Produktdetails
- Verlag: Klett Kinderbuch
- ISBN-13: 9783941411425
- ISBN-10: 394141142X
- Artikelnr.: 33391945
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2011Losprusten
Eine Sammlung fieser
Kinderwitze
Sieben Buchstaben trennen die Schadenfreude von der Freude, also die böse Lust am Unglück anderer von der guten, reinen Beglückung. Und während das erst benannte Gefühl zwar vielleicht die schönste Freude ist, wie das Sprichwort sagt, so ist es doch politisch überaus unkorrekt, Schadenfreude zu empfinden, auch wenn sie sich – wie die Freude – im Lachen äußert. Was ja eigentlich, wie das Sprichwort sagt, gesund sein soll. Schwierig also. Umso mehr, als die mittelalterlichen Zeiten, in denen der Teufel „der Schadenfroh“ genannt wurde, gottlob längst vorbei sind und Stefan Raab und Harald Schmidt die Schadenfreude, Jahrzehnte nach der meistausgezeichneten Animationsserie Tom und Jerry, auch im Spätabendprogramm gesellschaftsfähig gemacht haben. Doch heißt das, dass Kinder und Erwachsene losprusten dürfen bei dem Satz: „Alle Kinder lieben Piranhas. Außer Annegret - die im Becken steht.“ Mauritz findet: „Das ist total komisch!“ „Warum?“ „Weil es sich reimt“, meint der Neunjährige lachend. „Ist doch klar, dass das nicht ernst gemeint ist.“ Sein sechsjähriger Bruder nickt. Um sich dann köstlich über das Bild mit den sieben Kindern zu amüsieren, die vor dem Skelett eines Dinosauriers stehen, während das achte Kind einem offensichtlich lebendigen Urzeitmonster aus dem Maul hängt: „Alle Kinder bestaunen die Ausstellung. Außer Zino – den holt der Dino.“
An 24 weitere, in den achtziger Jahren beliebte „Alle Kinder-Witze“ hat der Journalist Martin Schmitz-Kuhl sich für das schmale Bilderbuch Alle Kinder. Ein ABC der Schadenfreude erinnert. Seine Partnerin, die Grafikerin Anke Kuhl hat die passenden, lakonisch-komischen Illustrationen gefertigt. Die kurzen Sätze auf der linken Seite und die blattfüllende, gedeckt farbige Zeichnung rechts daneben bringen meine Jungs ganz ohne schlechtes Gewissen zum Lachen. Die ältere Schwester traut sich nicht, sie ist Mediatorin in der Schule und hat das Thema Mobbing im Unterricht behandelt. „Schadenfreude“, sagt die Psychologin Brigitte Boothe ist in der psychoanalytischen Theorie neben der Vorfreude das einzige Gefühl, das unmittelbare Entspannung gibt. Das funktioniert ohne jeden weiteren Energieaufwand. Wer sich also bei dem Satz „Alle Kinder laufen ins Haus. Außer Fritz – den trifft der Blitz.“ beschämt eines Lächelns nicht erwehren kann, der sollte einfach die gewonnene Energie nutzen, dafür zu sorgen, dass alle etwas zu lachen haben. (ab 5 Jahre) KATHARINA MATZIG
Martin Schmitz-Kuhl
Alle Kinder. Ein ABC der
Schadenfreude
Mit Bildern von Anke Kuhl, Klett Kinderbuch 2011. 48 Seiten, 12,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eine Sammlung fieser
Kinderwitze
Sieben Buchstaben trennen die Schadenfreude von der Freude, also die böse Lust am Unglück anderer von der guten, reinen Beglückung. Und während das erst benannte Gefühl zwar vielleicht die schönste Freude ist, wie das Sprichwort sagt, so ist es doch politisch überaus unkorrekt, Schadenfreude zu empfinden, auch wenn sie sich – wie die Freude – im Lachen äußert. Was ja eigentlich, wie das Sprichwort sagt, gesund sein soll. Schwierig also. Umso mehr, als die mittelalterlichen Zeiten, in denen der Teufel „der Schadenfroh“ genannt wurde, gottlob längst vorbei sind und Stefan Raab und Harald Schmidt die Schadenfreude, Jahrzehnte nach der meistausgezeichneten Animationsserie Tom und Jerry, auch im Spätabendprogramm gesellschaftsfähig gemacht haben. Doch heißt das, dass Kinder und Erwachsene losprusten dürfen bei dem Satz: „Alle Kinder lieben Piranhas. Außer Annegret - die im Becken steht.“ Mauritz findet: „Das ist total komisch!“ „Warum?“ „Weil es sich reimt“, meint der Neunjährige lachend. „Ist doch klar, dass das nicht ernst gemeint ist.“ Sein sechsjähriger Bruder nickt. Um sich dann köstlich über das Bild mit den sieben Kindern zu amüsieren, die vor dem Skelett eines Dinosauriers stehen, während das achte Kind einem offensichtlich lebendigen Urzeitmonster aus dem Maul hängt: „Alle Kinder bestaunen die Ausstellung. Außer Zino – den holt der Dino.“
An 24 weitere, in den achtziger Jahren beliebte „Alle Kinder-Witze“ hat der Journalist Martin Schmitz-Kuhl sich für das schmale Bilderbuch Alle Kinder. Ein ABC der Schadenfreude erinnert. Seine Partnerin, die Grafikerin Anke Kuhl hat die passenden, lakonisch-komischen Illustrationen gefertigt. Die kurzen Sätze auf der linken Seite und die blattfüllende, gedeckt farbige Zeichnung rechts daneben bringen meine Jungs ganz ohne schlechtes Gewissen zum Lachen. Die ältere Schwester traut sich nicht, sie ist Mediatorin in der Schule und hat das Thema Mobbing im Unterricht behandelt. „Schadenfreude“, sagt die Psychologin Brigitte Boothe ist in der psychoanalytischen Theorie neben der Vorfreude das einzige Gefühl, das unmittelbare Entspannung gibt. Das funktioniert ohne jeden weiteren Energieaufwand. Wer sich also bei dem Satz „Alle Kinder laufen ins Haus. Außer Fritz – den trifft der Blitz.“ beschämt eines Lächelns nicht erwehren kann, der sollte einfach die gewonnene Energie nutzen, dafür zu sorgen, dass alle etwas zu lachen haben. (ab 5 Jahre) KATHARINA MATZIG
Martin Schmitz-Kuhl
Alle Kinder. Ein ABC der
Schadenfreude
Mit Bildern von Anke Kuhl, Klett Kinderbuch 2011. 48 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Lena Bopp ist total begeistert: "Endlich" mal dürfen Kinder und Eltern alle politische Korrektness vergessen und so richtig gemein sein. In den zweizeiligen Reimen von Martin Schmitz-Kuhl werden nicht nur Witze über Dicke und Kleine gerissen, sondern auch über den Tod: "Alle Kinder freuen sich des Lebens. Außer Torben - der ist gestorben." Die "wunderbar naiven" Zeichnungen von Anke Kuhl passen dazu perfekt, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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