Was wäre gewesen, wenn ...? Lessing spielt mit dieser Frage und streicht den Ersten Weltkrieg aus der Geschichte. Alfred und Emily, das sind Lessings Eltern - der Vater kriegsversehrt und traumatisiert, die Mutter zeit ihres Lebens verbittert, weil das Schicksal es nicht gerade gut mit ihr meinte. Lessing schreibt in diesem wunderbaren Buch die Geschichte einfach um und erschafft für ihre Eltern ein Leben jenseits von Krieg und Entbehrung.
Die Wut meines Vaters auf die Schützengräben hat sich schon in jungen Jahren auf mich übertragen und sich seither nicht verflüchtigt ... Ein Vermächtnis, auf das ich gern verzichtet hätte. Nicht nur aus diesem Grund hat Doris Lessing das Leben ihrer Eltern neu erfunden. In ihrer Fiktion erfüllt sie dem Vater seinen Herzenswunsch, eine Farm im ländlichen England zu bewirtschaften, und ihrer Mutter gibt sie die Möglichkeit, sich nach und nach zu einer unabhängigen Frau mit einer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe zu entwickeln. So großartig undanrührend dieses Gedankenspiel auch ist, kommt Lessing nicht umhin, den -schönen Traum im zweiten Teil ihres Buches mit der Realität zu konfrontieren - und sie erzählt, wie es wirklich war.
Die Wut meines Vaters auf die Schützengräben hat sich schon in jungen Jahren auf mich übertragen und sich seither nicht verflüchtigt ... Ein Vermächtnis, auf das ich gern verzichtet hätte. Nicht nur aus diesem Grund hat Doris Lessing das Leben ihrer Eltern neu erfunden. In ihrer Fiktion erfüllt sie dem Vater seinen Herzenswunsch, eine Farm im ländlichen England zu bewirtschaften, und ihrer Mutter gibt sie die Möglichkeit, sich nach und nach zu einer unabhängigen Frau mit einer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe zu entwickeln. So großartig undanrührend dieses Gedankenspiel auch ist, kommt Lessing nicht umhin, den -schönen Traum im zweiten Teil ihres Buches mit der Realität zu konfrontieren - und sie erzählt, wie es wirklich war.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Bernadette Conrad kritisiert den ersten Teil von Doris Lessings Buch über ihre Eltern, "Alfred und Emily" als schlecht erzählt, stilistisch unbefriedigend und ohne Blick für Details, um dann im zweiten Teil hingerissen ein "kostbares Stück Literatur" zu entdecken. Der Teil, in dem die Autorin für ihre durch den Ersten Weltkrieg sehr geprägten und schwer beschädigten Eltern ein anderes, besseres Leben zusammenphantasiert, trägt die erwähnten Makel und wirkt bemüht und konstruiert, muss die Rezensentin feststellen. Vollkommen wettgemacht aber wird das in ihren Augen durch den zweiten Teil, in dem Lessing nicht nur präziser und fesselnder als je zuvor aus ihrer eigenen Kindheit in Rhodesien erzählt, sondern vor allem ihren Frieden mit der lange gehassten Mutter macht. Sehr beeindruckend findet Conrad, wie die Autorin ihre unbewältigte Familiengeschichte angeht und sie preist dieses Buch nicht nur als berührende, späte Liebestat, sondern als literarische Kostbarkeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Schonungslos berichtet Lessing von einer gescheiterten Mutter-Tochter-Beziehung [...] und dem Versuch [...] sich gegen die Pläne der Mutter zu wehren." Barbara Oppermann Die Rheinpfalz, 04.08.2015