Ein Buch voller Hitchcock Ziel: suspense...
Bereits der Einband zeigt sowohl dem Kenner als auch dem Hitchcock-Laien, um wen und um wessen Werk es auf den kommenden 687 Seiten gehen wird:
Sir Alfred, Meister des spannenden Kontrasts – nur ganz dezent auf der Rückseite des Einbandes ist ein wenig
blutrot zu sehen. Ansonsten ist nicht nur der Einband voller „suspense“ (Spannung) – genau das, worum…mehrEin Buch voller Hitchcock Ziel: suspense...
Bereits der Einband zeigt sowohl dem Kenner als auch dem Hitchcock-Laien, um wen und um wessen Werk es auf den kommenden 687 Seiten gehen wird:
Sir Alfred, Meister des spannenden Kontrasts – nur ganz dezent auf der Rückseite des Einbandes ist ein wenig blutrot zu sehen. Ansonsten ist nicht nur der Einband voller „suspense“ (Spannung) – genau das, worum es Sir Alfred in fast all seinen grandiosen Filmen geht. Manchmal per überraschendem Schock-Effekt. Wer kennt das in der Dusche abfliessende Blut von Marion Crane (dargestellt von Janet Leigh) nicht, nachdem sie von Norman Bates (Anthony Perkins) erstochen wurde. Ein Spielfilm aus dem Jahr 1960 und ein ewiger Klassiker. Wie nahezu alle anderen Hitchcocks auch.
Der Umschlag ergänzt mit einem weiteren typischen Stilmittel: die Perspektive. Allerdings – für Sir Alfred – außergewöhnlich statisch.
Schon beim Aufschlagen des Buches ändert sich das: Bewegung und Dynamik kommen ins Spiel. Denn für den Meister der Filmkunst ist Bewegung das eigentlich Dramatische – nicht der Film. Bewegung schafft Emotionen und Emotionen berühren das Publikum.
Paul Duncan (Hrsg.) blättert uns die seinerzeit zum ersten Mal umgesetzten Kniffe des Großmeisters der Kameraführung Seite für Seite auf, zeigt uns dessen Filmsprache mit jedem Schwenk, mit jeder Position.
Aber es sind mehr als nur Stativ und Drehgelenk, die für oben genannte Emotionen und Dramatik sorgen:
die Größe des Bildausschnitts, die Konzentration auf das Wesentliche der Mitteilung zieht den Betrachter mitten in die Szene, die absolute Schärfe lässt ihn das Aftershave des Schauspielers riechen
der Beleuchter hat das gefälligst punktuell und sparsam zu unterstützen, damit – wie schon im Altertum und Mittelalter erfolgreich erprobt – des Kunden Blick raffiniert gelenkt und nicht von Nebensächlichkeiten abgelenkt wird.
Harte Schwarz/Weiß-Kontraste konkurrieren mit harten Schlagschatten. Unwichtiger Hintergrund verschwindet in Schwarz oder lässt ihn durch eine Blendenumstellung neutral verschwimmen.
Die Position der Kamera gibt dem Betrachter unmerklich vor, wie er sich zu fühlen hat – Täter oder Opfer, klein oder groß, wichtig oder unwichtig, drohend oder bedroht – wir erinnern uns an die Bedeutungsperspektive, die im Altertum ihre Wurzeln hat.
Blättert man durch dieses Werk, erkennt man schnell, dass sehr viel Mühe aufgewandt wurde, die Faszination der Filme von Sir Alfred auf den Betrachter und Leser überspringen zu lassen. Die Text-/Photo-Dokumentation spürt sein filmschöpferisches Leben in seinem Stil nach, ist spannend genug, nicht nur die kurzen Bildunterschriften zu lesen, sondern verführt, auch die längeren Texte, seien sie biografischer Natur oder seine Filme beschreibend, lesen zu wollen.
Die Produktionsskizzen, Standbilder, Bilder am Set und Pressephotos sind als Vorspeise gedacht, sollen Appetit machen auf mehr. Der Leser wird auf diese typische, faszinierende Weise mit hineingenommen in die Welt des Films mit Fotos, in der Bewegung eingefroren, voller Dramatik und Spannung. Beides sehr kontrastreich. Der Leser darf aber auch mit Sir Alfred, dem Filmteam und den Darstellern relaxen. Was durch Bildern in Graustufen gelingt. Um sich dann auch noch die Produktionsstätten anzuschauen. Immer auf der Hut, dass kein Filmutensil eine Stolperfalle bildet. Oder ihm einer der Techniker zu nahe kommt, denn bei solche Aufnahmen erreicht die von Hitchcock vorgegeben Kameraführung immer wieder, dass der Zuschauer ganz nah am Wesentlichen dabei ist.
Die Filmplakate im Buch könnten jederzeit bei Kunststudenten und Schülern als Besprechungsgrundlage für eine geniale Text-/Bildgestaltung dienen. Anfangs typisch in Schwarz/Weiß, änderte sich die Gestaltung der Filmplakate dem Zeitgeist angepasst. Alle locken aber durch die Auswahl der Bildelemente in Größe und Position – egal in welcher Farbigkeit –, ergänzt durch eine Kombination passend platzierter Schriften und mit einbezogenem Hintergrund