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Zum erstenmal sind hier alle wichtigen Texte von Djuna Barnes über das Theater gesammelt: mondäne, giftige und ironische Betrachtungen über die Bühne und ihre Mitwirkenden - vor, hinter und zwischen den Kulissen.

Produktbeschreibung
Zum erstenmal sind hier alle wichtigen Texte von Djuna Barnes über das Theater gesammelt: mondäne, giftige und ironische Betrachtungen über die Bühne und ihre Mitwirkenden - vor, hinter und zwischen den Kulissen.
Autorenporträt
Djuna Barnes, 1892 in Cornwall-on-Hudson geboren, begann ihre Karriere als Journalistin. 1919 ging sie als Korrespondentin nach Europa und lebte - als Mittelpunkt literarischer und künstlerischer Zirkel - lange in Paris. Anfang der vierziger Jahre kehrte sie nach New York zurück, wo sie 1982 starb.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.1998

Vorratskammer der Gefühle
Wozu sind Schauspieler gut? Djuna Barnes weiß es

In einem verlassenen Chorherrenstift trifft sich uraltes Adelsgeschlecht. Brüchig wie das alte Gemäuer, dekadent, Relikte einer vergangenen Zeit: der Stoff, den Djuna Barnes brauchte, um ihr in Blankversen verfaßtes Bühnenwerk "Antiphon" mythisch-metaphorisch aufzuladen. Erst 1992, 34 Jahre nach der Veröffentlichung, wagte sich das Theater in Frankfurt an die deutsche Erstaufführung und scheiterte, heillos verfangen in den aus Gewehrkästen, Ordensbändern, "zerbrochenen Tier- und Menschenstatuen" gebauten Seelenlandschaften.

Was Djuna Barnes, die Ende der dreißiger Jahre verarmt und verbittert aus Paris nach New York zurückgekehrt war, veranlaßt hatte, mit ihrem als unspielbar geltenden Werk gegen den Geist der Zeit anzuschreiben, läßt sich jetzt in einem liebevoll edierten Bändchen des Berliner Wagenbach Verlags nachlesen. "Djuna Barnes. Alles Theater!" vereint erstmals in der deutschen Übersetzung von Inge von Weidenbaum Barnes' wichtigste Texte zur Darstellenden Kunst: Die geistvollen, oftmals ironischen und stets scharfzüngigen Betrachtungen über das Theater und seinen Hofstaat, in Form von Essays und Interviews verfaßt, erschienen zwischen 1916 und 1932 in amerikanischen Zeitschriften.

Mit Wehmut gedenkt die 1892 in Cornwall-on-Hudson geborene Schriftstellerin jener Tage, als langbeinige Verführerinnen auf der Bühne die Männer noch schwindlig werden ließen, als Schwerverbrecher von edlem Gemüt noch dem Gewöhnlichen zu entsagen wußten: Im zeitgenössischen Theater dagegen werde nur noch "en gros" gemordet. Auch mit der Liebe verfahre man anders, seufzt sie, die "Vorratskammer der Gefühle" sei leergeräumt. Wozu überhaupt Schauspieler, fragt sie. "Wozu sind sie gut?" Getrieben von der Sehnsucht nach Vollkommenheit erklärten sie den "Verrat", nicht nach den eigenen Wünschen erschaffen zu sein, noch zur "persönlichen Sehenswürdigkeit".

Djuna Barnes, das Mädchen vom Lande, aus chaotischen Familienverhältnissen stammend, das nie eine ordentliche Schule besuchte, mit zwanzig Jahren nach New York übersiedelte und dort binnen kurzer Zeit mit respektlosen Porträts über die New Yorker Gesellschaft Berühmtheit erlangte, nach gescheiterter Ehe 1919 den Atlantik überquerte, um sich in der Pariser Boheme niederzulassen, Djuna Barnes sah sich selbst als "berühmteste Unbekannte ihrer Zeit". Die Motive für den radikalen Wandel der erotischen Partisanin - sie war die Geliebte von James Joyce und Ezra Pound, von Thelma Wood und Peggy Guggenheim - zur Nonne, die 1992 vereinsamt in New York verstarb, sind bis heute ein Rätsel geblieben.

"Wann denken Sie? Wann baden Sie?" - mit solchen Fragen verstand es die junge Frau, eine androgyne, selbstbewußte Erscheinung, ihr Gegenüber zu irritieren. Ihre Porträts exzentrischer Produzenten, charmanter Butler, träumender Schauspieler oder philosophierender Tänzer erscheinen uns heute als Boten einer längst vergangenen Zeit. SANDRA KEGEL

"Djuna Barnes. Alles Theater!" Aus dem Amerikanischen übersetzt von Inge von Weidenbaum. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1998. 96 S., Abb., geb., 22,80 DM.

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