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Die allmende ist seit 36 Jahren eine der herausragenden Veröffentlichungen ihres Genres. 2017 erhielt die Zeitschrift für Literatur den Kulturförderpreis des Landes Baden-Württemberg. "Die allmende trägt mit einem breiten Fächer an Themen dazu bei, dass sich Literatur in Zeiten des beschleunigten Wandels einen gesellschaftskritischen Funktionsraum bewahren kann", heißt es in der Begründung der Jury. Anlässlich der 100. Ausgabe haben u.a. Martin Walser und Adolf Muschg exklusiv Vorabdrucke ihrer aktuellen und noch unveröffentlichten Romanprojekte zur Verfügung gestellt - ein Blick in die…mehr

Produktbeschreibung
Die allmende ist seit 36 Jahren eine der herausragenden Veröffentlichungen ihres Genres. 2017 erhielt die Zeitschrift für Literatur den Kulturförderpreis des Landes Baden-Württemberg. "Die allmende trägt mit einem breiten Fächer an Themen dazu bei, dass sich Literatur in Zeiten des beschleunigten Wandels einen gesellschaftskritischen Funktionsraum bewahren kann", heißt es in der Begründung der Jury. Anlässlich der 100. Ausgabe haben u.a. Martin Walser und Adolf Muschg exklusiv Vorabdrucke ihrer aktuellen und noch unveröffentlichten Romanprojekte zur Verfügung gestellt - ein Blick in die Werkstatt der Mitbegründer der allmende. Abgedruckt sind zudem Texte schriftstellerischer "Weggefährten" der Zeitschrift - wie Arno Geiger, Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino, Feridun Zaimoglu und Lena Gorelik - sowie Erinnerungen an die Anfänge der allmende von Hermann Bausinger und Manfred Bosch.

Mit Beiträgen von Esmahan Aykol, Mehmet Eren Bozbas, Nuran David Calis, Zehra Çirak, Dinçer Güçyeter, Barbara Köhler, José F.A. Oliver, Safak Sariçiçek, Deniz Utlu, Achim Wagner, Gerrit Wustmann u.a.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2018

Absage an jede Einhegung
Die hundertste Ausgabe der Literaturzeitschrift "Allmende"

Dass eine literarische Zeitschrift ihre hundertste Ausgabe erreicht, ist erfreulich genug angesichts dieser nicht mehr allzu populären Publikationsform. Wenn es sich dann aber auch noch um eine handelt, die nicht durch einen großen Verlag subventioniert wird, wie es etwa im Falle der "Literarischen Rundschau" (S. Fischer), "Akzente" (Hanser) oder "Merkur" (Klett-Cotta) der Fall ist, darf man von einem Ereignis sprechen. Zumal es bei der "Allmende" um eine Publikation geht, die 1981 zur Förderung der Literatur einer bestimmten Sprachregion gegründet wurde: der des Alemannischen. Damit erreichte sie zwar neben Deutschland noch drei weitere Länder - die Schweiz, Österreich und Frankreich -, aber eben auch nur deren Randgebiete, die an das ehemalige Herzogtum Baden angrenzten. Diese geographische Beschränkung wurde jedoch durch Prominenz wieder wettgemacht: Unter den Gründungsherausgebern waren mit Martin Walser und Adolf Muschg zwei weit über ihre Herkunftsregion und auch über ihre Heimatländer hinaus bekannte Schriftsteller. Von Walser stammte sogar die Anregung zur Titelwahl der Zeitschrift.

"Allmende" bezeichnet allgemein nutzbaren Grundbesitz, also einen, der niemanden ausgrenzt, und so beschreibt denn auch Manfred Bosch, als Mitgründer und verantwortlicher Redakteur für fast ein Vierteljahrhundert der gute Geist der "alemannischen Zeitschrift", deren Programm im jetzigen Jubiläumsheft so: "Stete Blicke über Grenzen und Zäune und damit auch immer auf das Fremde im Eigenen, auf das Eigene im Fremden." Das ist ein Anspruch, der weit über ein regionales Verständnis von Literatur hinausgeht, und seit die "Allmende" von der Literarischen Gesellschaft in Karlsruhe herausgegeben wird, hat sie ihren Horizont extrem ausgeweitet: Das neunundneunzigste Heft etwa widmete sich aus aktuellem Anlass dem intellektuellen "Brennpunkt Istanbul". Vorher hatten Schwerpunktthemen auch schon weit weg vom alemannischen Raum geführt: in die Literaturstädte Berlin und Leipzig. Nicht alle treuen Leser des Heftes sind glücklich über diese Veränderung, aber die dadurch gewonnene Qualität spricht für sich.

Als die Literarische Gesellschaft 2003 nach 71 Ausgaben die "Allmende" übernahm, sicherte sie damit deren Existenz. Fortan firmierte das Heft nicht mehr als "alemannische", sondern als "Zeitschrift für Literatur", und dass im damals neugestalteten Titelschriftzug das "A" klein und in einem Kreis geschrieben wurde, also in bewusster Annäherung ans Computerzeichen @, das zeigte den Willen zur Erneuerung des redaktionellen Konzepts. Wobei die Beiträger weiterhin überwiegend aus dem alemannischen Raum stammen und Martin Walser der Hausheilige geblieben ist; im hundertsten Heft ist nicht nur ein Vorabdruck aus seinem für April angekündigten neuen Roman "Gar alles oder Briefe an eine unbekannte Geliebte" zu finden, sondern auch eine nachträgliche Gratulation zum neunzigsten Geburtstag aus der Feder des jungen Literaturwissenschaftlers Markus Mertens, die in ihrem hagiographischen Tonfall ("der vielleicht wichtigste Literat des 20. Jahrhunderts") aber eher peinlich geraten ist.

Umso beeindruckender sind eine in ihrer Drastik verblüffende Erzählung von Sibylle Lewitscharoff und Arno Geigers hier abgedruckte Dankesrede zum Alemannischen Literaturpreis. Letztere enthält die Feststellung: "Wer beim Schreiben nicht bereit ist, auf die gefahrvolle Seite zu wechseln, dorthin, wo man sich möglicherweise die Gräten bricht, wird kaum etwas Lohnenswertes finden." Die "Allmende" hat in ihren siebenunddreißig Jahren manche Gefahr bestanden - auch deshalb, weil sie Risiken nicht scheute. Zweimal im Jahr gibt sie Lebenszeichen einer Literatur ab, die nicht nach Masse schielt. Gerade deshalb darf sie wahrlich als allgemein nutzbarer Besitz gelten.

apl

"Allmende". Zeitschrift für Literatur. Nr. 100 / Dezember 2017: Literatur als Gemeingut.

Mitteldeutscher Verlag, Halle 2017. 136 S., Abb., br., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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