikprofessor und vielfach ausgezeichneter Vermittler seiner Disziplin, keiner Frage aus dem Weg geht, steht sie am Anfang seines "Kleinen Mathematikums". Es versteht sich, dass die vier angebotenen Antworten nicht als letzte Worte zu nehmen sind. Schließlich folgen dann noch weiter hundert "wichtigste Fragen" zur Mathematik, und alle sind sie mit bündigen Antworten versehen. Wichtig vielleicht der Hinweis: Man versteht diese Antworten durchaus, ohne nach Papier und Bleistift greifen zu müssen. So behutsam weiß der Autor in die im Allgemeinen eher gefürchteten Arkana einzuführen. Und außerdem sind viele Fragen so grundsätzlich gehalten, dass man gar nicht befürchten muss, gleich auf das Terrain der Formeln gezogen zu werden. Allerdings könnte man unversehens an ihnen Geschmack finden - womit dann die Frage, was Mathematik sei, ihre vermutlich überzeugendste Auflösung findet: die - allerdings sehr variantenreiche - Praxis der Mathematiker. (Albrecht Beutelspacher: "Kleines Mathematikum". Die 101 wichtigsten Fragen und Antworten zur Mathematik. Verlag C. H. Beck, München 2010. 189 S. geb., 14,95 [Euro]. )
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.09.2010Seit wann gibt es die Null
Albrecht Beutelspacher beantwortet mathematische Fragen
Es gibt Sätze in diesem Buch von zeitloser Schönheit. „Man muss nicht wissen, was ein Punkt ist, um Geometrie machen zu können“. Wer außer einem Mathematiker könnte solche Dinge schreiben? Albrecht Beutelspacher ist dieser Mathematiker, in seinem neuen Buch Kleines Mathematikum spürt er dem Wesen einer komplizierten Disziplin nach, beantwortet dabei die 101 wichtigsten Fragen zur Mathematik. Seit wann gibt es die Null? Was ist ein Punkt? Welches ist die älteste Zahl? Warum macht Mathematik Angst? Die Fragen, sagt Beutelspacher, seien ihm oft von Besuchern seines „Mathematikums“, eines Museums für Mathematik, in Gießen, gestellt worden. Die Routine bei den Antworten spürt man, doch die große Qualität liegt eigentlich woanders: Da schafft es jemand, mit viel Liebe und einem leichten Tonfall von einer komplizierten Wissenschaft zu sprechen, wohl wissend, dass diesem von ihm so geschätzten Fach nicht immer Liebe zuteil wird, dass Mathematiker gern als verschroben und abgehoben abgestempelt werden.
Der Verlag verkauft Beutelspacher als den „Mathe-Versteher“. Das soll das Buch nicht so schwierig und kompliziert und ein bisschen alltagstauglich wirken lassen. Doch so ganz greift die Beschreibung nicht. Beutelspacher will den Leser in diese ganz eigene Welt locken, entfaltet vor ihm die Schönheit von Formeln, die absolute Klarheit von Beweisen und erklärt die Strukturen und das Denken. Mathematik ist ein Gebiet von bemerkenswerter Präzision und Klarheit. Deshalb wirkt sie auch so unerbittlich. Beweise sind richtig oder falsch. Halb-Wahrheiten gibt es nicht. Mathematiker sind deshalb fast gezwungen, auch ein wenig Perfektionisten zu sein.
Der Gießener Mathematik-Professor spannt einen Bogen von Euklids Werk Die Elemente hin zur modernen Mathematik und zu dem Russen Gregori Perelman, der jüngst die Poincaré-Vermutung löste, ein Mathematik-Problem aus dem Jahr 1900, an dem sich bis dahin alle berühmten Mathematiker die Zähne ausgebissen hatten. Wer Beutelspacher durch das Buch folgt, wird mit einer Erkenntnis belohnt: Die Welt der Mathematik bietet mehr Sicherheiten als das reale Leben draußen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Menschen ein halbes Leben einsetzen, um doch immer wieder an Jahrhundert-Beweisen wie der Poincaré-Vermutung zu scheitern. Mathematik ist eine der wenigen Disziplinen, in der man schön scheitern kann.
Beutelspacher durchstreift bei seinen 101 Fragen und Antworten alle Gebiete der Mathematik, Algebra, Geometrie, Stochastik, Infinitesimalrechnung, er erklärt die Struktur von Beweisen und das Wesen von Formeln. Er zeigt Zusammenhänge, etwa beim Geburtstagsparadox. Das besagt, dass es sich schon ab 23 Personen lohnt, darauf zu wetten, dass zwei von ihnen am gleichen Tag Geburtstag haben. Und bei 40 Menschen kann man fast sicher sein, dass man die Wette gewinnen würde. Auf diese Weise macht Beutelspacher Schritt für Schritt Mathematik fühlbar. Und spricht ihr sogar einen gewissen Witz zu. Er zitiert ein Bonmot von Bertrand Russell über die Mathematik: „So kann also die Mathematik definiert werden als diejenige Wissenschaft, in der wir niemals das kennen, worüber wir sprechen, und niemals wissen, ob das, was wir sagen, wahr ist.“ Sogar Außerirdischen macht er Hoffnung: „Wenn intelligente außerirdische Wesen unseren Globus anschauen, dann ist Mathematik eines der wenigen Phänomene, die sie verstehen könnten.“ Wenn das keine Hoffnung gibt! (Für junge Erwachsene) HUBERT FILSER
ALBRECHT BEUTELSPACHER: Kleines Mathematikum. C. H. Beck 2010. 189 Seiten, 14,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Albrecht Beutelspacher beantwortet mathematische Fragen
Es gibt Sätze in diesem Buch von zeitloser Schönheit. „Man muss nicht wissen, was ein Punkt ist, um Geometrie machen zu können“. Wer außer einem Mathematiker könnte solche Dinge schreiben? Albrecht Beutelspacher ist dieser Mathematiker, in seinem neuen Buch Kleines Mathematikum spürt er dem Wesen einer komplizierten Disziplin nach, beantwortet dabei die 101 wichtigsten Fragen zur Mathematik. Seit wann gibt es die Null? Was ist ein Punkt? Welches ist die älteste Zahl? Warum macht Mathematik Angst? Die Fragen, sagt Beutelspacher, seien ihm oft von Besuchern seines „Mathematikums“, eines Museums für Mathematik, in Gießen, gestellt worden. Die Routine bei den Antworten spürt man, doch die große Qualität liegt eigentlich woanders: Da schafft es jemand, mit viel Liebe und einem leichten Tonfall von einer komplizierten Wissenschaft zu sprechen, wohl wissend, dass diesem von ihm so geschätzten Fach nicht immer Liebe zuteil wird, dass Mathematiker gern als verschroben und abgehoben abgestempelt werden.
Der Verlag verkauft Beutelspacher als den „Mathe-Versteher“. Das soll das Buch nicht so schwierig und kompliziert und ein bisschen alltagstauglich wirken lassen. Doch so ganz greift die Beschreibung nicht. Beutelspacher will den Leser in diese ganz eigene Welt locken, entfaltet vor ihm die Schönheit von Formeln, die absolute Klarheit von Beweisen und erklärt die Strukturen und das Denken. Mathematik ist ein Gebiet von bemerkenswerter Präzision und Klarheit. Deshalb wirkt sie auch so unerbittlich. Beweise sind richtig oder falsch. Halb-Wahrheiten gibt es nicht. Mathematiker sind deshalb fast gezwungen, auch ein wenig Perfektionisten zu sein.
Der Gießener Mathematik-Professor spannt einen Bogen von Euklids Werk Die Elemente hin zur modernen Mathematik und zu dem Russen Gregori Perelman, der jüngst die Poincaré-Vermutung löste, ein Mathematik-Problem aus dem Jahr 1900, an dem sich bis dahin alle berühmten Mathematiker die Zähne ausgebissen hatten. Wer Beutelspacher durch das Buch folgt, wird mit einer Erkenntnis belohnt: Die Welt der Mathematik bietet mehr Sicherheiten als das reale Leben draußen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Menschen ein halbes Leben einsetzen, um doch immer wieder an Jahrhundert-Beweisen wie der Poincaré-Vermutung zu scheitern. Mathematik ist eine der wenigen Disziplinen, in der man schön scheitern kann.
Beutelspacher durchstreift bei seinen 101 Fragen und Antworten alle Gebiete der Mathematik, Algebra, Geometrie, Stochastik, Infinitesimalrechnung, er erklärt die Struktur von Beweisen und das Wesen von Formeln. Er zeigt Zusammenhänge, etwa beim Geburtstagsparadox. Das besagt, dass es sich schon ab 23 Personen lohnt, darauf zu wetten, dass zwei von ihnen am gleichen Tag Geburtstag haben. Und bei 40 Menschen kann man fast sicher sein, dass man die Wette gewinnen würde. Auf diese Weise macht Beutelspacher Schritt für Schritt Mathematik fühlbar. Und spricht ihr sogar einen gewissen Witz zu. Er zitiert ein Bonmot von Bertrand Russell über die Mathematik: „So kann also die Mathematik definiert werden als diejenige Wissenschaft, in der wir niemals das kennen, worüber wir sprechen, und niemals wissen, ob das, was wir sagen, wahr ist.“ Sogar Außerirdischen macht er Hoffnung: „Wenn intelligente außerirdische Wesen unseren Globus anschauen, dann ist Mathematik eines der wenigen Phänomene, die sie verstehen könnten.“ Wenn das keine Hoffnung gibt! (Für junge Erwachsene) HUBERT FILSER
ALBRECHT BEUTELSPACHER: Kleines Mathematikum. C. H. Beck 2010. 189 Seiten, 14,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Vor allem jungen Erwachsenen möchte Hubert Filser das Buch des Mathematikers Albrecht Beutelspacher ans Herz legen. Dass Mathematik witzig, ja fühlbar und von unwiderstehlicher Klarheit ist, lernt Filser beim Durchforsten der 101 wichtigsten Fragen und Antworten zur Mathematik, die der Autor hier aus praktischer wie theoretischer Erfahrung und, wie Filser erfreut bemerkt, mit Liebe und Leichtigkeit zusammengestellt hat. Von der Schönheit der Formeln und Beweise, von Euklid bis zur modernen Mathematik und aus allen Bereichen (Algebra, Stochastik, Geometrie etc.) erfährt Filser Wissenswertes und kommt am Ende der Lektüre zur Erkenntnis: Mathe bietet allemal mehr Sicherheiten als das Leben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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