Bis heute faszinieren Friedrich Nietzsches Schriften, vielleicht gerade deshalb, weil sie keine eindeutigen Antworten geben, sondern dazu zwingen, sich auf die – mitunter geschmähten – gedanklichen Experimente einzulassen. Dass Nietzsche im Osten Deutschlands, einen Platz im intellektuellen Diskurs hat, war nicht immer selbstverständlich. Zu Zeiten der DDR galt er als persona non grata. Und nur den beharrlichen Versuchen einzelner Für-Sprecher war es zu verdanken, dass in den 1980er Jahren eine öffentliche Beschäftigung mit seinem Werk auch da stattfand, wo Nietzsche her stammte und wo er wesentliche Prägungen erfahren hatte – in den Regionen seiner Kindheit und Jugend, unter anderem in Naumburg, Schulpforta und Leipzig. Zu Nietzsches Fürsprechern gehörte die Kulturwissenschaftlerin Renate Reschke. Sie hat das dokumentarische Material dieses Bandes kuratiert. Damit korrespondiert die Auswahl aus dem Nietzsche-Zyklus von Thomas Steinert. Ebenfalls zu DDR-Zeiten hatte der Leipziger Fotograf begonnen, den Spuren Nietzsches mit der Kamera zu folgen. Mit den Möglichkeiten der Fotografie erzählt Steinert davon, welchen Einfluss Orte und Landschaften auf Nietzsches Denken ausgeübt haben. Eine Auswahl aus diesem etwa 1000 Bilder umfassenden Werk wirft Schlaglichter auf die mitteldeutsche Biografie Friedrich Nietzsches.