Daniela Strigls erhellende Einblicke in ihr Schreiben und den LiteraturbetriebWas ist Kritik, und in welche Rituale ist sie eingepasst? Welche Möglichkeiten von Wissensvermittlung bieten sich im Essay? Ist literarisches Schreiben Kunst oder Handwerk? Wer definiert die Maßstäbe? Es bedarf einer zeitgenössischen Formulierung. Dass Dichter und Romanciers über ihr Schreiben und ihre Poetik Vorlesungen halten, geschieht immer wieder. Schreibende, die über das Leben und Schreiben anderer schreiben, kommen hingegen seltener zu Wort. Dabei haben sie so viel zu sagen. Die renommierte Kritikerin, Biographin und Essayistin Daniela Strigl widmet sich genau diesen drei Themengebieten.Mit Anleitungen, Tipps und Erfahrungsberichten versehen, aber auch mit der ein oder anderen Kontroverse gespickt: Strigl gibt ebenso fundiert wie eloquent Einblicke in die Kunst und Praxis ihres Schreibens.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2018Gegen die Lustlosigkeit
Literaturvorlesungen der Kritikerin Daniela Strigl
Eine Vorlesung, in der sich Literaturkritiker, Essayisten, Geistes- und Kulturwissenschaftler über die "Kunst des Schreibens" auslassen - und zwar, wohlgemerkt, über ihre eigene? Auch das noch, will man da ausrufen, als sei der Markt an Selbstauslegungen von Schreibenden nicht schon vollkommen übersättigt! Dennoch: In Graz hat man ein ebensolches Vorlesungsformat vor zwei Jahren ins Leben gerufen, die Wiener Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl machte den Auftakt, und was dabei herumgekommen ist, lässt sich nun im ersten Band der korrespondierenden Schriftenreihe nachlesen.
Die prominente Dozierende wendet sich nacheinander drei Textsorten zu, die für ihre Arbeiten bestimmend sind: der Biographie (vor allem mit Blick auf Marie von Ebner-Eschenbach, deren Lebensgeschichte sie 2016 veröffentlichte), der Literaturkritik (ihre Rezensionen erscheinen in diversen deutschen und österreichischen Medien, darunter auch in dieser Zeitung) und dem Essay (in seinen unterschiedlichen Spielformen als Porträt, "Empörung" und Sprachkritik).
Hinzu kommen mehrere Beispiele eigener Texte, die nicht nur auf eine verblüffende Bandbreite an Stimmlagen und Tonfällen, sondern auch an Themen hindeuten: Das Spektrum reicht vom biographischen Genre der Geburtserzählung über die Feuilleton-Debatte um André Hellers Debütroman "Das Buch vom Süden" bis zur der beklagten Kommerzialisierung der Spanischen Hofreitschule.
Mehr als um die Erläuterung von Schreibpraktiken geht es Daniela Strigl allerdings um Schreibhaltungen. So ist der Titel des Bandes - "Alles muss man selber machen" - weniger im stöhnenden als vielmehr im auffordernden Sinne zu verstehen: Hinter jedem Texte stehe, auch wenn es je nach Genre unterschiedlich stark zum Ausdruck komme, das "verflixte Subjekt" mit seinen je individuellen Gedanken, Ansichten, Gefühlen.
In ihrem Fall seien dies: eine Neigung zum Trotz und notorischen Dagegensein, ein gewisser Wertkonservatismus und der Hang zur Polemik. Warum diese individuelle Anlage verleugnen, wenn sie doch als Energiezentrum für die kritische Arbeit dienen kann? Gegen die "Übermacht des lustlos Geschriebenen" setzt Daniela Strigl den "Eigen-Sinn" des Kritikers - und praktiziert ihn zugleich in ihren geistreichen, auf jeder Seite unterhaltsamen Vorlesungen.
KAI SINA
Daniela Strigl: "Alles muss man selber machen". Biographie, Kritik, Essay. (= Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens, 1).
Literaturverlag Droschl, Graz/Wien 2018. 152 S., br., 15,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Literaturvorlesungen der Kritikerin Daniela Strigl
Eine Vorlesung, in der sich Literaturkritiker, Essayisten, Geistes- und Kulturwissenschaftler über die "Kunst des Schreibens" auslassen - und zwar, wohlgemerkt, über ihre eigene? Auch das noch, will man da ausrufen, als sei der Markt an Selbstauslegungen von Schreibenden nicht schon vollkommen übersättigt! Dennoch: In Graz hat man ein ebensolches Vorlesungsformat vor zwei Jahren ins Leben gerufen, die Wiener Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl machte den Auftakt, und was dabei herumgekommen ist, lässt sich nun im ersten Band der korrespondierenden Schriftenreihe nachlesen.
Die prominente Dozierende wendet sich nacheinander drei Textsorten zu, die für ihre Arbeiten bestimmend sind: der Biographie (vor allem mit Blick auf Marie von Ebner-Eschenbach, deren Lebensgeschichte sie 2016 veröffentlichte), der Literaturkritik (ihre Rezensionen erscheinen in diversen deutschen und österreichischen Medien, darunter auch in dieser Zeitung) und dem Essay (in seinen unterschiedlichen Spielformen als Porträt, "Empörung" und Sprachkritik).
Hinzu kommen mehrere Beispiele eigener Texte, die nicht nur auf eine verblüffende Bandbreite an Stimmlagen und Tonfällen, sondern auch an Themen hindeuten: Das Spektrum reicht vom biographischen Genre der Geburtserzählung über die Feuilleton-Debatte um André Hellers Debütroman "Das Buch vom Süden" bis zur der beklagten Kommerzialisierung der Spanischen Hofreitschule.
Mehr als um die Erläuterung von Schreibpraktiken geht es Daniela Strigl allerdings um Schreibhaltungen. So ist der Titel des Bandes - "Alles muss man selber machen" - weniger im stöhnenden als vielmehr im auffordernden Sinne zu verstehen: Hinter jedem Texte stehe, auch wenn es je nach Genre unterschiedlich stark zum Ausdruck komme, das "verflixte Subjekt" mit seinen je individuellen Gedanken, Ansichten, Gefühlen.
In ihrem Fall seien dies: eine Neigung zum Trotz und notorischen Dagegensein, ein gewisser Wertkonservatismus und der Hang zur Polemik. Warum diese individuelle Anlage verleugnen, wenn sie doch als Energiezentrum für die kritische Arbeit dienen kann? Gegen die "Übermacht des lustlos Geschriebenen" setzt Daniela Strigl den "Eigen-Sinn" des Kritikers - und praktiziert ihn zugleich in ihren geistreichen, auf jeder Seite unterhaltsamen Vorlesungen.
KAI SINA
Daniela Strigl: "Alles muss man selber machen". Biographie, Kritik, Essay. (= Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens, 1).
Literaturverlag Droschl, Graz/Wien 2018. 152 S., br., 15,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Intelligenz, Willensstärke, Anstand und die Freude an der Wahrheitssuche und -findung ... das muss man einfach gelesen haben!« (Christina Repolust, sprachbilder.at)