Schon seit fünf Jahren ist Fathi Schin, ein bekannter Schriftsteller, mit einem Schreib- und Publikationsverbot belegt. Er gilt als "Abweichler", als "elender Verräter", hatte er es doch abgelehnt, in seiner Fernsehsendung einen literarischen Wettbewerb über den Großen Führer zu veranstalten, was ihn prompt seine Stelle kostete. Das Schreibverbot hätte ihn längst erstickt, gäbe es da nicht seine verwitwete Mutter, die ihn finanziell unterstützt, und vor allem seine Geliebte Lama, eine schöne, kluge und selbstbewußte Frau. "Nur mit Liebe können wir Widerstand leisten", ist Fathi überzeugt. "Lachen und Sex wurden unsere Waffen, sie hielten uns am Leben." Doch die Mächtigen wollen sich nicht mehr mit seinem Schweigen begnügen, sie fordern seine Mitarbeit. Ausgerechnet während der Feierlichkeiten zum zwanzigsten Jahrestag der Machtergreifung des Großen Führers stellen sie ihm eine Falle: Der Chef des Geheimdienstes will Fathis Mutter heiraten, um ihn durch familiäre Bande gefügig zu machen. Der syrische Schriftsteller Nihad Siris schildert - mit ironischen Zwischentönen - eindrucksvoll die Zustände in einem totalitären Staat, in dem die Herrschenden ihre Politik mit Gewalt und einer perfekten Propagandamaschinerie durchsetzen und keinerlei Abweichung dulden."Der syrische Schriftsteller und Drehbuchautor Nihad Siris hat einen erstaunlich leichtfüssigen, wunderbar erhellenden Roman über die Methoden und Funktionsweisen einer Diktatur geschrieben, der die Schrecken des von ihm porträtierten totalitären Regimes elegant und in beispielhafter Universalität blosslegt. Besonders die liebevoll porträtierte, weitgehend dem Idealbild des klassischen jugendlichen Helden entsprechende unbestechliche Hauptfigur des Fathi Schîn ist eine erfrischende literarische Entdeckung." Jüdische Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Susanne Schanda Artikel ist keine Buchbesprechung im eigentlichen Sinne. Sie hat anlässlich der mutigen Demonstrationen in Syrien gegen Assad ein Telefoninterview mit dem Autor Nihad Siris geführt, doch schreibt sie daneben auch über sein Buch "Ali Hassans Intrige", das 2004 in Beirut erschien, in Syrien inzwischen illegal vertrieben wird und 2008 auf Deutsch im Lenos Verlag erschien, damals aber von keiner einzigen Qualitätszeitung besprochen wurde. Siris wollte mit dem Roman das Verhältnis des Diktators zu den Massen beschreiben, wie der Autor selbst der Schanda am Telefon erklärte: Hier der Führer, der seine Untertanen als Kinder zu sehen wünscht, die er - zur Not auch vor sich selbst - beschützen muss. Dort das Volk, das gezwungenermaßen oft mitspielt. Sirsi beschreibt das mit einem "ironischen Blick", erklärt Schanda. Vielleicht sollte man sich als ergänzende Lektüre Stasiuk oder Havel auf den Nachttisch legen?
© Perlentaucher Medien GmbH
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