Die Biographie ( Bio) von Alexandra Romanowa aus der Feder von Carolly Erickson habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch gerne auch weiter.
Auf rund 410 Seiten, recht gedrungen und klein gedruckt, hinzukommen zahlreiche Anmerkungen, Literaturnachweise, Personenregister und Stammtafel sowohl
von Alix, anfangend mit Königin Victoria von England, denn Alix war ihre Enkelin, als auch von…mehrDie Biographie ( Bio) von Alexandra Romanowa aus der Feder von Carolly Erickson habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch gerne auch weiter.
Auf rund 410 Seiten, recht gedrungen und klein gedruckt, hinzukommen zahlreiche Anmerkungen, Literaturnachweise, Personenregister und Stammtafel sowohl von Alix, anfangend mit Königin Victoria von England, denn Alix war ihre Enkelin, als auch von Nikolaus II, anfangend mit Zar Alexander II, denn Nikolaus‘ Onkel kommen in der Bio auch vor, erzählt uns die Autorin tragische Geschichte der letzten russischen Zarin.
C. Erickson schreibt bildhaft, gekonnt, sachlich, mit viel Wissen um Alix und ihre Familie. Es gelingt ihr sehr gut, Alexandra, so wie sie war, den Lesern nahezubringen: Ihren Charakter, ihre Sorgen, ihre Probleme am russischen Hof. Die Tragik ihres Schicksals bewegt auf der ganzen Linie und hinterlässt einen langbleibenden Eindruck.
Alexandra, von Freunden und Familie Alix genannt, Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1872-1918) hat kein einfaches Leben gehabt. Von der Verwandtschaft ihres Ehemannes Nikolaus II schikaniert, sah sie sich oft dem Shitstorm, insb. im Zusammenhang mit Rasputin, ausgesetzt. Sie hatte ein unfassbar schlechtes Image in der Öffentlichkeit. Vieles waren schlicht Lügen, die dazu da waren, sie in den Augen des Volkes zu diskreditieren. Alix brauchte viel innere Kraft, um dem ganzen Unfug über die Jahre hinweg die Stirn bieten zu können. Dabei mochte sie keine Machtspielchen. Sie wollte sich einbringen, wollte Gutes tun, tw. ist es ihr auch während des ersten Weltkrieges gelungen. Aber die Leiden überwogen. Ihr Sohn Alexej war krank, von der englischen Linie Bluterkrankheit geerbt, und erforderte viel Aufmerksamkeit und stete Bereitschaft, etwas Wirksames gegen die Anfälle zu unternehmen. Bei der damaligen Entwicklungsstufe der Medizin kein einfaches Unterfangen. Sie sah sich oft gezwungen, Rat und Hilfe bei den Hellsehern und Heilern zu suchen. Sie war auch selbst krank und wurde hin und wieder von Nikolaus im Rollstuhl herumgeschoben.
Alexandra war praktisch im Denken, zupackend, sie fühlte sich verantwortlich für ihre Familie. Ihr Mann war da viel weniger praktisch veranlagt. Am liebsten wäre er Bauer geworden, er mochte einfache physische Arbeit. Für die Zarenrolle war er weitestgehend ungeeignet. Eine Episode mit dem sinkenden Schiff, auf dem die ganze Familie beinah im Meer ertrunken war, zeigt die Verhältnisse sehr deutlich. Während Nikolaus schlicht da stand und ausrechnete, in wie vielen Minuten das ramponierte Schiff versinken wird, übernahm Alix das Kommando: Sie organisierte die Beiboote, verteilte dort die Leute und rettete die eigene Familie samt der Mannschaft.
Besonders zum Schluss, als die Familie in die Hände von chaotisch agierenden Sowjet-Räten gefallen war, verlangsamte sich mein Lesefortkommen. Tragisch war das alles. Alix hat eigentlich vorausgeahnt, von vielen Vorboten wie Rasputins Sprüchen und denen anderer Hellseher ihr Schicksal gedeutet, dennoch wollte sie nicht glauben, dass es so schlimm enden wird. Sie hat bis zur letzten Minute auf die Rettung gehofft.
Fazit: Eine sehr schöne, gekonnt geschriebene Biographie. Wer mehr, auch als Anfänger, über die letzte Zarin erfahren möchte, kann hier sehr gut zugreifen. Fünf wohl verdiente Sterne.