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Der Name Alexanders des Großen bezeichnet den Anfang einer neuen Weltepoche, und seit der Antike hat er nicht nur die Historiker, sondern auch die Dichter ... und die Filmemacher beschäftigt. Gleich zwei große Hollywood-Regisseure haben sich nun des Stoffes angenommen: Oliver Stone und Baz Luhrmann. Stones Verfilmung mit Anthony Hopkins, Val Kilmer, Colin Farrell und Angelina Jolie in den Hauptrollen kommt am 4. November 2004 ins Kino, Baz Luhrmanns Film mit Leonardo diCaprio und Nicole Kidmann voraussichtlich im Frühjahr 2005.

Produktbeschreibung
Der Name Alexanders des Großen bezeichnet den Anfang einer neuen Weltepoche, und seit der Antike hat er nicht nur die Historiker, sondern auch die Dichter ... und die Filmemacher beschäftigt. Gleich zwei große Hollywood-Regisseure haben sich nun des Stoffes angenommen: Oliver Stone und Baz Luhrmann. Stones Verfilmung mit Anthony Hopkins, Val Kilmer, Colin Farrell und Angelina Jolie in den Hauptrollen kommt am 4. November 2004 ins Kino, Baz Luhrmanns Film mit Leonardo diCaprio und Nicole Kidmann voraussichtlich im Frühjahr 2005.
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004

Die Dämmerung der Feindschaft
Vom Werkmeister, der Abend und Morgen geschieden hat, trügerisch, gefährlich hinreißend: Johann Gustav Droysens „Geschichte Alexanders des Großen” beschreibt den Vollstrecker des Weltgeistes
Alexander der Große hat in nur dreizehn Jahren, 336 bis 323 vor Christus, die Weltkarte so verändert, wie es keinem zweiten in der überlieferten Geschichte gelang. Der von ihm bewirkte Umsturz mündete in einen Kulturprozess, dessen Folgen bis in unsere Tage reichen: die Ausdehnung des griechischen Geistes über den gesamten vorderen Orient. Ohne diese Vorarbeit hätte es weder ein römisches Reich noch das Christentum geben können.
Alexanders Tat hat dabei eine sportliche Dimension, in der seine Heldengröße epische, für unsere Zeit: filmische Anschaulichkeit gewinnt. Innerhalb von fünf Jahren überrannte er mit einem Heer von wenigen zehntausend Soldaten das Perserreich, gelangte vom Hellespont über Kleinasien nach Ägypten, zog zum Euphrat, besetzte Babylon, brannte Persepolis nieder. Im elften Jahr seiner Regierung ist er bereits am Indus, wo erschöpfte Soldaten ihn so zur Umkehr zwingen wie Napoleon der Schnee und das brennende Moskau. Im Alter von 32 Jahren stirbt Alexander an einem Fieber in Babylon.
Das Epos dieser ungeheuren Person bleibt für deutsche Leser Johann Gustav Droysens „Geschichte Alexanders des Großen”. Als sie zuerst 1833 erschien, war ihr Verfasser genauso jung wie sein Held, 25 Jahre, Griechischlehrer am Grauen Kloster in Berlin, soeben den Vorlesungen Hegels entsprungen, hervorgetreten durch Übersetzungen der Tragödien des Aischylos und der Komödien des Aristophanes: ein kleiner, dicklicher, bebrillter Feuerkopf, Sohn eines pommerschen Garnisonspredigers. Er wurde durch rastlosen Forscherfleiß, genialen methodischen Verstand und hinreißende erzählerische Begabung einer der größten Historiker deutscher Sprache.
Der junge Mann griff hoch im Jahre 1833. „Wenigen Menschen und wenigen Völkern wird das Vorrecht zuteil, eine höhere Bestimmung als die Existenz, eine höhere Unsterblichkeit als zeitloses Vegetieren . . . zu haben. Berufen sind alle; aber denen, welche die Geschichte zu Vorkämpfern ihrer Siege, zu Werkmeistern ihrer Gedanken auserwählt, gibt sie die Unsterblichkeit des Ruhmes, in der Dämmerung ewigen Werdens gleich einsamen Sternen zu leuchten.” Ein solcher Werkmeister ist der makedonische König Alexander; seine Tat hat geschichtstheologische Bedeutung, ist eine große Synthese. Denn „wie an dem ersten Schöpfungstage Gott das Licht von der Finsternis schied, und aus Abend und Morgen der erste Tag ward, so hat der erste Tag der Geschichte die Völker aus Abend und Morgen zum ersten Male geschieden zu ewiger Feindschaft und dem ewigen Verlangen nach Versöhnung.”
Droysen hat seine Geschichte Alexanders vierzig Jahre später neu bearbeitet und 1877 ein zweites Mal als ersten Band seiner „Geschichte des Hellenismus” neu herausgebracht. Damals strich er das biblisch grundierte Proömium weg und begann mit dem wuchtigen Satz: „Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen.” Der Grundgedanke, einen der Vollstrecker des Weltgeistes zu schildern, blieb. Heute lesen wir Droysens Werk fast nur noch in dieser zweiten, etwa hundert Seiten längeren, im Detail oftmals präzisierten, stilistisch ernüchterten Version. Sie liegt der Taschenbuchausgabe zugrunde, die zum Start des Alexander-Films, der bei uns kurz vor Weihnachten in die Kinos kommt, herausgebracht wurde und den irreführenden Titel „Alexander der Große. Die Biographie” trägt.
Dabei hatte Droysen schon 1833 erklärt, er habe das Werk nicht als Biographie angelegt, „sondern den großen Mann, der Ansicht gewiss, dass seine Persönlichkeit nur das Organ seiner Tat, seine Tat nur der erste Impuls einer Wirkung auf Jahrhunderte ist, in seiner geschichtlichen Größe darzustellen versucht”. Darum „Geschichte” und nicht „Biographie”. Und das Vorwort zur zweiten Ausgabe von 1877 (hier weggelassen) hatte resigniert festgehalten: „Freilich, das Bedenkliche und in gewissem Sinne Trügerische, das die erzählende Form der Darlegung so unzulänglich überlieferter Ereignisse hat, vermochte die neue Bearbeitung nicht zu beseitigen, wenn sie nicht diese Form selbst aufgeben wollte.” Droysen, ein gewaltiger Erzähler zwar, mit einer Karl-May-haft anmutenden Begabung, war eben auch ein scharfsinniger Methodiker.
Der Leser bekommt Alexander, der sich für einen Nachfahren Achills hielt, in all seiner prunkenden Kraft, im Gewitter der Schlachten, vor den Kulissen brennender Metropolen, im Dämmer ägyptischer Tempel, bei den Massenhochzeiten zwischen Makedonen und Persern zu sehen; den Blutrausch im Töten führt Droysen ebenso vor wie die Selbstzucht des Feldherren, der mit den Soldaten Hunger und Durst bei erbarmungslosen Wüstenmärschen teilt.
Aber immer wieder dröhnt der Gedanke: „Stets ist das stolze Recht des Siegers der Sieg eines höheren Rechts, des Rechts, das die höhere Spannkraft, die überlegene Entwicklung, die treibende Kraft eines neuen zukunftsreichen Gedankens gibt.” So 1877. 1833 hatte es noch geheißen: „Der Heldenkraft des geschichtlichen Berufes gegenüber wird die Ohnmacht persönlicher Tugenden und ererbter Rechte offenbar; die geschichtliche Größe, die höchste Herrlichkeit des Menschengeistes, ist mächtiger als Recht und Gesetz, als Tugend und Pflicht, als Raum und Zeit.” 1877 wurde das abgemildert: „In solchen Siegen vollzieht sich die Kritik dessen, was bisher war und galt, aber nicht weiterführt, mächtig und selbstgewiss schien, aber in sich krank und brüchig ist.”
Hätte das Nachwort zum Taschenbuch nicht einen kleinen Wink zur moralischen Sprengkraft solchen Geschichtsdenkens geben sollen - und darauf, dass die Erstfassung mit ihrem Aristoteles-Motto („Für solche Männer gilt kein Gesetz, sie selbst sind gewissermaßen Gesetz”) nach 1933 wieder gern gedruckt wurde? Denn Droysens „Alexander” schildert nicht nur einen titanischen historischen Stoff - das Buch ist selbst ein historisches Zeugnis: als erschreckende Apologie geschichtlichen Tätertums, zwar überaus „trügerisch”, aber doch gefährlich hinreißend, eine wortgewordene Sinfonia Eroica.
Johann Gustav Droysen
Alexander der Große.
Die Biographie
Insel Taschenbuch, Frankfurt am Main 2004. 739 Seiten, 15 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein gewaltiges Werk, unzureichend als Taschenbuch aufbereitet, anlässlich von Oliver Stones Film über Alexander. Droysens "Geschichte Alexanders des Großen", erstmals erschienen 1833, überarbeitet 1877, die eben keine "Biografie" ist, wie Gustav Seibt im Verweis auf die Darstellungsabsicht des Autors klarstellt. Denn Droysen ging es um Alexander als Medium seiner Tat, die unsere Geschichte inklusive Römischem Reich und Christentum in Gang setzte. Droysen, "ein kleiner, dicklicher, bebrillter Feuerkopf, Sohn eines pommerschen Garnisonspredigers" und ausgestattet mit herausragenden methodischen und erzählerischen Fähigkeiten, war zweifellos ein bedeutender Historiker, schreibt Seibt. Er zeige Alexander als heldenhaften Titan, als Vollstrecker eines Umsturzes von "geschichtstheologischer Bedeutung". Doch hätte man nicht, gibt Seibt mit einigem Erstaunen zu bedenken, die Sieger-Moral von Droysens Geschichtsepos im Nachwort hinterfragen müssen, seine Idee, dass historische Größe sich über Ethik und Humanismus hinwegsetzen darf und soll? "Denn Droysens 'Alexander' schildert nicht nur einen titanischen historischen Stoff - das Buch selbst ist ein historisches Zeugnis: als erschreckende Apologie geschichtlichen Tätertums", findet Seibt.

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