In der mit über 50 Arbeiten äußerst umfassenden Werkschau von Alfred Haberpointner sind Werke in den unterschiedlichsten Materialien wie Bronze, Stahl und vor allem aus seinem bevorzugten Werkstoff, Holz, zu sehen. Dieses Naturmaterial zerhackt, zerfasert, schneidet und spaltet der Künstler unter großer physischer Anstrengung. Er geht dabei nicht nur an die Grenzen des Materials, sondern auch an die eigenen. Es ist eine Mischung aus einem aggressiven, manisch-obsessiven und einem hochkonzentrierten, meditativen Wirken. In den Arbeiten Alfred Haberpointners spürt man eine intensive Verbindung aus Heftigkeit und Zartheit, aus der diese ihre spannungsgeladene Energie generieren. Farbigkeit entsteht durch Beize, die mit dem Pinsel aufgetragen oder aufgespritzt wird. In den Wandobjekten verdichtet und verdunkelt sich der Farbauftrag zum Zentrum hin, wodurch ein unglaublicher Tiefensog oder der Eindruck eines explosiven Auseinanderdriftens entstehen kann. Auch bei den Köpfen, die für den Künstler als Form stellvertretend für den Menschen stehen, spielen Farbigkeit und die Verschränkung mit dem Raum eine Rolle. Letztere entsteht durch Trocknungsrisse oder durch den Künstler herbeigeführte horizontale, vertikale und kreuzförmige Einschnitte. Diese Köpfe sind kein Abbild, sie stellen keine spezifischen Physiognomien dar, sie sind wie ihre urzeitlichen Vorläufer immer gleichbleibende archaische Archetypen des Menschseins. Mit seinen Arbeiten spricht Alfred Haberpointner die großen Themen der Skulptur, Volumen und Masse, aber auch Gewicht und Proportion an. Dabei spielt immer auch eine gewisse Leichtigkeit mit, ein Ausbalancieren im Raum. Dieses Wechselspiel von Schwere und Leichtigkeit, Beweglichkeit und einem Verankertsein im Stand lässt sich vor allem in den „Gewichtungen“ gut beobachten. Auf zarten Beinen halten sich polierte und patinierte Bronzegebilde im Gleichgewicht. Sie weisen Dellen, Einbuchtungen und Beulen auf, deren Gewichtung mal auf der einen, mal auf der anderen Seite durch den Stand ausgeglichen werden muss. Kräfteverhältnisse, die ausgeklügelte Verteilung von Last und Kraft, sowie ein komplexes Zusammenspiel aus Form, Material, Oberfläche und Zeichen, aus Gewicht und Komposition spielen in allen Arbeiten eine große Rolle. Alfred Haberpointners Kunst ist ohne Erklärbedarf, sie spricht tiefere, intuitivere Ebenen an. Im Zentrum seines Schaffens steht immer die Natur, die Existenz schlechthin. Somit das, was uns Menschen seit jeher umgibt und beschäftigt. In seinen Werken holt der Künstler die Natur als urtümliche Erfahrung zurück, er möchte seinen sinnlichen Erfahrungsschatz mit uns teilen, Naturwahrnehmungen mittels seiner Skulpturen erfahrbar machen. Im Ringen um die Form offenbart sich der ewige Kampf zwischen Rationalem und Emotionalem, der noch selten eine so überzeugende Form gefunden hat. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Katalog begleitet.