Lord und Lady Ashton, frisch verheiratet, haben unerwartet Zuwachs bekommen. In den ausgedehnten Wäldern ihres Besitzes wurden drei Kinder gefunden: verwahrlost, schmutzig, wild. Schnell liegt der Verdacht in der Luft, sie seien von Wölfen aufgezogen worden. Trotzdem holt Ihre Lordschaft das Trio ins Haus und legt ihre Erziehung in die jungen Hände von Miss Penelope Lumley. Beherzt, lebensklug und mit viel Humor stellt sich die 15-Jährige der Aufgabe, aus den drei Wolfskindern präsentable kleine Engländer zu machen ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2012LIES DOCH MAL
Einmischen: Jonne ist neu in der Klasse. Beobachte erstmal, hat sein Vater ihm geraten: Wo sitzen die Alphatiere, wo die wirklich Netten, wo die Außenseiter? An diesen Rat hält Jonne sich. Und merkt natürlich sofort, dass Charly ausgeschlossen, beschimpft und sogar angerempelt wird. Marie, die in der Klasse das Sagen hat, versucht Jonne auf die Seite der "Täter" zu ziehen, aber Jonne macht nicht mit. Er stellt sich hinter Charly, die er ziemlich nett findet. Und schon wird er auch heftig angefeindet. Schließlich erzählt Jonne seinem Vater, was in seiner Klasse passiert. Die Erwachsenen sind schockiert, aber dann wissen sie Rat. Eine Sozialpädagogin spricht mit der ganzen Klasse und mit jedem Kind einzeln. Das Buch beschreibt genau, wie und warum jemand zum Mobbing-Opfer werden kann und wie sich diese Situation auflösen lässt.
steff.
Sabine Neuffer: "Jonne mischt sich ein". Gabriel Verlag. 186 Seiten, 9,95 Euro. Ab 10 Jahre
Beschützen: Gestärkt durch die Lebensweisheiten des "Swanburne Institut für kluge Mädchen aus armen Verhältnissen" tritt Penelope voller Begeisterung ihre erste Stelle als Gouvernante an. Sie lässt sich noch nicht einmal davon schockieren, dass die drei Kinder, die sie aufziehen soll, im Wald bei Wölfen aufgewachsen sind, nicht sprechen können und den Mond anheulen. Tapfer bringt sie ihnen menschliches Verhalten, Sprechen und Manieren bei, so gut es geht. Schon bald schließen die Kinder sie ins Herz. Wenn da nur nicht Lady und Lord Ashton wären. Lady Constance ist von der Situation vollkommen überfordert, und Lord Fredrick scheint die Kinder als eine Art Experiment zu betrachten, das er vorführen kann. Aber Penelope ist zu gut erzogen, um zuzulassen, dass "ihren Kindern" Böses geschieht. Komisch, überraschend, spannend.
steff.
Maryrose Wood: "Das Geheimnis von Ashton Place". Thienemann Verlag. 283 Seiten, 12,95 Euro. Ab 11 Jahre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einmischen: Jonne ist neu in der Klasse. Beobachte erstmal, hat sein Vater ihm geraten: Wo sitzen die Alphatiere, wo die wirklich Netten, wo die Außenseiter? An diesen Rat hält Jonne sich. Und merkt natürlich sofort, dass Charly ausgeschlossen, beschimpft und sogar angerempelt wird. Marie, die in der Klasse das Sagen hat, versucht Jonne auf die Seite der "Täter" zu ziehen, aber Jonne macht nicht mit. Er stellt sich hinter Charly, die er ziemlich nett findet. Und schon wird er auch heftig angefeindet. Schließlich erzählt Jonne seinem Vater, was in seiner Klasse passiert. Die Erwachsenen sind schockiert, aber dann wissen sie Rat. Eine Sozialpädagogin spricht mit der ganzen Klasse und mit jedem Kind einzeln. Das Buch beschreibt genau, wie und warum jemand zum Mobbing-Opfer werden kann und wie sich diese Situation auflösen lässt.
steff.
Sabine Neuffer: "Jonne mischt sich ein". Gabriel Verlag. 186 Seiten, 9,95 Euro. Ab 10 Jahre
Beschützen: Gestärkt durch die Lebensweisheiten des "Swanburne Institut für kluge Mädchen aus armen Verhältnissen" tritt Penelope voller Begeisterung ihre erste Stelle als Gouvernante an. Sie lässt sich noch nicht einmal davon schockieren, dass die drei Kinder, die sie aufziehen soll, im Wald bei Wölfen aufgewachsen sind, nicht sprechen können und den Mond anheulen. Tapfer bringt sie ihnen menschliches Verhalten, Sprechen und Manieren bei, so gut es geht. Schon bald schließen die Kinder sie ins Herz. Wenn da nur nicht Lady und Lord Ashton wären. Lady Constance ist von der Situation vollkommen überfordert, und Lord Fredrick scheint die Kinder als eine Art Experiment zu betrachten, das er vorführen kann. Aber Penelope ist zu gut erzogen, um zuzulassen, dass "ihren Kindern" Böses geschieht. Komisch, überraschend, spannend.
steff.
Maryrose Wood: "Das Geheimnis von Ashton Place". Thienemann Verlag. 283 Seiten, 12,95 Euro. Ab 11 Jahre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Tilman Spreckelsens geringe Erwartungen angesichts der Ausgangslage von Maryrose Woods Kinderbuch "Das Geheimnis von Ashton Place" werden weit übertroffen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts tritt eine frisch ausgebildete 15-jährige Erzieherin ihre erste Stelle auf einem Landsitz an und wird dort mit drei von Wölfen aufgezogenen Kindern konfrontiert, erfahren wir. Mit überraschenden Erziehungsmethoden und einer mitgeführten Literatursammlung gelingt es der Erzieherin ihre Zöglinge zu zähmen, erklärt der Rezensent, der hier die fließenden Grenzen von Mensch und Tier in den Blick genommen sieht. Dass die Autorin nicht alle offenen Fragen ihrer fesselnden, originellen und vor allem "sehr komischen" Geschichte restlos auflöst, macht dem Rezensenten Lust auf mehr und lässt ihn auf eine Fortsetzung hoffen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2012Ausweichmanöver
Drei Wolfskinder und ihre Gouvernante
Gouvernante ist ein altmodisches Wort geworden. Gouvernanten, vor allem die, die in Kinderbüchern auftraten, waren meist sehr streng und unnachsichtig. Oft schien es, als wollten sie ihren Schützlingen das Leben schwer machen – dabei sollten sie ihnen doch helfen, ein wenig besser durch dieses ohnehin dröge Leben zu kommen. Heute heißen Gouvernanten auch mal Aupairs, und wenn sie Kinder mögen und ihren Job so verstehen, dass sie mit den Eltern und den Schützlingen selbst an einem Strang ziehen, dann können alle zufrieden sein.
In der Geschichte, die die amerikanische Autorin Maryrose Wood erzählt und die im 19.Jahrhundert spielt, ist es nicht so weit her mit der Zufriedenheit: Nicht gerade zuversichtlich ist die junge Gouvernante Penelope Lumley, die mit 15 ihre erste Stelle antritt im pompösen Herrenhaus Ashton Hall. Lord Frederick und Lady Constance haben drei sonderbare Kinder aufgenommen, die auf dem Gelände von Ashton Hall entdeckt worden waren. Offenbar hatten Wölfe die Kleinen erzogen, und der Lord und die Lady traten ihnen voller Skepsis gegenüber, als sie sehen mussten, wie auffällig wild die Kinder sich entwickelt hatten – nach menschlichen Maßstäben jedenfalls. Penelope soll nun alles richten und sie umerziehen zu anständigen Menschenwesen. Wenn ihr das nicht gelingt, das weiß die Gouvernante, wird sie arbeitslos, und die Wolfskinder müssen ins Waisenhaus. Keine schönen Aussichten also, keine leichte Aufgabe. Dabei werden allerdings die drei Unverbesserlichen, je länger man sie kennt, umso sympathischer, man schätzt sie fast mehr als die Vorurteile der Erwachsenen. Nein, keinesfalls will die Autorin Tierwesen zu besseren Menschen machen. Sie will aber keine Schwarz-Weiss-Urteile, nach denen es nur ganz Gute und ganz Böse gibt. Währenddessen erzieht Penelope tapfer weiter. Und erlebt im 13. Kapitel, anlässlich einer Weihnachtsparty, besonders dramatische, unvorhersehbare, folgenschwere Geschehnisse. Dabei entwickelt Lady Ashton ungewohnte Schwankungen, die höchstens von den verzweifelten Ausweichmanövern eines Eichhörnchens übertroffen werden.
All das wird in Woods lebendiger Sprache erzählt. John Klaasens Illustrationen üben sich in gut dosiertem Understatement. Die deutsche Übersetzung übertrumpft nicht die Sprache des Originals – Fazit: Fortsetzung erhofft. (ab 9 Jahre) BIRGIT WEIDINGER
Maryrose Wood
Das Geheimnis von Ashton
Place. Aller Anfang ist wild
Aus dem Amerikanischen von Eva
Plorin. Thienemann 2012. 304 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Drei Wolfskinder und ihre Gouvernante
Gouvernante ist ein altmodisches Wort geworden. Gouvernanten, vor allem die, die in Kinderbüchern auftraten, waren meist sehr streng und unnachsichtig. Oft schien es, als wollten sie ihren Schützlingen das Leben schwer machen – dabei sollten sie ihnen doch helfen, ein wenig besser durch dieses ohnehin dröge Leben zu kommen. Heute heißen Gouvernanten auch mal Aupairs, und wenn sie Kinder mögen und ihren Job so verstehen, dass sie mit den Eltern und den Schützlingen selbst an einem Strang ziehen, dann können alle zufrieden sein.
In der Geschichte, die die amerikanische Autorin Maryrose Wood erzählt und die im 19.Jahrhundert spielt, ist es nicht so weit her mit der Zufriedenheit: Nicht gerade zuversichtlich ist die junge Gouvernante Penelope Lumley, die mit 15 ihre erste Stelle antritt im pompösen Herrenhaus Ashton Hall. Lord Frederick und Lady Constance haben drei sonderbare Kinder aufgenommen, die auf dem Gelände von Ashton Hall entdeckt worden waren. Offenbar hatten Wölfe die Kleinen erzogen, und der Lord und die Lady traten ihnen voller Skepsis gegenüber, als sie sehen mussten, wie auffällig wild die Kinder sich entwickelt hatten – nach menschlichen Maßstäben jedenfalls. Penelope soll nun alles richten und sie umerziehen zu anständigen Menschenwesen. Wenn ihr das nicht gelingt, das weiß die Gouvernante, wird sie arbeitslos, und die Wolfskinder müssen ins Waisenhaus. Keine schönen Aussichten also, keine leichte Aufgabe. Dabei werden allerdings die drei Unverbesserlichen, je länger man sie kennt, umso sympathischer, man schätzt sie fast mehr als die Vorurteile der Erwachsenen. Nein, keinesfalls will die Autorin Tierwesen zu besseren Menschen machen. Sie will aber keine Schwarz-Weiss-Urteile, nach denen es nur ganz Gute und ganz Böse gibt. Währenddessen erzieht Penelope tapfer weiter. Und erlebt im 13. Kapitel, anlässlich einer Weihnachtsparty, besonders dramatische, unvorhersehbare, folgenschwere Geschehnisse. Dabei entwickelt Lady Ashton ungewohnte Schwankungen, die höchstens von den verzweifelten Ausweichmanövern eines Eichhörnchens übertroffen werden.
All das wird in Woods lebendiger Sprache erzählt. John Klaasens Illustrationen üben sich in gut dosiertem Understatement. Die deutsche Übersetzung übertrumpft nicht die Sprache des Originals – Fazit: Fortsetzung erhofft. (ab 9 Jahre) BIRGIT WEIDINGER
Maryrose Wood
Das Geheimnis von Ashton
Place. Aller Anfang ist wild
Aus dem Amerikanischen von Eva
Plorin. Thienemann 2012. 304 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de