Man lacht und weint und ist hingerissen vom Talent eines jungen Autors. Er erzählt die phantastische Geschichte eines jüdischen Schtetls, das Schicksal seiner Familie während des Holocaust und die Abenteuer eines jungen Amerikaners, der aufgebrochen ist, um die Vergangenheit zu suchen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2003Erleuchtung garantiert
Ein Schelmenroman machte den jungen Jonathan Safran Foer über Nacht zum gefeierten Starautor
Bevor er liest, muß er erst noch das Bonbon zu Ende lutschen. Zum Entzücken des Publikums in New Yorks feierlich vertäfelter Kaufmann Hall in der 92. Straße, wo sonst nur die Stars der literarischen Zunft am Rednerpult stehen. Der 24jährige Jonathan Safran Foer hat zwar einen Bestseller geschrieben, hat letztes Jahr mit "Alles ist erleuchtet" ein Debüt hingelegt, wie es seit Norman Mailer oder J. D. Salinger keinem amerikanischen Schriftsteller mehr vergönnt war. Aber zumindest sein Erscheinungsbild und sein Auftreten sind noch frei von jeglicher Starqualität. Dafür hat er sich viel Primanerhaftes bewahrt, und auch das kurzärmelige, gestreifte Polohemd und die Jeans eignen sich nur bedingt dazu, ihm Autorität oder zumindest einen Touch genialischer Exzentrik zu verleihen.
Foer sieht vielleicht aus wie ein Musterschüler, aber er schreibt wie ein subversiver Entertainer. Und so liest er auch vor. Ich bin ganz allein am Rande des Universums, beginnt die Passage, die er im Buch seinem kleinen Bruder Oscar in den Mund legt, und schon geht es im wilden Galopp durch quasiphilosophisches Revier, vorbei an Betrachtungen zu singenden Teekesseln und freiem Willen, Karatetraining, in die Erde versenkten Wolkenkratzern für die Verstorbenen, Flugangst, dem Ursprung der Tränen, Sinn des Leidens, Gefühlsleben der Pflanzen und dem Niesen als Quelle orgasmischer Lust. Locker und lose schwillt der Bewußtseinsstrom an, bis die Heiterkeit des Publikums gefährliche Formen annimmt. Da erhebt der Autor sachte den Zeigefinger und macht seine Fans darauf aufmerksam, daß er ihnen keine Witze vorsetze, sondern sie mit Antworten auf die Unangemessenheit der Welt konfrontiere.
"Alles ist erleuchtet" handelt von einem Amerikaner, der nicht ganz zufällig Jonathan Safran Foer heißt und in die Ukraine reist, um die Frau zu finden, die seinen Großvater vor den Nazis rettete. Die anfangs heitere Atmosphäre trübt sich im Laufe der Geschichte immer dramatischer ein. Ein moderner Schelmenroman mit Ausflügen in die Geschichte, die für den Ort Trachimbrod viele Wunder des magischen Realismus bereithält. Sehr unterschiedliche und auch sehr unterschiedlich orchestrierte Erzählstränge werden schließlich im Holocaust miteinander verknüpft. Die ungelenk formulierten, verballhornten Weisheiten von Alex, dem ukrainischen Reiseführer, mit dem der als Held apostrophierte Protagonist sich die schriftstellerische Arbeit am zeitgenössischen Teil der Story teilt, attackieren anfangs noch das Zwerchfell auch des einsamen Lesers. Doch bald wird klar, daß sich hier keine lustige Person den Zeitgeist mit poppigen Tricks gefügig macht.
Am Morgen nach der Lesung sitzt Foer im Second Street Café in Brooklyn, wo er sich gerade eine Wohnung einrichtet, und läßt sich über einem Bagel mit Lachs noch einmal ausfragen. Nein, die Promotiontour, auf die er seit einem Jahr geschickt wird, ist ihm noch nicht zuwider. Nein, er hat sich noch immer nicht an seinen Ruhm gewöhnt, findet es im Gegenteil völlig verrückt, einem Journalisten aus Europa gegenüberzusitzen. Und, nein, er ist nicht so komisch, wie es die komischen Passagen seines Romans nahelegen.
Er sei sogar eher scheu und zurückhaltend, sagt er, und damit wäre auch schon einer der Gründe genannt, warum er überhaupt schreibe. Während er im wirklichen Leben merklich Mühe hat, seiner Umwelt mitzuteilen, wer er ist und was er fühlt, gibt der Roman ihm die Chance zu erklären, was in ihm vorgeht. Der Bekenntnisdrang aber, den er mit einigen Kollegen aus seiner Generation teilt, ist streng literarisch geformt. Nicht umsonst hat Foer vier Jahre lang bei Joyce Carol Oates in Princeton das Schreiben und Erzählen gelernt. Seine Bezugspunkte sucht und findet er bei den Altmeistern des Fachs, bei Kafka, Grass, Calvino, Roth und Bellow. Mit Rilke glaubt er sich einig, daß ein guter Roman das Leben des Lesers verändern könne. Literatur soll die Dringlichkeit und Brisanz eines Notfalls annehmen. "Ich will nichts beweisen", sagt er, "ich will nicht moralisieren, ich will nicht nur unterhalten - ich will das Leben widerspiegeln und mich ausdrücken, auf ganz altmodische Weise." Wäre jemand geneigt, diese Haltung romantisch zu nennen, hätte er auch nichts dagegen.
Humor, und von ihm aus auch die Tradition des jüdischen Humors, ist dabei das Kunstmittel, das vielleicht einem Köder ähnelt. Mit Humor versucht er den Leser zu fangen und, wichtiger noch, den Charakter einer Figur so schnell wie möglich zu umreißen, um die Geschichte ins Rollen zu bringen. Foer hält Humor für den besten Weg, möglichst schnell möglichst viele Informationen zu transportieren. Am wichtigsten aber ist ihm, daß Humor den Leser verletzlich macht und ihn dazu bringt, seine Abwehrhaltung aufzugeben. Ist das geschehen, wird er für die Story um so empfänglicher.
Foer war neunzehn, als er die Rohfassung seines Romans nach einem Dreitagetrip durch die Ukraine niederschrieb, in Prag, innerhalb von zwei Monaten. Vom Schreiben will er nicht allzu viel verstehen. Das sei doch ohnehin nichts weiter als eine Serie von Zufällen, sagt er. Seine Aufgabe als Schriftsteller: sich darum zu bemühen, Zufälle in Gang zu bringen. Und noch ein Lehrsatz zwischen zwei Bissen Lachs-Bagel: "Man kann nicht vorsätzlich etwas Bedeutendes schreiben."
Als Foer anfing, "Alles ist erleuchtet" zu schreiben, wußte er, daß er nicht nur eine Geschichte von nur einem Standpunkt aus erzählen wollte. Aber wie sich daraufhin der Roman dreiteilte, wie der Plot bald von dem Helden Jonathan Safran Foer, bald vom virtuos radebrechenden Alex illuminiert wurde und die Geschichte sich in ein Sammelbecken für viele talmudisch schillernde, die Jahrhunderte durcheilende Geschichten verwandelte, das stellte sich, sagt Foer, erst nach und nach beim Schreiben heraus. Alex' Kampf mit der englischen Sprache, der natürlich auch in der deutschen Übersetzung ein Kampf mit Sprache ist, enthüllte sich gleichsam als Metapher, als Karikatur des Grundproblems eines jeden Schriftstellers. Wie sein ukrainischer Freund steht Foer als Held und Autor vor der Schwierigkeit, seine innerste Regung in Sprache zu kleiden. Deshalb begegnet er Alex' Sprachproblem, das ihm zunächst nur eine willkommene Gelegenheit für Humor zu bieten schien, am Ende mit tiefer Sympathie.
Neben all den Lobeshymnen für den Roman wartete das Magazin "Atlantic Monthly" mit einer scharfen Attacke auf, in der es um die literarische Behandlung des Holocausts ging. Sollte ein Nachgeborener, noch dazu ein Sohn aus jüdischer Familie, sich die Freiheit nehmen dürfen, historische durch erfinderische Genauigkeit zu ersetzen? Noch, tadelte die Kritikerin, gebe es Überlebende, die sich genau erinnerten. Foer antwortet darauf aus der Distanz der Nachfolgegeneration. Ja, dazu stehe er, auch die historische Genauigkeit werde vom Wandel nicht verschont. Aber der Ersatz des Augenzeugenberichts durch die Fiktion sei ein annehmbarer Preis, um emotional relevant zu bleiben. Im übrigen handle sein Roman nicht vom Holocaust. Foer war vielmehr entschlossen, über den Holocaust im Kontext von Liebe und Schuld und Verantwortung zu schreiben. Das sollte kein Affront gegen die Generation seiner Väter und Großmütter sein, sondern ein Akt der Generosität. Zumal der Humor seines Buches längst versiegt ist, wenn die Zeitreise den Holocaust erreicht.
Nun ist Foer gespannt, wie sein Buch in Deutschland aufgenommen wird. Er weiß natürlich, daß es längst ein Eigenleben angenommen hat, daß er die Kontrolle darüber verlieren mußte. "Ich bin nicht klüger als andere", sagt er, "aber mein Buch könnte es sein, denn die Leser machen es jetzt klüger." In einer solch kommunikativen Zusammenarbeit liegt für ihn der wahre Reiz seines Berufs.
Was er im Alltag nicht immer schafft, nämlich seinem Denken und Fühlen Ausdruck zu verleihen, kann er im Buch gut komponiert und genau formuliert nachholen. Kern der Übung bleibt indes das Gespräch, die Unterhaltung, der Meinungsaustausch. Welche Form dies alles annimmt, ist zweitrangig. Darum steht keineswegs fest, ob Foer in ein paar Jahren immer noch Bücher schreibt. Aber daß es zumindest ein zweites Buch von ihm geben wird, kann er versprechen. Und sicher wird darin auch Jonathan Safran Foer wieder auftreten. Als Held.
JORDAN MEJIAS
Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet. Kiepenheuer & Witsch, 2003. 384 Seiten. 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Schelmenroman machte den jungen Jonathan Safran Foer über Nacht zum gefeierten Starautor
Bevor er liest, muß er erst noch das Bonbon zu Ende lutschen. Zum Entzücken des Publikums in New Yorks feierlich vertäfelter Kaufmann Hall in der 92. Straße, wo sonst nur die Stars der literarischen Zunft am Rednerpult stehen. Der 24jährige Jonathan Safran Foer hat zwar einen Bestseller geschrieben, hat letztes Jahr mit "Alles ist erleuchtet" ein Debüt hingelegt, wie es seit Norman Mailer oder J. D. Salinger keinem amerikanischen Schriftsteller mehr vergönnt war. Aber zumindest sein Erscheinungsbild und sein Auftreten sind noch frei von jeglicher Starqualität. Dafür hat er sich viel Primanerhaftes bewahrt, und auch das kurzärmelige, gestreifte Polohemd und die Jeans eignen sich nur bedingt dazu, ihm Autorität oder zumindest einen Touch genialischer Exzentrik zu verleihen.
Foer sieht vielleicht aus wie ein Musterschüler, aber er schreibt wie ein subversiver Entertainer. Und so liest er auch vor. Ich bin ganz allein am Rande des Universums, beginnt die Passage, die er im Buch seinem kleinen Bruder Oscar in den Mund legt, und schon geht es im wilden Galopp durch quasiphilosophisches Revier, vorbei an Betrachtungen zu singenden Teekesseln und freiem Willen, Karatetraining, in die Erde versenkten Wolkenkratzern für die Verstorbenen, Flugangst, dem Ursprung der Tränen, Sinn des Leidens, Gefühlsleben der Pflanzen und dem Niesen als Quelle orgasmischer Lust. Locker und lose schwillt der Bewußtseinsstrom an, bis die Heiterkeit des Publikums gefährliche Formen annimmt. Da erhebt der Autor sachte den Zeigefinger und macht seine Fans darauf aufmerksam, daß er ihnen keine Witze vorsetze, sondern sie mit Antworten auf die Unangemessenheit der Welt konfrontiere.
"Alles ist erleuchtet" handelt von einem Amerikaner, der nicht ganz zufällig Jonathan Safran Foer heißt und in die Ukraine reist, um die Frau zu finden, die seinen Großvater vor den Nazis rettete. Die anfangs heitere Atmosphäre trübt sich im Laufe der Geschichte immer dramatischer ein. Ein moderner Schelmenroman mit Ausflügen in die Geschichte, die für den Ort Trachimbrod viele Wunder des magischen Realismus bereithält. Sehr unterschiedliche und auch sehr unterschiedlich orchestrierte Erzählstränge werden schließlich im Holocaust miteinander verknüpft. Die ungelenk formulierten, verballhornten Weisheiten von Alex, dem ukrainischen Reiseführer, mit dem der als Held apostrophierte Protagonist sich die schriftstellerische Arbeit am zeitgenössischen Teil der Story teilt, attackieren anfangs noch das Zwerchfell auch des einsamen Lesers. Doch bald wird klar, daß sich hier keine lustige Person den Zeitgeist mit poppigen Tricks gefügig macht.
Am Morgen nach der Lesung sitzt Foer im Second Street Café in Brooklyn, wo er sich gerade eine Wohnung einrichtet, und läßt sich über einem Bagel mit Lachs noch einmal ausfragen. Nein, die Promotiontour, auf die er seit einem Jahr geschickt wird, ist ihm noch nicht zuwider. Nein, er hat sich noch immer nicht an seinen Ruhm gewöhnt, findet es im Gegenteil völlig verrückt, einem Journalisten aus Europa gegenüberzusitzen. Und, nein, er ist nicht so komisch, wie es die komischen Passagen seines Romans nahelegen.
Er sei sogar eher scheu und zurückhaltend, sagt er, und damit wäre auch schon einer der Gründe genannt, warum er überhaupt schreibe. Während er im wirklichen Leben merklich Mühe hat, seiner Umwelt mitzuteilen, wer er ist und was er fühlt, gibt der Roman ihm die Chance zu erklären, was in ihm vorgeht. Der Bekenntnisdrang aber, den er mit einigen Kollegen aus seiner Generation teilt, ist streng literarisch geformt. Nicht umsonst hat Foer vier Jahre lang bei Joyce Carol Oates in Princeton das Schreiben und Erzählen gelernt. Seine Bezugspunkte sucht und findet er bei den Altmeistern des Fachs, bei Kafka, Grass, Calvino, Roth und Bellow. Mit Rilke glaubt er sich einig, daß ein guter Roman das Leben des Lesers verändern könne. Literatur soll die Dringlichkeit und Brisanz eines Notfalls annehmen. "Ich will nichts beweisen", sagt er, "ich will nicht moralisieren, ich will nicht nur unterhalten - ich will das Leben widerspiegeln und mich ausdrücken, auf ganz altmodische Weise." Wäre jemand geneigt, diese Haltung romantisch zu nennen, hätte er auch nichts dagegen.
Humor, und von ihm aus auch die Tradition des jüdischen Humors, ist dabei das Kunstmittel, das vielleicht einem Köder ähnelt. Mit Humor versucht er den Leser zu fangen und, wichtiger noch, den Charakter einer Figur so schnell wie möglich zu umreißen, um die Geschichte ins Rollen zu bringen. Foer hält Humor für den besten Weg, möglichst schnell möglichst viele Informationen zu transportieren. Am wichtigsten aber ist ihm, daß Humor den Leser verletzlich macht und ihn dazu bringt, seine Abwehrhaltung aufzugeben. Ist das geschehen, wird er für die Story um so empfänglicher.
Foer war neunzehn, als er die Rohfassung seines Romans nach einem Dreitagetrip durch die Ukraine niederschrieb, in Prag, innerhalb von zwei Monaten. Vom Schreiben will er nicht allzu viel verstehen. Das sei doch ohnehin nichts weiter als eine Serie von Zufällen, sagt er. Seine Aufgabe als Schriftsteller: sich darum zu bemühen, Zufälle in Gang zu bringen. Und noch ein Lehrsatz zwischen zwei Bissen Lachs-Bagel: "Man kann nicht vorsätzlich etwas Bedeutendes schreiben."
Als Foer anfing, "Alles ist erleuchtet" zu schreiben, wußte er, daß er nicht nur eine Geschichte von nur einem Standpunkt aus erzählen wollte. Aber wie sich daraufhin der Roman dreiteilte, wie der Plot bald von dem Helden Jonathan Safran Foer, bald vom virtuos radebrechenden Alex illuminiert wurde und die Geschichte sich in ein Sammelbecken für viele talmudisch schillernde, die Jahrhunderte durcheilende Geschichten verwandelte, das stellte sich, sagt Foer, erst nach und nach beim Schreiben heraus. Alex' Kampf mit der englischen Sprache, der natürlich auch in der deutschen Übersetzung ein Kampf mit Sprache ist, enthüllte sich gleichsam als Metapher, als Karikatur des Grundproblems eines jeden Schriftstellers. Wie sein ukrainischer Freund steht Foer als Held und Autor vor der Schwierigkeit, seine innerste Regung in Sprache zu kleiden. Deshalb begegnet er Alex' Sprachproblem, das ihm zunächst nur eine willkommene Gelegenheit für Humor zu bieten schien, am Ende mit tiefer Sympathie.
Neben all den Lobeshymnen für den Roman wartete das Magazin "Atlantic Monthly" mit einer scharfen Attacke auf, in der es um die literarische Behandlung des Holocausts ging. Sollte ein Nachgeborener, noch dazu ein Sohn aus jüdischer Familie, sich die Freiheit nehmen dürfen, historische durch erfinderische Genauigkeit zu ersetzen? Noch, tadelte die Kritikerin, gebe es Überlebende, die sich genau erinnerten. Foer antwortet darauf aus der Distanz der Nachfolgegeneration. Ja, dazu stehe er, auch die historische Genauigkeit werde vom Wandel nicht verschont. Aber der Ersatz des Augenzeugenberichts durch die Fiktion sei ein annehmbarer Preis, um emotional relevant zu bleiben. Im übrigen handle sein Roman nicht vom Holocaust. Foer war vielmehr entschlossen, über den Holocaust im Kontext von Liebe und Schuld und Verantwortung zu schreiben. Das sollte kein Affront gegen die Generation seiner Väter und Großmütter sein, sondern ein Akt der Generosität. Zumal der Humor seines Buches längst versiegt ist, wenn die Zeitreise den Holocaust erreicht.
Nun ist Foer gespannt, wie sein Buch in Deutschland aufgenommen wird. Er weiß natürlich, daß es längst ein Eigenleben angenommen hat, daß er die Kontrolle darüber verlieren mußte. "Ich bin nicht klüger als andere", sagt er, "aber mein Buch könnte es sein, denn die Leser machen es jetzt klüger." In einer solch kommunikativen Zusammenarbeit liegt für ihn der wahre Reiz seines Berufs.
Was er im Alltag nicht immer schafft, nämlich seinem Denken und Fühlen Ausdruck zu verleihen, kann er im Buch gut komponiert und genau formuliert nachholen. Kern der Übung bleibt indes das Gespräch, die Unterhaltung, der Meinungsaustausch. Welche Form dies alles annimmt, ist zweitrangig. Darum steht keineswegs fest, ob Foer in ein paar Jahren immer noch Bücher schreibt. Aber daß es zumindest ein zweites Buch von ihm geben wird, kann er versprechen. Und sicher wird darin auch Jonathan Safran Foer wieder auftreten. Als Held.
JORDAN MEJIAS
Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet. Kiepenheuer & Witsch, 2003. 384 Seiten. 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein todkomisches, todlustiges Romandebüt. Es stürzt einen in ähnliche Wechselbäder wie der Film 'Das Leben ist schön' von Roberto Benigni." (Der Spiegel)
"Der neue Superstar der amerikanischen Literaturszene. Das komische und berührende Duett einer Erinnerung, die im Medium Literatur noch einmal erfunden wird. (NZZ)
"Ein Debüt, wie es lange keines gegeben hat: Foer vollbringt das Wunder der erfundenen Erinnerung." (FAZ)
"Jonathan Safran Foer landet einen Geniestreich ... so witzig und gescheit, mit so viel Komik und einem Übermaß an klein verpackter großer Weisheit gemacht, dass man sich gelegentlich fragt, wie das einem so jungen Autor überhaupt passieren konnte." (Die Zeit)
"Der neue Superstar der amerikanischen Literaturszene. Das komische und berührende Duett einer Erinnerung, die im Medium Literatur noch einmal erfunden wird. (NZZ)
"Ein Debüt, wie es lange keines gegeben hat: Foer vollbringt das Wunder der erfundenen Erinnerung." (FAZ)
"Jonathan Safran Foer landet einen Geniestreich ... so witzig und gescheit, mit so viel Komik und einem Übermaß an klein verpackter großer Weisheit gemacht, dass man sich gelegentlich fragt, wie das einem so jungen Autor überhaupt passieren konnte." (Die Zeit)
»Eine wunderbar vielschichtige Chronik ... Selten hat ein so junger Autor solche Virtuosität und Klugheit bewiesen.« (Washington Post Book World)
»Mit seinen verschiedenen Erzählern, den vielfachen Spiralen von Witz und den halsbrecherischen Wechseln zwischen Horror und Heiterkeit, mit seinen Seitenhieben auf den Nach-Wende-Kapitalismus und zeitgenössischen Antisemitismus, mit all dem ist ›Alles ist erleuchtet‹ eine wahre Wundertüte.« (Los Angeles Times Book Review)
»Jonathan Safran Foer, das 25-jährige literarische Wunderkind, entwickelt die Geschichte eines Schtetls, indem er jeden nur denkbaren literarischen Kniff nutzt. So entsteht eine dichte Erzählung aus Geschichte, Erinnerung und Versöhnung.« (New York Magazine)
»Seit Anthony Burgess’ Roman ›Clockwork Orange‹ ist die englische Sprache nicht mehr mit solcher Brillanz und solcher Kraft durcheinander gewirbelt und gestaltet worden.« (New York Times Book Review)
»Mit seinen verschiedenen Erzählern, den vielfachen Spiralen von Witz und den halsbrecherischen Wechseln zwischen Horror und Heiterkeit, mit seinen Seitenhieben auf den Nach-Wende-Kapitalismus und zeitgenössischen Antisemitismus, mit all dem ist ›Alles ist erleuchtet‹ eine wahre Wundertüte.« (Los Angeles Times Book Review)
»Jonathan Safran Foer, das 25-jährige literarische Wunderkind, entwickelt die Geschichte eines Schtetls, indem er jeden nur denkbaren literarischen Kniff nutzt. So entsteht eine dichte Erzählung aus Geschichte, Erinnerung und Versöhnung.« (New York Magazine)
»Seit Anthony Burgess’ Roman ›Clockwork Orange‹ ist die englische Sprache nicht mehr mit solcher Brillanz und solcher Kraft durcheinander gewirbelt und gestaltet worden.« (New York Times Book Review)
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Rezensentin Angela Schader wundert sich ein wenig, weshalb der Übersetzer Diek van Gunsteren die für Jonathan Foers Roman so charakteristische "sprachliche Schieflage" begradigt hat. Denn "Alles ist erleuchtet" ist für Schader ein von Schieflagen geprägter Text, in dem der Autor seine tatsächlich unternommene Reise in die Ukraine verarbeitet, die ihn auf die Spur seiner jüdischen Vorfahren führen sollte, die jedoch gescheitert ist. Und so versucht Foer, diese "doppelte Leerstelle in der Familiengeschichte und der eigenen Biografie" zu füllen, in einem Text, der sich als "Gemeinschaftswerk" zwischen der reisenden "Ich-Projektion" Jonathan und dem ukrainischen Übersetzer Alex entspinnt. Während Alex die Irrungen der Reise beschreibt, ist es Jonathan, der den schließlich erreichten Heimatort Trachimbrod als "Shtetl-Phantasmagorie", als "mythisch-surreal überhöhte Nachschöpfung des Ortes und seiner Bewohner" entwirft. Hier, erklärt Schader, vermischt sich "Schrulliges" mit der "Bitterkeit einer fortlaufenden Reflexion über die Unmöglichkeit der Liebe". Etwas störend dabei findet Schader das übermächtige "phantastische Beiwerk". Denn genauso wie Jonathans Ahnfrau sich entschieden habe, "ein Leben zweiten Grades zu leben, in einer Welt, die nur eine Verwandte zweiten Grades einer Welt war, in der alle anderen zu existieren schienen", so scheint sich für Schader auch Foers Roman in eine Art "Dissoziation" zu manövrieren, in der das Entrückte nicht immer dem Romangeschehen dient. Es ist also bei weitem nicht "alles erleuchtet", wie der Romantitel verspricht, doch trotz dieses "Unbehagens", meint die Rezensentin, bleibt einerseits "der Widerschein eines Feuerwerks von Ideen und sprachlichen Einfällen" und andererseits die von Alexander entsponnene "Herzenswärme" übrig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Der neue Superstar der amerikanischen Literaturszene. Das komische und berührende Duett einer Erinnerung, die im Medium Literatur noch einmal erfunden wird.« NZZ