Zwei angeschlagene Menschen treffen in Andalusien aufeinander - gibt es eine Chance der Heilung für sie oder ist alles umsonst? Berührend!
Dr. Linda Grünfelder ist Psychiaterin. Sie ist ebenfalls Psychotherapeutin.
Ihr zwanzigjähriger, schwer depressiver Patient Jannis hat sich das Leben
genommen. Er hinterläßt einen verschlossenen Umschlag, der einen Brief an seinen Vater enthält, den er…mehrZwei angeschlagene Menschen treffen in Andalusien aufeinander - gibt es eine Chance der Heilung für sie oder ist alles umsonst? Berührend!
Dr. Linda Grünfelder ist Psychiaterin. Sie ist ebenfalls Psychotherapeutin.
Ihr zwanzigjähriger, schwer depressiver Patient Jannis hat sich das Leben genommen. Er hinterläßt einen verschlossenen Umschlag, der einen Brief an seinen Vater enthält, den er nie kennengelernt hat.
Es ist der Andalusier Damián Alvarez, der schon mit achtzehn Ruhm als international gefeierter Pferdeflüsterer ansammelte und jetzt erst recht ein Star ist. Jannis war das Ergebnis eines One Night Stands mit einer etwas älteren Deutschen. Wenn er wollte, könnte er an jedem Finger zwei Frauen haben.
Jetzt ist er doppelt getroffen. Nicht nur, daß er erst kurz vor Jannis' Tod erfuhr, daß es ihn überhaupt gab, muß er nun auch noch damit klar kommen, daß sein Sohn Suizid beging.
Infolgedessen hat er sich ohne ein öffentliches Statement abzugeben erst einmal auf das Familienanwesen in Andalusien zurückgezogen, seine Tournee abgebrochen.
Linda, zutiefst verstört von Jannis' Ableben, traumatisiert aber ebenso von etwas aus der Vergangenheit macht Tabula Rasa. Sie kündigt und bricht quasi Hals über Kopf nach Spanien auf um Damián aufzusuchen und ihm den Brief zu übergeben.
Erst stößt sie auf heftige Ablehnung seitens Damiáns, der ihr sogar mit der Polizei droht. Ein glücklicher Umstand jedoch sorgt dafür, daß sie als Gast auf der Hacienda wohnen kann.
Damián bleibt aber kalt und abweisend. Er gibt ihr die Schuld am Tod seines Sohnes, hält sie für eine Versagerin.
Ein weiterer Schicksalsschlag ereignet sich. Dort zeigt sich dann wie kompetent Linda eben doch ist. Damián verbirgt seine tiefen Wunden hinter einer harten Paranussschale. Obwohl er Linda verabscheuen will hat sie etwas an sich, was sich Damián nicht erklären kann und Linda geht es bald genauso. Werden beide Heilung finden und vielleicht sogar mehr?
Welch ein wunderbares Buch dies hier ist. Seelenbalsam pur, frei von Kitsch, exzellent recheriert, was psychiatrische Themen, Pferde und Andalusien betrifft. Tiefgründig und ohne Bla Bla.
Authentisch mit multidimensionalen, vitalen Protagonisten, wie aus dem Leben gegriffen. Jeder, bis zum Nebenprotagonisten ist fein austariert und erhält seine ureigene faszinierende unverwechselbare Individualität.
Allesamt sympathisch, seien es nun Linda und Damián, Ramón und Nuria sowie Montserrat. Linda und Damián sind beide angeschlagen, beschädigt, traumatisiert. Damián ist nicht der selbstverliebte Weiberheld, wie manche ihm wohl gerne andichten würden, sondern besitzt Charakter, Tiefe, ist engagiert und nachdenklich.
Linda ist ebenso reflektiert, in ihrem alten wie neuem Trauma gefangen, geradezu zwanghaft aus Angst vor den Unwägbarkeiten des Lebens. Wird sie lernen richtig zu leben, zu genießen? Wird Damián sich aus der Selbstgeißelung und - zerfleischung befreien können?
Ein plastisch - filmischer Erzählstil läßt einen intensiv an der Handlung teilhaben, berührend und ergreifend geht einem das Buch ganz nahe. Es ist ganz großes Kino mit unverfälschten Emotionen. Nichts ist gekünstelt oder wirkt konstruiert. Sehr angenehm kitschfrei. Außerdem wechselt die Erzählperspektive in der Ichform zwischen Damián und Linda. Das bringt zusätzliche Spannkraft in die Geschichte.
Außerdem ist Nora Wellings Art zu erzählen ungemein poetisch. Es gibt Passagen, die wie ein Poem in Prosa anmuten:
Seite 135 bis Anfang Seite 136: "Nichts am Schwimmen in den Wellen des Atlantiks ist berechenbar. Er ist ein leidenschaftlicher Liebhaber. Er kratzt und beißt, verlangt und umschmeichelt. Er teilt nicht gerne, markiert seine Herrschaft über die Kreaturen, die sich ihm anvertrauen. Ich genieße den Moment, vertraue mich seiner Führung an. Ja, ich hatte Angst vor den Wellen. Jetzt lebe ich. Mit pochendem Herzen, brennenden Augen, aufgeschürften Knien und salzigen Lippen lebe ich."
Herrlich! Oder?