Alexander Rodtschenko (1891–1956) gehörte zu den führenden Vertretern der russischen Avantgarde und zu den Mitbegründern des Konstruktivismus. Darüber hinaus zählte er zu den großen Erneuerern der Fotografie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Rodtschenko, der bereits als Maler, Grafiker und
Bildhauer einen Namen hatte, brachte mit waghalsigen Perspektiven, stürzenden Bilddiagonalen, harten…mehrAlexander Rodtschenko (1891–1956) gehörte zu den führenden Vertretern der russischen Avantgarde und zu den Mitbegründern des Konstruktivismus. Darüber hinaus zählte er zu den großen Erneuerern der Fotografie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Rodtschenko, der bereits als Maler, Grafiker und Bildhauer einen Namen hatte, brachte mit waghalsigen Perspektiven, stürzenden Bilddiagonalen, harten Kontrasten, Bild- und Textcollagen neue bahnbrechende Ideen in die Fotografie ein. Sein Leitsatz war „Experimentieren ist unsere Pflicht“. Mit seiner kühl, ja streng wirkenden Fotografie hatte er u.a. auch Einfluss auf zahlreiche Bauhaus-Künstler.
Nun präsentiert das Bucerius Kunst Forum in Hamburg vom 8. Juni 2013 bis zum 15. September 2013 die Ausstellung "Rodtschenko. Eine neue Zeit". Gezeigt wird die Rodtschenko-Sammlung der Sepherot Foundation (Liechtenstein), die berühmte, aber auch weniger bekannte Fotoarbeiten des sowjetischen Avantgardekünstlers vereint.
Im Hatje Cantz Verlag ist der umfangreiche Begleitkatalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Zunächst gibt Alexander Lawrentjew, Rodtschenkos Enkel, der den Nachlass verwaltet, eine kunsthistorische Einführung in die Sammlungsgeschichte der sowjetischen Foto-Avantgarde und in das fotografische Werk Rodtschenkos. Dabei geht er auch auf dessen charakteristische Arbeitsweise und dessen ungewohnten Sehweisen ein. Eine mehrseitige Zeitliste macht anschließend mit Leben und Werk von Alexander Rodtschenko bekannt, komplettiert durch eine Auflistung sämtlicher Ausstellungen bis 2012.
Der Katalogteil präsentiert dann sämtliche Ausstellungsstücke in meist ganzseitigen Abbildungen. Zunächst die Fotografien und Fotomontagen, darunter die bekannten Illustrationen und Porträtaufnahmen zu Wladimir Majakowski aus den 1920er Jahren und die Fotografien der Sportparade auf dem Moskauer Roten Platz (1936).
Die Werke sind in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Die jeweilige Werkbeschreibung weist auf die Entstehung und Charakteristika hin und vermerkt die jeweiligen Aufnahmedaten. Abschließend werden einige Beispiele von Grafikdesign, Anstecknadeln und Schmuckstücken vorgestellt. Letztere hatte Rodtschenko in den 1920er Jahren im Auftrag einer sowjetischen Fluggesellschaft gestaltet.
Ausstellung und Katalog dokumentieren eindrucksvoll Rodtschenko als einen Gestalter und Erneuerer der Fotografie, der in seiner Kunst ein Minimalist war. Jede seiner experimentellen Fotografien kam mit minimalistischen Mitteln aus. Seine Fotokunst wurde zum Motor der visuellen Kunst des 20. Jahrhunderts.