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Charles Balanda, 47, ist ein erfolgreicher Architekt und glücklich mit seinem Leben. Bis er einen Brief bekommt, in dem nur drei Worte stehen: "Anouk ist tot." Nichts ist mehr, wie es war. Anouk ist seine große Liebe gewesen. Sie war eine wunderbare Frau, und ihr Sohn, der hochbegabte Alexis, war sein Freund, bis ... Was damals geschah, lässt Charles nicht mehr los. Er begibt sich auf Spurensuche und merkt, dass er sich nach einem ganz anderen Leben sehnt, als er es führt. Wieder beglückt die Bestseller-Autorin aus Frankreich ihre Leser mit einer wunderbaren Geschichte von atemberaubendem…mehr

Produktbeschreibung
Charles Balanda, 47, ist ein erfolgreicher Architekt und glücklich mit seinem Leben. Bis er einen Brief bekommt, in dem nur drei Worte stehen: "Anouk ist tot." Nichts ist mehr, wie es war. Anouk ist seine große Liebe gewesen. Sie war eine wunderbare Frau, und ihr Sohn, der hochbegabte Alexis, war sein Freund, bis ... Was damals geschah, lässt Charles nicht mehr los. Er begibt sich auf Spurensuche und merkt, dass er sich nach einem ganz anderen Leben sehnt, als er es führt. Wieder beglückt die Bestseller-Autorin aus Frankreich ihre Leser mit einer wunderbaren Geschichte von atemberaubendem Realismus - ein Feuerwerk an witzigen Dialogen und unvergesslichen Szenen.
Autorenporträt
Anna Gavalda, 1970 geboren, ist eine der erfolgreichsten französischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Sie studierte Literatur in Paris und arbeitete als Lehrerin, bis sie mit ihrem ersten Buch schlagartig berühmt wurde. Bei Hanser erschienen Ich wünsche mir, daß irgendwo jemand auf mich wartet (Erzählungen, 2002), Ich habe sie geliebt (Roman, 2003), Zusammen ist man weniger allein (Roman, 2005), der auch als Verfilmung ein großes Publikum in ganz Europa erreichte, Alles Glück kommt nie (Roman, 2008), Ein geschenkter Tag (2010), Nur wer fällt, lernt fliegen (Roman, 2014) und Ab morgen wird alles anders (Erzählungen, 2017).

Ina Kronenberger, 1965 geboren, studierte Romanistik und Skandinavistik in Freiburg. Aus dem Französischen übersetzte sie u.a. Anna Gavalda, Thomas Gunzig und Isabelle Minière und aus dem Norwegischen u.a. Frode Grytten, Per Petterson und Linn Ullmann.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2008

Sie rauchen und sie amüsieren sich

Männer im Konjunktiv, Frauen in der Gurkenmaske: Anna Gavalda lässt alle auflaufen - und trotzdem geht's gut.

Von Sandra Kegel

Anna Gavalda schreibt Märchen für moderne Menschen. Dabei klingt die Geschichte der französischen Schriftstellerin selbst, als stamme sie aus einem ihrer Romane: Eine junge Frau vom Lande, alleinerziehende Mutter, schreibt nachts, wenn die Kinder schlafen, ein paar beschwingt-wehmütige Kurzgeschichten. Kein Verlag will sie haben; schließlich bringt ein kleines Pariser Haus das Debüt der unbekannten Lehrerin unter dem Titel "Je voudrais que quelqu'un m'attende quelque part" heraus. Zehn Jahre und drei Millionen verkaufte Bücher später liegt Anna Gavalda fünftes Werk vor: Und wieder ist "La Consolante" - unglücklich ins Deutsche übersetzt mit: "Alles Glück kommt nie" - in Frankreich auf die Bestsellerlisten gerutscht.

Das macht die Sache mit der Autorin nicht eben einfacher: Denn der Erfolg eines Buches ist noch kein Qualitätsgarant, sollte aber auch kein Anlass zu Misstrauen sein. Anna Gavalda widerfährt beides: Entweder wird sie von der Kritik über die Maßen hofiert und gleich mit Maupassant, Colette und Sagan verglichen, oder man tut ihr Werk als "typische Frauenliteratur" ab, als eine von Mademoiselle Miracle gestrickte Konfektionsware. So oder so wird man Anna Gavalda nicht gerecht. Denn auch wenn ihr literarisches Thema leicht zu durchschauen ist - sehnsüchtige Menschen aus der Großstadt brechen aus ihrer Verlorenheit aus, wagen Neues, finden ihr Glück und dabei vielleicht sich selbst -, ihre Erzählkunst ist keinesfalls seicht. Die Achtunddreißigjährige verfügt über Geist, Witz und trockene Ironie. Lieblichkeit findet sich in diesen Texte kaum je. Sie werden vielmehr getragen von einer geradezu unfranzösischen Leichtigkeit des Schreibens. Der oft akademischen französischen Literatur hat sie Temperament und Fabulierlust beigemischt. Auf diesen mehr als sechshundert Seiten ihres neuen Romans geht Gavalda bisweilen verschwenderisch mit Worten um. Dann wieder tuscht sie die Worte nur so hin, zwei oder drei, und beendet den Absatz. Und sie greift immer wieder ins Geschehen ein, indem sie den Leser direkt anspricht, sich mit ihm amüsieren will über die Irrungen des Literaturbetriebs oder die Wirrungen der handelnden Figuren. Zum Verrat am Personal kommt es gleichwohl nie.

Im Zentrum des Romans steht Charles Balanda, ein Mann in den besten Jahren. Der Architekt hat in seinem Beruf vieles erreicht. Er jettet um die Welt, von Land zu Land, von Baustelle zu Baustelle, und hat darüber die Bindung zu seiner Lebensgefährtin Laurence und deren Tochter Mathilde verloren. Ein bisschen hat dieser Charles sein Leben aber auch satt in der schicken Pariser Altbauwohnung mit einer Frau, die ihre Gesichtsmasken mehr liebt als seine Küsse. Bei einem Familienfest gerät Charles' konventionell gezimmerte Welt aus den Fugen, als er vom Tod Anouks erfährt, der Mutter eines Freundes aus Kindertagen. Ihm werden die Teller schwer, er muss sich setzen und findet auch bei Laurence keinen Trost. Doch ehe sich das dramatische Tremolo Bahn bricht, mischt sich die Erzählerin ein: "Ende des Tragödienstadels", ruft sie aus: "Wäre Charles Balanda, eins achtzig groß, achtundsiebzig Kilo schwer, barfuß, weiße Hose, offener Gürtel, die Arme vor der Brust verschränkt, die Nase in dem alten Kissen versenkt, irgendwann eingeschlafen, die Geschichte wäre zu Ende. Er wäre unser Held. Würde in ein paar Monaten siebenundvierzig, er hätte viel zu wenig gelebt . . . Uns fehlen die Worte, ihm wie mir." Das freilich ist gelogen, denn schon geht es flott weiter im Text. Der Roman setzt aufs Neue an und lehrt Charles das Fürchten: Er scheitert kläglich bei dem Versuch, die Erinnerung an den Engel aus seiner Kindheit zu vergessen. Irgendwann streckt er die Waffen und steigt nicht nur aus dem Flugzeug, sondern gleich aus seinem Leben aus, um sich im Mietwagen von Paris aus auf die Reise in seine Vergangenheit zu machen. Es ist der tragikomische Versuch, sein Leben zu retten.

Die Erzählerin erwägt, die Stilfibel zu konsultieren.

Zuerst findet Charles Balanda das Grab von Anouk, der Mutter des Freundes, die er als Kind vergötterte und die einst als Krankenschwester auf der Intensivstation ihren Patienten verbot zu sterben. Dann macht er ihren Sohn Alexis ausfindig, einen hochbegabten Trompeter, der seinem Talent nicht gewachsen war und sich vor der Hölle aus Drogen und Depression in die französische Provinz geflüchtet hat. Und schließlich findet Charles einen Menschen, den er gar nicht suchte, der ihm aber zur "Tröstenden" wird, wie der Roman im Original heißt. Diese Erlöserin, Kate, ist eine verrückte Engländerin Ende dreißig, die mit fünf Kindern, zehn Katzen sowie Hunden, Vögeln und einem spuckenden Lama auf einem verwitterten Landgut wohnt. Sie wird Charles zur zweiten Anouk. Dieses Mal, so viel ist klar, wird er sie nicht gehenlassen. Kate ist ein seltsamer Mensch, chaotisch, verletzlich, mit einem tragischen Schicksal. Ihre schmuddelige Landhausküche verwandelt Anna Gavalda in die Dunkelkammer unverarbeiteter Emotionen. Beim Haareschneiden und Geschirrspülen öffnen zwei Trostsuchende einander ihre verwundeten Herzen. Und wieder frotzelt, noch ehe der Kitsch überhandnimmt, die Erzählerin dazwischen: "Was jetzt folgt, nennt sich Glück, und Glück ist eher peinlich. Lässt sich nicht erzählen. Sagt man. Sagen sie. Glück ist platt, abgeschmackt, boring, und immer auch anstrengend. Glück langweilt den Leser. Ist ein Liebestöter." Statt im Text zu bleiben, wird erwogen, eine Stilfibel zu konsultieren, doch vergeblich, denn dort werde nur geraten, Wörter wegzulassen. Die Autorin sträubt sich, lehnt die Verantwortung ab, zwischen dem "Überflüssigen" und dem "Wesentlichen" zu unterscheiden. "Demnach dürfen wir uns noch ein paar Szenen gönnen. Die Akademie ist zu gütig."

Anna Gavalda lässt es sich nicht nehmen, in dieser märchenhaften Szenerie dem Literaturbetrieb eins auszuwischen. Gelegentlich kommt ihr Buch - das mit dem Dank an Henri Bertaud du Chazaud, dem Autor eines Synonymwörterbuchs endet - allzu plauderig daher. Es verschwätzt sich mit dem Leser oder in der häufig direkten Rede der Charaktere, wobei Stilebenen und Perspektiven wild vermischt werden. Was klingt, als sei es dem Leben abgeschrieben, ist freilich Kunstsprache. Erst nach und nach enthüllt der Wust an Erlebnissen auf Taxifahrten und Familienfeiern, Friedhöfen und Gutshäusern eine innere Logik. Ihren Reiz bezieht die Geschichte aus der Spannung, die sich ergibt aus der Tragik der Geschehnisse und dem zärtlichen Spott der Erzählerin.

Anna Gavalda: "Alles Glück kommt nie". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Ina Kronenberger. Hanser Verlag, München 2008. 607 S., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In ihrer Besprechung von Anna Gavaldas neuestem Roman holt Kristina Maidt-Zinke zunächst weit aus und kommt über Besonderheiten der französischen Nationalkultur und des Literaturbetriebs auf den fragwürdigen Titel der deutschen Übersetzung zu sprechen, während doch im Roman selbst die Schwierigkeiten der Rezeption des vollständigen Happy-Ends bereits antizipiert seien. Die wörtliche Übersetzung des französischen Originals ("La Consolante"), dessen Bedeutung zwischen "die Tröstliche" und "Trostrunde" oszilliert, bringe das Selbstverständnis der Autorin besser zum Ausdruck. So erschaffe die Erzählung von der Wandlung eines erfolgreichen, aber zivilisationsmüden Architekten, der sich auf eine Sinnsuche und "Reise zu sich selbst" in die Provinz begibt, den gewohnten "anmutig menschelnden Gavalda-Kosmos". Neben dem humanen Anliegen wendet sich die Rezensentin dem Stil zu, den sie als "kurzatmig" oder "luftig" beschreibt, was sich vor allem in Ellipsen (trotz gleichzeitigem Wortüberschuss) zeige. Das Weglassen von Silben oder Endkonsonanten sei sogar eine gelungene sprachliche Entsprechung zur urbanen Hektik. Sie beschreibt einige Metaphern als "gewöhnungsbedürftig" (etwa "Danke" sagende Rauchkringel), spricht Milieuschilderungen Plastizität zu und empfindet die Dialoge teilweise als anstrengend, was aber auch den allgemeinen Schwierigkeiten der Übersetzung aus dem Französischen geschuldet sei.

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"Anna Gavalda schreibt Märchen für moderne Menschen. ... Sie verfügt über Geist, Witz und trockene Ironie." Sandra Kegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.08

"Glück ist möglich. Die Harmonie wird jedoch immer wieder durchkreuzt - merci, Madame! -, weil die Autorin uns mit respektlosem Humor jede Menge fiese, entlarvende Details serviert. ... Am liebsten würde Gavalda, so scheint es, ihre Figuren in ihr reales Leben mitnehmen. Vor allem diese liebenswürdigen Zweifler, die ihr selbst so ähnlich sind." Franziska Wolffheim, Brigitte 1/2009