Die Wilhelmstraße in Berlin war bis 1945 die erste politische Adresse in Preußen und im Deutschen Reich. Preußische Ministerien hatten hier seit Beginn des 19. Jahrhunderts ebenso ihren Sitz wie ab 1871 die obersten Behörden des Reiches, zu denen noch die Reichskanzlei und, seit 1918, das Reichspräsidentenpalais gehörten. Hier residierten Otto von Bismarck und Otto Braun, Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg, Josef Goebbels und Adolf Hitler. An diesem historischen Ort zeigt sich der Zusammenhang von Tradition, Architektur und Macht in Deutschland. Es wird deutlich gemacht, wie groß die Einflüsse waren, die über die in Recht und Verfassung niedergelegten Normen hinaus wirkten und wie dadurch zahlreiche legale Mechanismen und Strukturen außer Kraft gesetzt wurden. An der Darstellung von Einzelheiten aus der Bau- und der Behördengeschichte, zu denen Fassaden und Ornamente ebenso gehören wie die Inneneinrichtungen der Arbeitsräume und Ministerwohnungen, aber auch am Ablauf gesellschaftlicher und repräsentativer Veranstaltungen - Soireen und Bälle, Bierabende und Frühstücke - wird sichtbar, wie der Konservatismus Politiker und Beamte in Deutschland viele Jahrzehnte über alle Parteigrenzen hinweg einte. Zahlreiche Abbildungen runden das bauhistorisch-politische Porträt dieser bedeutenden Straße ab. Darüber hinaus enthält der Band neben einzelnen Gebäudemonographien bislang unveröffentlichtes Akten- und Pressematerial sowie Auszüge aus Tagebüchern und Monographien bedeutender Politiker.