Friedrich Nietzsche nannte ihn den »witzigsten aller Moralisten, ohne den die Französische Revolution ein viel dümmeres Ereignis gewesen« wäre. Nicolas de Chamfort war nicht nur einer der geistreichsten und charmantesten Denker, er war sicher auch einer der tragischsten seiner Zeit. Seine Gedanken, Maximen und Reflexionen, die hier erstmals vollständig versammelt sind, bilden das Herzstück eines schillernden literarischen, philosophischen und revolutionären Werks, das schnell über die Grenzen Frankreichs hinaus berühmt und einflussreich wurde. Für Albert Camus verbirgt sich hinter diesen…mehr
Friedrich Nietzsche nannte ihn den »witzigsten aller Moralisten, ohne den die Französische Revolution ein viel dümmeres Ereignis gewesen« wäre. Nicolas de Chamfort war nicht nur einer der geistreichsten und charmantesten Denker, er war sicher auch einer der tragischsten seiner Zeit. Seine Gedanken, Maximen und Reflexionen, die hier erstmals vollständig versammelt sind, bilden das Herzstück eines schillernden literarischen, philosophischen und revolutionären Werks, das schnell über die Grenzen Frankreichs hinaus berühmt und einflussreich wurde. Für Albert Camus verbirgt sich hinter diesen Texten ein »verheimlichter Roman«: In seinen kritischen Beobachtungen des revolutionären Geschehens stecke nichts weniger als »eine Geschichte der Einsamkeit«. Sein Werk spiegelt die extreme Biografie des Sohns einer Adligen und eines Dompfarrers wider, in der sich die gesellschaftliche Zerrissenheit der Französischen Revolution verkörpert, die er miterlebte und austrug. Seine geistige und rhetorische Schärfe ebenso wie seine politische Integrität machten ihn zu einem bedeutenden Wortführer seiner Zeit und besiegelten schließlich sein Schicksal. Chamforts lebenslanges Außenseitertum und sein selbstgewählter Leidensweg spielen sich in seinem Tod noch einmal ab: Im Angesicht seiner Verhaftung versucht er sich das Leben zu nehmen und diktiert den Gendarmen seinen Todeswunsch, den er mit seinem eigenen Blut signierte.
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Autorenporträt
Nicolas Chamfort, 1741 in Clermont geboren, schloss ein theologisches Studium mit dem Titel eines Abbés ab und schrieb danach Bühnenstücke, die erfolgreich an Pariser Theatern aufgeführt wurden. Er wurde zu einem begehrten Gast der dortigen Salons und ließ sich vom Hochadel des Ancien Régime protegieren. Während der Französischen Revolution verfasste er politische Pamphlete und Reden, unter anderem stammt von ihm das geflügelte Wort »Krieg den Palästen, Friede den Hütten«. Während der Scheckensherrschaft Robespierres wurde er denunziert und verhaftet, kam zunächst wieder frei, bevor er einer erneuten Verhaftung durch einen Suizidversuch zuvorkam, an dessen Folgen er 1794 in Paris starb.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Joseph Hanimann erkennt die Lebensbejahung noch in der radikalsten Gesellschaftskritik, wie sie Nicolas Chamfort in seinen hier versammelten, "sorgfältig" übertragenen Texten über die Liebe, die Eitelkeit, die Komik des Menschen zum Besten gibt. Neinsager und Misanthrop ist der Autor für Hanimann nur insofern, als er manchmal seinen Groll nicht kontrollieren kann. Dafür verschont er sich nicht mit Selbstkritik, stellt Hanimann fest. Vor allem Chamforts in seinen Gedanken stets wirksame Charakterstärke lässt den Rezensenten zu der Überzeugung kommen, dass der Autor in Hass und Spott geradezu eine Lebensnotwendigkeit sah.