Der 92-jährige Autor und Filmemacher Alexander Kluge erprobt in Der Konjunktiv der Bilder die Kooperationsfähigkeit der bildverarbeitenden KI Stable Diffusion. Als Filmemacher verfügt er über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit der Kamera und ihren Formen des Sehens, die sich vom menschlichen Sehen unterscheiden. Deshalb ist seine Neugier auf die andersartigen Bilder, die die KI generiert, besonders groß.In einem Essay reflektiert er die Eigenart dieser neuartigen Bilder, in denen Zufälle und Fehler zu Möglichkeitsformen führen, zu offenen Bildern, die schwer zu verorten sind. Kluge stellt Regeln für den Gebrauch der "virtuellen Kamera" auf und trägt so bei zu einer Debatte über den Umgang mit KI. Und er erprobt in einer Reihe von Bild-Text-Geschichten, die von Fällen von Scheinschwangerschaft auf dem Gebiet der DDR über Philemon und Baucis bis zum Söldner Prigoschin reichen, wie die "virtuelle Kamera" einen Raum eröffnet, in dem sich auf neue Weise erzählen und imaginieren lässt.Alexander Kluge geb. 1932 in Halberstadt, Drehbuchautor, Film- und Fernsehproduzent, Schrift- steller, Philosoph und einer der einflussreichsten Vertreter des Neuen Deutschen Films.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Jochen Becker staunt nicht schlecht über die virtuellen Reisen des immerhin 92-jährigen Alexander Kluge. Die Unbeweglichkeit des Alters macht der Autor und Filmemacher spielend wett, indem er Filmclips mit KI generiert. Beispiele von Kluges zeitgemäßer Filmkunst lassen sich im Netz anschauen. Das Buch dazu erläutert dem Rezensenten, wie Kluge dabei vorgeht und zum nichtlinearen Bildautor wird. Als eine Art Telekolleg mit Abbildungen und QR-Codes sieht Becker den Band. Dass die gegenwärtige Fehlerhaftigkeit der KI ein Geschenk sein kann, mit dem sich Historienbilder ikonoklastisch bearbeiten lassen, führt Kluge Becker höchst eindrucksvoll vor Augen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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