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Mit "Der Stellvertreter", von Erwin Piscator an der Berliner Freien Volksbühne uraufgeführt, meldete sich im Jahre 1963 ein neuer Dramatiker zu Wort, dessen Werk vorher nie gekannte Kontroversen auslöste. Nachspielbühnen mußten Polizeischutz anfordern, das Publikum stürmte die Bühne, Politiker nahmen öffentlich Stellung, Parlamente diskutierten über das Drama und die Medien setzten sich ausführlich damit auseinander. Nicht nur die politische Brisanz der aufgeworfenen Frage - durfte der Papst schweigen zur planmäßigen Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland -, sondern vor…mehr

Produktbeschreibung
Mit "Der Stellvertreter", von Erwin Piscator an der Berliner Freien Volksbühne uraufgeführt, meldete sich im Jahre 1963 ein neuer Dramatiker zu Wort, dessen Werk vorher nie gekannte Kontroversen auslöste. Nachspielbühnen mußten Polizeischutz anfordern, das Publikum stürmte die Bühne, Politiker nahmen öffentlich Stellung, Parlamente diskutierten über das Drama und die Medien setzten sich ausführlich damit auseinander. Nicht nur die politische Brisanz der aufgeworfenen Frage - durfte der Papst schweigen zur planmäßigen Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland -, sondern vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der hier das Theater wieder zu einem Ort der öffentlichen Auseinandersetzung gemacht worden war, schockierte oder begeisterte.
Dem "Stellvertreter" folgte ein Dutzend weiterer Theaterstücke. Und obwohl Rolf Hochhuth sich nahezu aller literarischer Gattungen bedient hat, ist er zuerst und zunächst Dramatiker; viele Formen des Theaters hat er erprobt. Da steht neben dem großen Schauspiel ("Der Stellvertreter", "Soldaten", "Guerillas") das kammerspielartige Bühnenstück ("Juristen", "Ärztinnen"), neben der Aktualisierung eines antiken Stoffes ("Lysistrate", hier in neuer Fassung als "Inselkomödie") die turbulente Komödie ("Die Hebamme"), neben dem Monodram ("Tod des Jägers") das breite Panorama von "Sommer 14".
"Alle Dramen" ist die erste vollständige Sammlung der Arbeiten Hochhuths für die Bühne. Sie ermöglicht es, sich das Werk eines der wichtigsten und folgenreichsten deutschen Schriftstellers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu vergegenwärtigen und sich ergreifen zu lassen von der "verhaltenen geistigen Glut" (Walter Muschg), die davon ausgeht.

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Autorenporträt
Fritz J. Raddatz nannte ihn einen «Kaltnadelradierer der Poesie, schmucklos, scharf ritzend, aber nicht ätzend ... ein besessener Aufklärer, wo er die Täter am Werk sieht, ob Diktatoren oder Shareholder.» Rolf Hochhuth war einer der erfolgreichsten Dramatiker des heutigen Theaters - mit sicherem Gespür für brisante Stoffe und Themen. Am 1. April 1931 in Eschwege geboren, erzielte er mit dem «christlichen Trauerspiel» Der Stellvertreter Internationalen Erfolg. Es thematisiert die Rolle der katholischen Kirche, speziell die von Papst Pius XII., im Zweiten Weltkrieg. Als rigoroser «Moralist und Mahner» setzte sich Hochhuth mit aktuellen politisch-sozialen Fragen auseinander; in einer Vielzahl offener Briefe plädierte er für die «moralische Erneuerung» der Politik. Er verfasste ein umfangreiches dramatisches, essayistisches und lyrisches Werk. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Kunstpreis der Stadt Basel (1976), dem Geschwister-Scholl-Preis (1980), dem Lessing-Preis der Freien Hansestadt Hamburg (1981), dem Elisabeth-Langgässer-Preis (1990) und dem Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache (2001). Hochhuth starb am 13. Mai 2020 in Berlin.