"Ich erzähle aus dem Verschwommenen heraus"Von der Unmöglichkeit der SpracheZunächst sind die Worte ganz, ergeben Sinn, doch sobald sie Michaels Mund verlassen, fallen sie zu Boden und zerbrechen, noch bevor sie fremde Ohren erreichen, wie kleine Porzellantassen vor den Augen. Seine Mama übersetzt zwischen ihm und der Welt. Sie versteht ihn. Als Einzige. "Brabbeln" sagt die Pädagogin in der Spielgruppe dazu. "Wahrnehmungsstörung" nennen es die Ärzt_innen. Einige Jahre später hat die Welt andere Worte für Michael: Computerköpfchen, Pussy, "Schwinghomo", Bärli. Namen, doch kein einziger, der diesem Ich gehört.MichaelMichelMilaMelaMelMae"Ein Name aus einem Namen entnommen, aus einer Sprache genommen, um zu einer zu finden."Über das Verlangen - nach einer eigenen Sprache, dem eigenen Körper, einem eigenen IchEindrucksvoll und poetisch schreibt Maë Schwinghammer von einer Suche nach Verständnis, an deren Ende ein gefundenes Ich steht; erzählt vom Aufwachsen in der Arbeiter_innenklasse, von Wurzeln in Österreich und Serbien, von der Fluidität der Geschlechter, von Sexualität, Liebe und Freund_innenschaft, von Autismus und der Annäherung an gewählte und ungewählte Familien. Ein schmerzhafter und zugleich heilsamer Roman. Ein Debüt, das beides ist: das Einfangen von Stille. Oder auch: das Weglassen von ebendieser.
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