"Ich lehne es ab, mich von der Angst besiegen zu lassen." Boualem Sansal Schreiben ist seine Art zu kämpfen, dabei steht der Friedenspreisträger Boualem Sansal eigentlich für Dialog und Verständigung. Trotzdem warnt er eindringlich vor den Gefahren des Islamismus.In seinem Essay beschreibt der algerische Schriftsteller voller Leidenschaft, immer sachlich und ohne Vorurteile zu schüren, die prägenden Epochen des Islam und erläutert seine unterschiedlichen Strömungen. Er erklärt, warum der radikale Islam heute so an Boden gewinnt und nimmt dabei auch den Westen in die Verantwortung. Ein aufrüttelnder Appell zu Versöhnung und Vernunft.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Zum Verständnis des Problems des Islamismus taugt dieser Essay von Boualem Sansal laut Joseph Croitoru leider nicht. Der Rezensent begegnet hier nur überholten Befürchtungen und Betrachtungen, die er freundlich als plakativ, weniger freundlich jedoch als verschwörungstheoretisch bezeichnen muss. Wenn Sansal den Islamismus etwa als weltweit agierenden Körper begreift und der arabischen Welt Passivität vorwirft, fragt sich Croitoru, ob der Autor die mannigfachen Gegenstimmen muslimischer Publizisten nicht hören will oder schlicht nicht kennt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.2013Entzauberte Islamisten
Boualem Sansal ist ein mutiger Zeitzeuge und sprachgewaltiger Kritiker der algerischen Zustände, der in den Bürgerkriegsjahren die blutige Auseinandersetzung zwischen Islamisten und Militär in seinem Land erlebte. Sein Essay enthält zwar ein informatives Kapitel, das Grundlagen der Islamwissenschaft vermittelt. Sansal beschreibt auch anschaulich, wie sich die Islamisten und ihre Ideologie in den arabischen Gesellschaften verankerten. Doch selbst wenn er ausdrücklich darauf hinweist, weder eine wissenschaftliche Studie noch ein investigatives Sachbuch geschrieben zu haben, vermisst man die Tiefe des einen und die Schärfe des anderen. Es finden sich vielmehr allerlei Unschärfen - etwa wenn Sansal von einem Bündnis der Muslimbrüder mit Saudi-Arabien schreibt, geschmiedet im Rahmen eines weltumspannenden Plans wider die Verwestlichung der arabischen Länder. Die Wahrheit ist komplizierter: Das saudische Königshaus fürchtet die Ideologie der Muslimbrüder mehr als die Ideen aus dem Westen, weil sie eine größere Gefahr für ihr eigenes - ebenfalls islamisches - Legitimationsmodell darstellt. Wenn Sansal dann auch noch Al Qaida als das Werkzeug dieser angeblichen Allianz ausmacht, bewegt er sich nah an gängigen Verschwörungstheorien. Er stand, als er seinen Essay schrieb, offenbar stark unter dem Eindruck der Triumphe der ägyptischen Muslimbrüder und der Islamistenpartei Ennahda in Tunesien, welche diese nach den Revolten in ihren Ländern feierten. Inzwischen sind die Islamisten dort entzaubert - und Saudi-Arabien hat tüchtig mitgeholfen, die Muslimbrüder in Ägypten zu stürzen. (Boualem Sansal: "Allahs Narren". Wie der Islamismus die Welt erobert. Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe. Merlin Verlag, Gifkendorf 2013. 164 S., geb., 14,95 [Euro].) cheh.
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Boualem Sansal ist ein mutiger Zeitzeuge und sprachgewaltiger Kritiker der algerischen Zustände, der in den Bürgerkriegsjahren die blutige Auseinandersetzung zwischen Islamisten und Militär in seinem Land erlebte. Sein Essay enthält zwar ein informatives Kapitel, das Grundlagen der Islamwissenschaft vermittelt. Sansal beschreibt auch anschaulich, wie sich die Islamisten und ihre Ideologie in den arabischen Gesellschaften verankerten. Doch selbst wenn er ausdrücklich darauf hinweist, weder eine wissenschaftliche Studie noch ein investigatives Sachbuch geschrieben zu haben, vermisst man die Tiefe des einen und die Schärfe des anderen. Es finden sich vielmehr allerlei Unschärfen - etwa wenn Sansal von einem Bündnis der Muslimbrüder mit Saudi-Arabien schreibt, geschmiedet im Rahmen eines weltumspannenden Plans wider die Verwestlichung der arabischen Länder. Die Wahrheit ist komplizierter: Das saudische Königshaus fürchtet die Ideologie der Muslimbrüder mehr als die Ideen aus dem Westen, weil sie eine größere Gefahr für ihr eigenes - ebenfalls islamisches - Legitimationsmodell darstellt. Wenn Sansal dann auch noch Al Qaida als das Werkzeug dieser angeblichen Allianz ausmacht, bewegt er sich nah an gängigen Verschwörungstheorien. Er stand, als er seinen Essay schrieb, offenbar stark unter dem Eindruck der Triumphe der ägyptischen Muslimbrüder und der Islamistenpartei Ennahda in Tunesien, welche diese nach den Revolten in ihren Ländern feierten. Inzwischen sind die Islamisten dort entzaubert - und Saudi-Arabien hat tüchtig mitgeholfen, die Muslimbrüder in Ägypten zu stürzen. (Boualem Sansal: "Allahs Narren". Wie der Islamismus die Welt erobert. Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe. Merlin Verlag, Gifkendorf 2013. 164 S., geb., 14,95 [Euro].) cheh.
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