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Vom Arbeitsgefängnis bis Weinlese: alles über das Leben auf dem Land in der römischen Zeit.

Produktbeschreibung
Vom Arbeitsgefängnis bis Weinlese: alles über das Leben auf dem Land in der römischen Zeit.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.1995

Alphabet antiken Alltags
Karl-Wilhelm Weebers Lexikon reicht vom Abendessen bis zum Zoo

An Enzyklopädien und Lexika herrscht in der klassischen Altertumswissenschaft kein Mangel; es gibt nur wenige andere Disziplinen, die einen ähnlichen Reichtum an größeren und kleineren Nachschlagewerken aufweisen können. Doch zumeist umfassen diese Arbeitsinstrumente lediglich Personen, geo- und topographische Einheiten, religiöse Phänomene, literarische wie künstlerische Werke und Gattungen, kurzum: die Bereiche der Führungsschichten und der Hochkultur. Es war vergeblich, daß Robert von Pöhlmann schon zu Beginn unseres Jahrhunderts im Hinblick auf Paul und Wissowas "Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft" die Abwendung von den traditionellen Schablonen der Antiquitäten und eine systematische Berücksichtigung der Themen und Resultate der sozialwissenschaftlichen Forschungen wie der Kultur-und Wirtschaftsgeschichte forderte. Die Defizite blieben. Angesichts der aktuellen Bemühungen um Alltagswelt und Mentalitäten sind sie eher noch größer und noch fühlbarer geworden.

Die älteren wie die neueren Lexika in diesem Bereich entstanden in der Regel als Gemeinschaftsarbeiten kompetenter Spezialisten; nur selten wagte ein einzelner Gelehrter die Erarbeitung eines systematischen Werkes dieser Art wenigstens für einen Teilbereich. Um so überraschender ist die Tatsache, daß es Karl-Wilhelm Weeber gelang, die 213 Artikel seines kulturgeschichtlichen Lexikons, das sich vom "Abendessen" bis zum "Zoo" erstreckt, allein zu verfassen, und dies, um die Gesamtbeurteilung vorwegzunehmen, in durchaus gehaltvoller und überzeugender Weise. Nicht wenige Aspekte der römischen Zivilisation wurden dabei in diesem Genre erstmals thematisiert. Der Verlag, der das wertvolle Informationsinstrument, das zugleich amüsante Lektüre bietet, mit zahlreichen Abbildungen, Quellenauszügen, Zitaten aus neuerer Literatur, nützlichen bibliographischen Angaben, Tabellen und Statistiken vorbildlich und graphisch ansprechend ausstattete, hatte freilich das große Glück, einen für das Projekt ungewöhnlich qualifizierten Bearbeiter zu finden.

Denn Karl-Wilhelm Weeber, der Alte Geschichte in der Universität Wuppertal, Didaktik der Alten Sprachen in Bochum unterrichtet, verfügte sowohl über die fachlichen wie über die didaktischen Voraussetzungen für seine Aufgabe. Die Stichwörter seiner alltagsgeschichtlichen Konzeption dieses Lexikons sind erstaunlich vielfältig: So findet man etwa unter dem Buchstaben A, je nach ihrem Bedeutungsgehalt, größere und kleinere Artikel über Abendessen, Abfallbeseitigung, Abtreibung, Alkoholismus, Alltagsgespräch, Analphabetismus, Arbeit, Arbeitslosigkeit, Arbeitsvertrag, Arbeitszeit, Arzt, Außenseiter und Automat. Der zeitliche Schwerpunkt für die Informationen liegt dabei in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus. Weebers Werk richtet sich nach Anlage wie Inhalt bewußt an einen weiteren Leserkreis, auch, aber nicht nur, an die Studierenden und Lehrenden der Altertums- und der Geschichtswissenschaften. Ihnen sollte es etwas von jener Freude an der Sache und von jener Passion vermitteln, die den Verfasser so offensichtlich erfüllen. KARL CHRIST

Karl-Wilhelm Weeber: "Alltag im Alten Rom". Ein Lexikon. Artemis & Winkler Verlag, München 1995. 320 S., 250 Abb., 16 Farbtaf., geb., Subskr.-Pr. bis 31. 12. 1995 98,- DM, danach 128,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Vermittlungslücke geschlossen, meint der mit "bvr." zeichnende Rezensent. Was die antike Hochkultur, die römischen Dichter und Philosophen mit ihrem "hoch projekiven Lob des Landlebens", die antike Freskomalerei mit ihrer anmutigen Idyllik, und deren Exegese versäumten - die Darstellung der Realien ländlicher Arbeits- und Erfahrungswelt im Imperium Romanum -, hier ist es! Und zwar, wie "bvr" nicht zu erwähnen vergisst, so, wie es die althistorische Forschung der letzten Jahrzehnte mit sozial-, wirtschafts-, agrar- sowie kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen erschlossen hat, und reich bestückt mit Quellen-, Literaturverzeichnis und detailliertem Sachregister. Bleibt dem Rezensenten nur ein Dorn im Auge: den populären, aktualisierenden Stil der Überblicksartikel findet er "nicht durchweg gelungen."

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