Von der Kunst der Achtsamkeit
Verena Lueken ist ein großartiger Roman über das Leben und die Literatur, die Krankheit und die Hoffnung gelungen: Feinfühlig, klar und lakonisch erzählt sie von einer klugen Frau, die sich vom Tod vor ihren Augen den Blick nicht verstellen lässt. Und davon, was Halt gibt und am Leben hält. In ihrer Wahlheimat New York, mitten im Sommer in Harlem, trifft sie die Diagnose mit ihrer ganzen Härte: Lungenkrebs, und das nach zwei vermeintlich erfolgreichen Therapien. Was besiegt zu sein schien, ist wieder da, und damit beginnt alles von Neuem. Klinik, Operation, Segen und Fluch des Morphiums. Aus einer willkommenen Auszeit wird ein Kampf um Heilung und Haltung. Sie stellt sich der lebensbedrohlichen Situation allein, lässt ihre Gedanken schweifen und landet immer wieder in der amerikanischen Literatur, in Filmen und der eigenen Vergangenheit. Gebannt folgt ihr der Leser in die Kindheit, zu ihrer Mutter, in den eigenen Aufbruch und in die Freiheit der Kunst und der Fremde. Die Rückkehr nach Frankfurt bereitet einen neuen Aufbruch vor: Eine Reise nach Burma zu einem außergewöhnlichen Mann eröffnet eine neue Perspektive. Verena Lueken erzählt von einer faszinierenden Frau, vor der sich ein Abgrund auftut - und die unerschrocken hineinblickt und dann entschlossen springt. Ein grandioser Roman über das Leben und das Überleben.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Verena Lueken ist ein großartiger Roman über das Leben und die Literatur, die Krankheit und die Hoffnung gelungen: Feinfühlig, klar und lakonisch erzählt sie von einer klugen Frau, die sich vom Tod vor ihren Augen den Blick nicht verstellen lässt. Und davon, was Halt gibt und am Leben hält. In ihrer Wahlheimat New York, mitten im Sommer in Harlem, trifft sie die Diagnose mit ihrer ganzen Härte: Lungenkrebs, und das nach zwei vermeintlich erfolgreichen Therapien. Was besiegt zu sein schien, ist wieder da, und damit beginnt alles von Neuem. Klinik, Operation, Segen und Fluch des Morphiums. Aus einer willkommenen Auszeit wird ein Kampf um Heilung und Haltung. Sie stellt sich der lebensbedrohlichen Situation allein, lässt ihre Gedanken schweifen und landet immer wieder in der amerikanischen Literatur, in Filmen und der eigenen Vergangenheit. Gebannt folgt ihr der Leser in die Kindheit, zu ihrer Mutter, in den eigenen Aufbruch und in die Freiheit der Kunst und der Fremde. Die Rückkehr nach Frankfurt bereitet einen neuen Aufbruch vor: Eine Reise nach Burma zu einem außergewöhnlichen Mann eröffnet eine neue Perspektive. Verena Lueken erzählt von einer faszinierenden Frau, vor der sich ein Abgrund auftut - und die unerschrocken hineinblickt und dann entschlossen springt. Ein grandioser Roman über das Leben und das Überleben.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2015Alles vom Leben haben wollen
Verena Lueken im Frankfurter Literaturhaus
Sie hat keine Scheu vor handfesten Metaphern. Erfrischend frei von literaturwissenschaftlicher Terminologie erklärt sie, wie aus dem Nukleus der ersten 20 Seiten ihres Romans am Ende 200 wurden: "Da habe ich von allen Seiten etwas reingestopft." Und obwohl das weitere Gespräch über Verena Luekens Debüt "Alles zählt" dann doch an vielen Stellen sehr komplex die Entstehungsgeschichte des Romans nachvollzog, fanden sie und Moderator Paul Ingendaay im Frankfurter Literaturhaus immer wieder zurück zu einem angenehm unakademischen Ton.
So war diese Buchpremiere Lesung und Werkstattgespräch zugleich. Denn Verena Lueken, Redakteurin im Feuilleton dieser Zeitung, und Paul Ingendaay, bis 2013 Kulturkorrespondent dieser Zeitung in Madrid, begegneten sich nicht als Journalisten und Interviewpartner, sondern es entspann sich schnell der Dialog zweier befreundeter Schriftsteller, die die Entdeckung des literarischen Schreibens als tiefen Einschnitt in ihrem Leben als Kulturjournalisten wahrgenommen haben. Ingendaay, dessen Romandebüt "Warum du mich verlassen hast" vor einigen Jahren zum Überraschungsbestseller wurde, wies immer wieder darauf hin, wie das Schreiben die Wahrnehmung verändere. Einig waren sich beide in der Ablehnung der Klischeeformel "sich etwas von der Seele schreiben". Erst durch das Schreiben werde das, was vorher nur schemenhaft in uns ist, fassbare Wirklichkeit. Ingendaay nannte "das Leben schreibend festzuhalten" das "stille Programm" des Romans.
Dabei ist Verena Luekens Roman, aus dem sie, "absolut einmalig nur für diesen Abend", bearbeitete und kondensierte Passagen vorlas, zugleich ein Buch über das Leben wie über das Sterben. Die namenlose weibliche Hauptfigur, die sich in New York zum wiederholten Mal in eine Krebstherapie begeben muss, setzt sich während ihrer Zeit im Krankenhaus intensiv mit ihrer verstorbenen Mutter und deren großer Lebenslust und Kraft auseinander. Stufenlos wechselt der Text dabei zwischen sehr konkreter Beschreibung und Reflexion. Und immer wieder blitzt inmitten der Klinik-Tristesse ein wunderbar lakonisch umgesetztes Gespür für das Komische und das Groteske der Situation auf. Dabei ist "Alles zählt" zugleich Krankheitsbuch wie Familiengeschichte, voller reportagehafter Szenen aus dem Alltag New Yorks und ebenso essayistisches Nachdenken über Künstler und ihre Werke. Ein schmales, aber vielschichtiges Buch, an dem man, so Ingendaay, "mal wieder sieht, dass die Romanform alles kann".
Nicht zuletzt aber ist der Roman eine erzählerische Hommage an James Salter. Es waren Sätze aus seinen Romanen, die am Anfang des Schreibens von Verena Lueken standen. Salters Zugang zur Welt, seine Lust an der sinnlichen Wahrnehmung, die Wärme, die er für seine Figuren, vor allem die weiblichen, empfindet, setzte bei Verena Lueken den eigenen Schreibprozess in Gang: "Das ist eine Haltung, die mich sehr anspricht: Alles vom Leben haben wollen, ohne dass es gierig ist."
MATTHIAS BISCHOFF
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Verena Lueken im Frankfurter Literaturhaus
Sie hat keine Scheu vor handfesten Metaphern. Erfrischend frei von literaturwissenschaftlicher Terminologie erklärt sie, wie aus dem Nukleus der ersten 20 Seiten ihres Romans am Ende 200 wurden: "Da habe ich von allen Seiten etwas reingestopft." Und obwohl das weitere Gespräch über Verena Luekens Debüt "Alles zählt" dann doch an vielen Stellen sehr komplex die Entstehungsgeschichte des Romans nachvollzog, fanden sie und Moderator Paul Ingendaay im Frankfurter Literaturhaus immer wieder zurück zu einem angenehm unakademischen Ton.
So war diese Buchpremiere Lesung und Werkstattgespräch zugleich. Denn Verena Lueken, Redakteurin im Feuilleton dieser Zeitung, und Paul Ingendaay, bis 2013 Kulturkorrespondent dieser Zeitung in Madrid, begegneten sich nicht als Journalisten und Interviewpartner, sondern es entspann sich schnell der Dialog zweier befreundeter Schriftsteller, die die Entdeckung des literarischen Schreibens als tiefen Einschnitt in ihrem Leben als Kulturjournalisten wahrgenommen haben. Ingendaay, dessen Romandebüt "Warum du mich verlassen hast" vor einigen Jahren zum Überraschungsbestseller wurde, wies immer wieder darauf hin, wie das Schreiben die Wahrnehmung verändere. Einig waren sich beide in der Ablehnung der Klischeeformel "sich etwas von der Seele schreiben". Erst durch das Schreiben werde das, was vorher nur schemenhaft in uns ist, fassbare Wirklichkeit. Ingendaay nannte "das Leben schreibend festzuhalten" das "stille Programm" des Romans.
Dabei ist Verena Luekens Roman, aus dem sie, "absolut einmalig nur für diesen Abend", bearbeitete und kondensierte Passagen vorlas, zugleich ein Buch über das Leben wie über das Sterben. Die namenlose weibliche Hauptfigur, die sich in New York zum wiederholten Mal in eine Krebstherapie begeben muss, setzt sich während ihrer Zeit im Krankenhaus intensiv mit ihrer verstorbenen Mutter und deren großer Lebenslust und Kraft auseinander. Stufenlos wechselt der Text dabei zwischen sehr konkreter Beschreibung und Reflexion. Und immer wieder blitzt inmitten der Klinik-Tristesse ein wunderbar lakonisch umgesetztes Gespür für das Komische und das Groteske der Situation auf. Dabei ist "Alles zählt" zugleich Krankheitsbuch wie Familiengeschichte, voller reportagehafter Szenen aus dem Alltag New Yorks und ebenso essayistisches Nachdenken über Künstler und ihre Werke. Ein schmales, aber vielschichtiges Buch, an dem man, so Ingendaay, "mal wieder sieht, dass die Romanform alles kann".
Nicht zuletzt aber ist der Roman eine erzählerische Hommage an James Salter. Es waren Sätze aus seinen Romanen, die am Anfang des Schreibens von Verena Lueken standen. Salters Zugang zur Welt, seine Lust an der sinnlichen Wahrnehmung, die Wärme, die er für seine Figuren, vor allem die weiblichen, empfindet, setzte bei Verena Lueken den eigenen Schreibprozess in Gang: "Das ist eine Haltung, die mich sehr anspricht: Alles vom Leben haben wollen, ohne dass es gierig ist."
MATTHIAS BISCHOFF
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Verena Luekens autobiografisch geprägter Roman "Alles zählt" hat Rezensentin Meike Fessmann ins Staunen versetzt. Der ruhige, auf jegliche Effekthascherei verzichtende Ton, in dem Lueken hier von ihrer erneuten Krebserkrankung und der anschließenden Therapie erzählt, erinnert die Kritikerin bisweilen an die Prosa James Salters. Beeindruckt liest Fessmann, wie nüchtern und präzise die Autorin in ihrem als Triptychon angelegten Roman von ihren Schmerzen schreibt und dabei Kindheitserinnerungen ebenso gelungen einflicht wie ihre Erfahrungen in New York: So streift die Rezensentin mit der Autorin durch Harlem, beobachtet Lauren Bacall beim Geschirrabtrocknen, erfährt aber auch, wie viele Strapazen ein Mensch auf sich nehmen muss, um sich eine Krebstherapie in den USA leisten zu können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Buch, das von einem heißen Sommer in Harlem handelt und auf sehr kluge, elegante, furchtlose Art von der Nähe des Todes erzählt...Der Zauber eines störrischen Eigensinns zeichnet dieses bei aller Gescheitheit oft herzergreifende Buch aus.« Wolfgang Höbel spiegel.de 20150902