Der amerikanische Dokumentarfotograf Allan Sekula (1951-2013) hebt das Meer als einen vergessenen Ort der Globalisierung wieder ins zeitgenössische Bewusstsein. Der romantisierenden Wahrnehmung von Häfen, Schiffen und Seefahrern stellt Sekula die Repräsentation eines zeitgenössischen maritimen Welthandels entgegen. Sein Hauptwerk "Fish Story" (deutscher Titel "Seemannsgarn") wurde mit der documenta 11 (2002) bekannt und zeichnet die Veränderungen der maritimen Arbeitswelt unter spätkapitalistischen Bedingungen nach. Als Metapher besitzt das Meer eine lange Tradition mit einem reichhaltigen ästhetischen Erbe. Der maritime Raum ist zwar in Vergessenheit geraten, aber zugleich übercodiert - vor dem Hintergrund dieser redundanten Metapher entsteht ein Wirtschaftsraum mit einer Industrie, die so globalisiert verläuft wie kaum eine andere. Genauso wie die Rationalisierung des Transports und die Globalisierung der Volkswirtschaften aus dem Blickfeld weichen, verschwindet auch die Arbeiterklasse aus der modernen visuellen Kultur. Mit einer linken, materialistischen Gesellschaftskritik versucht Sekula einen dokumentarischen Sozialrealismus neu zu beleben.