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Nominiert in der Kategorie Bilderbuch; ab 4 Eine zu Herzen gehende Geschichte von der liebevollen Beziehung zweier Lebewesen, die von Natur aus Feinde sind.

Produktbeschreibung
Nominiert in der Kategorie Bilderbuch; ab 4
Eine zu Herzen gehende Geschichte von der liebevollen Beziehung zweier Lebewesen, die von Natur aus Feinde sind.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2007

Warte nur, du Entenbraten!
Ein Fuchs spielt Vater / Von Silke Schnettler

Er hat Hunger, großen Hunger. Niemals vergisst er, dass er Hunger hat. Vor allem abends, denn da erzählt ein knurrender Magen die tollsten Geschichten.

So erlebt es der Fuchs Konrad in Christian Dudas und Julia Frieses Bilderbuch "Alle seine Entlein". Was also unternimmt er? Er schnappt sich die nächstbeste Ente und frisst sie mit Haut und Federn - sollte man meinen. Doch diese Geschichte geht anders.

Als Konrad eine Ente aufstöbert, kann sie entkommen, lässt aber ein Ei zurück. Aus dem schlüpft ein kleiner Enterich. Das Küken quakt "MuttiMutti" und watschelt hinter Konrad her. Der kann die Anrede gerade noch in "PapaPapa" umbiegen und nennt seinen schmächtigen Ziehsohn folgerichtig Lorenz. Konrad will das Projekt Entenbraten verschieben, bis Lorenz Fleisch angesetzt hat, und spielt vorerst Vater - mit ständigem Bauchgrummeln.

"Alle seine Entlein" ist eine kluge Etüde über die Frage, ob wir jedem unserer Impulse folgen müssen oder in welchem Maße wir frei entscheiden können, wenn uns der Magen knurrt. Konrads Trieb ist mal mehr, mal weniger präsent, aber nie weg.

Und der Autor Christian Duda sorgt dafür, dass wir nie vergessen, was der Fuchs eigentlich vorhat: wenn Konrad sich missmutig Gänseschmalz-Brote schmiert, wenn sein Magen ein Liedchen brummt, wenn vor seinem inneren Auge ein Gänsebraten-Rezept auftaucht. Auch auf den Bildern ist der Hunger immer wieder zu sehen, als weißes Oval, dort, wo der Fuchs seinen Magen hat. Oder, wenn er es kaum noch aushält, als großes schwarzes Loch. Im Film wäre man hier an Alfred Hitchcocks berühmten Satz erinnert, dass die wahre Spannung nicht in der Detonation einer Kofferbombe wurzelt, sondern in dem Umstand, dass jemand einen Koffer mit sich trägt und wir wissen, dass in ihm eine Bombe tickt. Und? Wann passiert es endlich?

Selten liest man ein Buch, in dem die Bilder den Text nicht einfach illustrieren, sondern beide miteinander Pingpong spielen. Die Erzählung beginnt gemütlich: "In einem Wald saß am Ufer eines Sees eine Ente." Zu sehen ist sie aber erst auf der nächsten Doppelseite. Wir erfahren, dass die Ente brütet, und bekommen Konrad vorgestellt. Beim nächsten Umblättern dann der Schock: Auf einer Doppelseite ohne Text fällt ein blutroter Fuchs über eine Ente her. Federn fliegen, sie entkommt dem Riesenmaul nur knapp. Julia Frieses Bild hat eine enorme Dynamik, weil sie die Bewegungsfolgen eingefangen hat, als würde man eine Trickfilm-Bildreihe übereinanderlegen. Wir sehen, wie der Fuchs sich ranpirscht, zuschlägt, wie die Ente brütet, panisch aufquakt und wegflattert. Die Illustratorin kratzt, drückt Pinsel und Bleistift mit viel Kraft aufs Papier, collagiert, überklebt, radiert Vorzeichnungen nicht aus und verleiht den Bildern so eine enorme Energie. Alles wirkt ein bisschen grob, dreckig - und auch das flauschige kleine Küken, das aus dem Ei schlüpft, ist niemals kitschig.

Dies gilt auch für das überraschende Ende. Obwohl man schon sehr hartherzig sein muss, um davon nicht gerührt zu werden.

Christian Duda, Julia Friese: Alle seine Entlein. Bajazzo Verlag, Zürich 2007. 60 S., Abb., geb., 16,90 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Inwieweit muss man den eigenen Instinkten folgen, diese Frage beantwortet "Alle seine Entlein" auf ansprechende und "kluge" Art, wenn man Silke Schnettler glauben darf. Ein Fuchs zieht ein Entenküken auf, und zwar in der Absicht, es später zu fressen. Den besonderen Vorzug des aus dieser Idee entstandenen Buches entdeckt Schnettler in der vorbildlichen Ergänzung von Wort und Bild. Wobei sie nur auf die Illustrationen Julia Frieses genauer eingeht, die nie klinisch, sondern immer "ein bisschen grob" wirken. Aus ihnen ströme eine "enorme Energie", befördert durch verschiedene Maltechniken, Collagen, Überklebungen, Halbfertiges und Überbetontes. Selbst beim Entenjungen schaffe es Friese so, nie ins Süßliche abzugleiten. Eine Empfehlung, ohne Einschränkungen.

© Perlentaucher Medien GmbH