Nach dem singulären Zivilisationsbruch der Menschheitsgeschichte desertierte die deutsche Volksgemeinschaft, ohne deren aktive wie passive Beteiligung die Verbrechen des Dritten Reiches nicht möglich gewesen wären, kollektiv ins Doppel-Leben, ohne und mit Namenswechsel (Schneider / Schwerte). Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kannte man trotz der Monstrosität der Taten keine Scham. Eine Umkehr in der Stunde Null: Fehlanzeige. Der Wechsel in eine zweite Biographie, als sei in der ersten nichts geschehen, für das man sich zu verantworten hätte, war der Normalfall. Angesichts dieses moralischen Desasters wäre es an den kulturellen Multiplikatoren gewesen, ein Gegengewicht zu bilden. Das Schuldbekenntnis der evangelischen Kirche, in den eigenen Reihen höchst umstritten, betont in seiner Isoliertheit noch jenes Fiasko. Die deutsche Literatur hat vor dieser Aufgabe vollständig versagt. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist ganz ausgeblieben oder allenfalls randständig berücksichtigt worden.
Schlimmer noch sind die Versuche, statt Scham und Umkehr wenigstens nachträglich zum Gegenstand der Texte zu machen, das genaue Gegenteil zu erschreiben: die absolute Schuldfreiheit der Volksgenossinnen und Volksgenossen, die allenfalls im Modus der Verführung einige Kratzer abbekommen haben. Sachwalter dieser nach Meinung des Autors schäbigen Apologie sind Walter Kempowski, Bernhard Schlink und Martin Walser. Ihr Werk steht deshalb im Mittelpunkt dieser textnahen Literaturanalysen. Um die so gewonnenen Einsichten zu befestigen, werden andere Autoren vergleichend herangezogen. Peter Wapnewski verfolgt den gleichen Kurs wie Kempowski, Schlink und Walser; Reinhard Baumgart, Dagmar Leupold und Uwe Timm zeigen zumindest in Ansätzen, wie eine Literatur aussehen könnte, die den moralischen Anforderungen des Themas gerecht wird.
Da es in diesem Buch nicht um Literaturkritik im engeren Sinne geht, sondern um die Widerspiegelung mentaler Prozesse, vor allem um die Rolle der Volksgemeinschaft, wird die erzählende Prosa immer wieder in materialreichen Längsschnitten z.B. zum Antisemitismus oder der Lebensraumpolitik abgeglichen mit der Realität des Nationalsozialismus. Dies ermöglicht, die Schreibabsicht der behandelten Autoren offenzulegen und den widerständlichen Ruf, der einigen immer noch anhaftet, zu hinterfragen.
Schlimmer noch sind die Versuche, statt Scham und Umkehr wenigstens nachträglich zum Gegenstand der Texte zu machen, das genaue Gegenteil zu erschreiben: die absolute Schuldfreiheit der Volksgenossinnen und Volksgenossen, die allenfalls im Modus der Verführung einige Kratzer abbekommen haben. Sachwalter dieser nach Meinung des Autors schäbigen Apologie sind Walter Kempowski, Bernhard Schlink und Martin Walser. Ihr Werk steht deshalb im Mittelpunkt dieser textnahen Literaturanalysen. Um die so gewonnenen Einsichten zu befestigen, werden andere Autoren vergleichend herangezogen. Peter Wapnewski verfolgt den gleichen Kurs wie Kempowski, Schlink und Walser; Reinhard Baumgart, Dagmar Leupold und Uwe Timm zeigen zumindest in Ansätzen, wie eine Literatur aussehen könnte, die den moralischen Anforderungen des Themas gerecht wird.
Da es in diesem Buch nicht um Literaturkritik im engeren Sinne geht, sondern um die Widerspiegelung mentaler Prozesse, vor allem um die Rolle der Volksgemeinschaft, wird die erzählende Prosa immer wieder in materialreichen Längsschnitten z.B. zum Antisemitismus oder der Lebensraumpolitik abgeglichen mit der Realität des Nationalsozialismus. Dies ermöglicht, die Schreibabsicht der behandelten Autoren offenzulegen und den widerständlichen Ruf, der einigen immer noch anhaftet, zu hinterfragen.