Die weite Welt wartet und lädt uns ein, uns selbst wiederzufinden. Allein erzählt vom Abenteuer eines sympathischen Entdeckers.Was veranlasst einen 44-jährigen Vater, seine Familie für sechs Monate zu verlassen, um entlang des Pacific Crest Trail 4.286 km durch Amerika zu laufen? Tim Voors folgte seiner Intuition und brach zu einer lebensverändernden Reise auf: Er war mit dem Alleinsein konfrontiert, fühlte sich lebendig, hatte Angst, kämpfte mit Erschöpfung und Schmerzen und verliebte sich dabei in die Wildnis. Allein nimmt uns mit auf Tim Voors' körperliche und spirituelle Reise. Als wären wir in seinem Rucksack dabei gewesen, durchqueren wir mit ihm Wüsten, Berge, Wälder und tobende Flüsse, finden uns an Orten wieder, an denen er besondere Freundschaften schließt, zu sich findet und wertvolle Erkenntnisse gewinnt für sein Leben daheim.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2020Von Mexiko nach Kanada
Im Buch "Der große Trip" erzählt Cheryl Strayed von ihrer Wanderung auf dem Pacific Crest Trail (PCT). Es wurde erfolgreich. Es wurde verfilmt. Und jeder, der nun den PCT geht, mag sich fortan überlegen, ebenfalls ein Buch darüber zu schreiben. Tim Voors hat es getan, herausgekommen ist ein ebenfalls lesenswertes Werk - und ein schönes obendrein. Während Strayed eine Trauer bewältigen wollte, trägt Voors kein großes emotionales Gepäck mit sich. Der Niederländer ist vierundvierzig Jahre alt, Kreativ-Direktor einer Werbeagentur, verheiratet und Vater. Er sucht ein Gegengewicht zum Leben in der Stadt und möchte sich herausfordern. Also wandert er 4265 Kilometer im amerikanischen Westen von Mexiko bis Kanada. Dass er seine Reise uneitel schildert, macht ihn sympathisch. Er beschreibt seine Aufregung, aufzubrechen, seine Ängste vor einsamen Nächten im Zelt. Aber er gewöhnt sich ans Alleinsein und lernt es schätzen. Amüsant lesen sich ja immer Fehler, Voors Fehler war, seinen Proviant nach der bekannten Liste einer viel leichteren Autorin zusammenzustellen, so dass er anfangs hungert. Wie alle Thru-Hiker, sie gehen den Weg am Stück, schickt er sich selbst Proviant voraus. Er vermisst seine Familie, doch etliche Wanderer trifft er unterwegs immer wieder, sie werden eine Ersatzfamilie auf Zeit. Gepäckgewicht ist immer ein Thema, so erzählt er die amüsante Geschichte von Grandma Gatewood, die 1955 als erste Frau den Appalachian Trail gewandert ist - mit weniger als drei Kilo Gepäck, das sie in einem Duschvorhang über der Schulter trug. Andere haben sogar ein Banjo dabei. Bald bekommt er einen Trail-Namen; da er Niederländer ist und unterwegs malt, heißt er: Van Go. Am Ende hat er neun Kilo abgenommen, dafür einige Erkenntnisse gewonnen.
bär
"Allein. Eine Wanderung durch Amerikas wilden Westen" von Tim Voors. Gestalten Verlag, Berlin 2019. 240 Seiten. Gebunden, 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Buch "Der große Trip" erzählt Cheryl Strayed von ihrer Wanderung auf dem Pacific Crest Trail (PCT). Es wurde erfolgreich. Es wurde verfilmt. Und jeder, der nun den PCT geht, mag sich fortan überlegen, ebenfalls ein Buch darüber zu schreiben. Tim Voors hat es getan, herausgekommen ist ein ebenfalls lesenswertes Werk - und ein schönes obendrein. Während Strayed eine Trauer bewältigen wollte, trägt Voors kein großes emotionales Gepäck mit sich. Der Niederländer ist vierundvierzig Jahre alt, Kreativ-Direktor einer Werbeagentur, verheiratet und Vater. Er sucht ein Gegengewicht zum Leben in der Stadt und möchte sich herausfordern. Also wandert er 4265 Kilometer im amerikanischen Westen von Mexiko bis Kanada. Dass er seine Reise uneitel schildert, macht ihn sympathisch. Er beschreibt seine Aufregung, aufzubrechen, seine Ängste vor einsamen Nächten im Zelt. Aber er gewöhnt sich ans Alleinsein und lernt es schätzen. Amüsant lesen sich ja immer Fehler, Voors Fehler war, seinen Proviant nach der bekannten Liste einer viel leichteren Autorin zusammenzustellen, so dass er anfangs hungert. Wie alle Thru-Hiker, sie gehen den Weg am Stück, schickt er sich selbst Proviant voraus. Er vermisst seine Familie, doch etliche Wanderer trifft er unterwegs immer wieder, sie werden eine Ersatzfamilie auf Zeit. Gepäckgewicht ist immer ein Thema, so erzählt er die amüsante Geschichte von Grandma Gatewood, die 1955 als erste Frau den Appalachian Trail gewandert ist - mit weniger als drei Kilo Gepäck, das sie in einem Duschvorhang über der Schulter trug. Andere haben sogar ein Banjo dabei. Bald bekommt er einen Trail-Namen; da er Niederländer ist und unterwegs malt, heißt er: Van Go. Am Ende hat er neun Kilo abgenommen, dafür einige Erkenntnisse gewonnen.
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"Allein. Eine Wanderung durch Amerikas wilden Westen" von Tim Voors. Gestalten Verlag, Berlin 2019. 240 Seiten. Gebunden, 24,90 Euro.
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