Mehr als nur ein Retro-Band
Der Vietnamkrieg, die Proteste der Bürgerrechtsbewegung, die Kuba-Krise – Ereignisse, die das Amerika der Sechziger Jahre prägten. Doch wer in diesem Band, der auf knapp 1.000 Seiten eine Vielzahl perfekt reproduzierter Originalanzeigen präsentiert, nach Hinweisen auf diese Geschehnisse sucht, findet praktisch nichts. Eine Panne des Herausgebers? Keineswegs: Jim Heimann hat durch seine Auswahl die USA der Sechziger so wieder erschaffen, dass sich neben Werbeästheten und Retro-Fans auch alle, die Denken und Empfinden der Menschen in dieser Zeit erkunden wollen, für diesen Band begeistern dürften.
Chrysler und VW Käfer – friedlich miteinander konkurrierend
Originelle, anrührende, edle, kitschige, peinliche, bezaubernde, miefige und exotische Anzeigen in allen Farben und Formaten: Das ist es, was den Leser hier erwartet. In neun Abschnitten, von Alkohol und Tabak über Automobile, Mode und Essen bis zu Reisen und Möbeln, kann er sich hier regelrecht in einen Konsumrausch blättern. Neben Klassikern wie Marlboro, Chrysler oder Budweiser geben sich hier auch die Produkte ehemaliger Kriegsgegner der USA wie der (deutsche) Käfer von Volkswagen oder ein (japanischer) Fernseher von Sony ein fröhliches Stelldichein.
Die "Big Idea"
Die Werbung der Sechziger unternahm es, den "American Dream" endgültig mit den Verheißungen der Konsumwelt zu verbinden. Dabei veränderte sich auch das Werben selbst. Das Konzept der "Big Idea" entstand. Ihm zufolge geht es in einer Kampagne nicht – wie etwa noch in den fünfziger Jahren – primär darum, mit markigen Sprüchen die Überlegenheit eines Produktes gegenüber der Konkurrenz darzustellen. Ziel der Kreativen war es nun vielmehr, mit der einen zündenden Idee für eine Marke ein möglichst hohes Maß an Wiedererkennung zu erreichen, und zwar zunächst einmal unabhängig von jeder Konkurrenz. Und da die Branche erkannt hatte, dass dies bei einem bereits damals chronisch reizüberfluteten Konsumenten nur mit gleichermaßen originellen wie unterhaltsamen Kampagnen gelingen würde, entstand ein Druck, durch den die Werbeästhetik in den Sechzigern einen gewaltigen kreativen Sprung machte. Diesen hier nachzuvollziehen, ist nicht nur aufschlussreich. Es macht einfach Spaß.
(Roland Große Holtforth, literaturtest.de)
Der Vietnamkrieg, die Proteste der Bürgerrechtsbewegung, die Kuba-Krise – Ereignisse, die das Amerika der Sechziger Jahre prägten. Doch wer in diesem Band, der auf knapp 1.000 Seiten eine Vielzahl perfekt reproduzierter Originalanzeigen präsentiert, nach Hinweisen auf diese Geschehnisse sucht, findet praktisch nichts. Eine Panne des Herausgebers? Keineswegs: Jim Heimann hat durch seine Auswahl die USA der Sechziger so wieder erschaffen, dass sich neben Werbeästheten und Retro-Fans auch alle, die Denken und Empfinden der Menschen in dieser Zeit erkunden wollen, für diesen Band begeistern dürften.
Chrysler und VW Käfer – friedlich miteinander konkurrierend
Originelle, anrührende, edle, kitschige, peinliche, bezaubernde, miefige und exotische Anzeigen in allen Farben und Formaten: Das ist es, was den Leser hier erwartet. In neun Abschnitten, von Alkohol und Tabak über Automobile, Mode und Essen bis zu Reisen und Möbeln, kann er sich hier regelrecht in einen Konsumrausch blättern. Neben Klassikern wie Marlboro, Chrysler oder Budweiser geben sich hier auch die Produkte ehemaliger Kriegsgegner der USA wie der (deutsche) Käfer von Volkswagen oder ein (japanischer) Fernseher von Sony ein fröhliches Stelldichein.
Die "Big Idea"
Die Werbung der Sechziger unternahm es, den "American Dream" endgültig mit den Verheißungen der Konsumwelt zu verbinden. Dabei veränderte sich auch das Werben selbst. Das Konzept der "Big Idea" entstand. Ihm zufolge geht es in einer Kampagne nicht – wie etwa noch in den fünfziger Jahren – primär darum, mit markigen Sprüchen die Überlegenheit eines Produktes gegenüber der Konkurrenz darzustellen. Ziel der Kreativen war es nun vielmehr, mit der einen zündenden Idee für eine Marke ein möglichst hohes Maß an Wiedererkennung zu erreichen, und zwar zunächst einmal unabhängig von jeder Konkurrenz. Und da die Branche erkannt hatte, dass dies bei einem bereits damals chronisch reizüberfluteten Konsumenten nur mit gleichermaßen originellen wie unterhaltsamen Kampagnen gelingen würde, entstand ein Druck, durch den die Werbeästhetik in den Sechzigern einen gewaltigen kreativen Sprung machte. Diesen hier nachzuvollziehen, ist nicht nur aufschlussreich. Es macht einfach Spaß.
(Roland Große Holtforth, literaturtest.de)