Uns ist der Sinn abhandengekommen. Was tun? Wo suchen? In unserer Kultur haben die traditionellen Wertesysteme ihre Orientierungskraft eingebüßt. Wir fühlen uns von der Vielfalt der Möglichkeiten überfordert. Im Mittelalter war Gott der Sinnstifter. In der Antike leiteten die Götter ihre Lieblinge. Die so Geführten empfanden Dankbarkeit - die Welt leuchtete für sie. Können wir dieses homerische Staunen wiederfi nden? Ja, meinen die Philosophen Hubert Dreyfus und Sean Dorrance Kelly. Sie betrachten die Geschichte der westlichen Literatur - darunter Homer, Dante, Melville und David Foster Wallace -, und plädieren für einen säkularen Polytheismus, in dem sich der Mensch nicht als bedingungslose Urheber seiner Handlungen versteht, sondern sich der Welt öffnet.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nach der Lektüre von "Alles, was leuchtet" geht Rezensent Thomas Steinfeld mit den beiden Philosophen Hubert Dreyfus, Professor für Philosophie an der Universität Berkeley und Sean Dorrance Kelly, Dekan der Abteilung für die Philosophie an der Universität Harvard, hart ins Gericht. Dabei wollten die beiden doch gar nicht mehr, als unsere verlorene, durch die Aufklärung gepeinigte Generation in ein "Universum der heiligen, leuchtenden Dinge" zu führen, informiert der Kritiker. Schon allein, dass die Autoren den depressiven Schriftsteller David Foster Wallace als Beweis für das hoffnungslose Dasein in der Gegenwart anführen, missfällt Steinfeld. Wenn das Philosophen-Duo in seinem esoterischen Kampf für einen säkularen Polytheismus dann aber auch noch Martin Heidegger als "Trainer des self enhancements" aufführt oder den Griechen jede Form von Hinterlist und Tücke absprechen, platzt dem Kritiker endgültig der Kragen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine leicht erzählte Odyssee durch die Weltliteratur, verfasst von zwei angesehenen amerikanischen Professoren.", Die Zeit, Elisabeth von Thadden, 26.06.2014