Der Sammelband enthält dreizehn z.T. noch unveröffentlichte Aufsätze Gerhard Sellins, die mehrheitlich in den beiden letzten Jahrzehnten entstanden sind. Ein Großteil der Beiträge fragt nach dem hermeneutischen Potential, der pragmatischen Funktion und theologischen Bedeutung bildlicher Formen religiöser Sprache (Metapher, Symbol, Allegorie) im hellenistischen Judentum und frühen Christentum. Dabei wird deutlich, dass mythisch geprägte religiöse Sprachbilder keineswegs, wie oftmals angenommen wird, Relikte einer überholten Weltansicht oder primitive Ausdruckformen sind, die in die eigentliche Sprache übersetzt und auf den "Begriff" gebracht werden müssen. Vielmehr spiegeln sie ein auf Erfahrung beruhendes Wirklichkeits- und Existenzverständnis, das nur in Form bildlicher Rede aussagbar ist. Diese Einsicht für die Rede von Gott fruchtbar zu machen, wie sie exemplarisch in den Gleichnissen Jesu, aber auch in den neutestamentlichen Wundererzählungen zur Anschauung gebracht wird, istein zentrales Anliegen des Verfassers.Weitere Beiträge gehen auf das kontrovers diskutierte Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in den Anfängen der Evangelienüberlieferung ein. Unter diesem Aspekt problematisieren sie die (scheinbar) funktionale Verbindung von "Gattung" und "Sitz im Leben" der einzelnen Erzähleinheiten in den synoptischen Evangelien. Dabei werden im Rekurs auf Ergebnisse der neueren Oralitätsforschung nicht nur die methodischen Voraussetzungen der klassischen Formgeschichte einer kritischen Prüfung unterzogen, sondern auch die dem redaktionsgeschichtlichen Ansatz unterliegenden Prämissen auf ihre Tragfähigkeit hin befragt. Die den Band beschließende Abschiedsvorlesung zeigt anhand von vier Beispielen Wege auf, biblische Texte heute lesen und verstehen zu lernen.
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