Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 8,00 €
  • Gebundenes Buch

Milo De Angelis ist eine der großen Stimmen der zeitgenössischen Lyrik in Italien. Illusionslos und melancholisch erzählt er voller Demut vom einfachen Leben in den Vororten von Mailand, vom flüchtigen Einklang der Menschen mit der Welt. Schemenhafte Figuren sprechen in einem Auto, einer Trambahn oder einem Bahnhof miteinander, Paare, die sich meist missverstehen, vor dem Hintergrund urbaner Landschaften mit ihren Bars, Fußballfeldern und neonbeleuchteten Kiosken. De Angelis, der hier eine Auswahl seiner besten Gedichte vorstellt, weiß, dass die Poesie selbst nur ein "Talisman des Nichts" ist, die es dennoch zu behaupten gilt.…mehr

Produktbeschreibung
Milo De Angelis ist eine der großen Stimmen der zeitgenössischen Lyrik in Italien. Illusionslos und melancholisch erzählt er voller Demut vom einfachen Leben in den Vororten von Mailand, vom flüchtigen Einklang der Menschen mit der Welt. Schemenhafte Figuren sprechen in einem Auto, einer Trambahn oder einem Bahnhof miteinander, Paare, die sich meist missverstehen, vor dem Hintergrund urbaner Landschaften mit ihren Bars, Fußballfeldern und neonbeleuchteten Kiosken. De Angelis, der hier eine Auswahl seiner besten Gedichte vorstellt, weiß, dass die Poesie selbst nur ein "Talisman des Nichts" ist, die es dennoch zu behaupten gilt.
Autorenporträt
Milo De Angelis, 1951 in Mailand geboren, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Dichter Italiens. Seit seinem hoch gepriesenen Debüt Somiglianze (1976) hat er zahlreiche Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt Quell`andarsene nel buoio dei cortili (2010). Milo De Angelis arbeitet auch als Lehrer und übersetzer. Alphabet des Augenblicks (Hanser, 2013) versammelt in einer zweisprachigen Ausgabe eine Auswahl seiner besten Gedichte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Alltägliche, eher unscheinbare Orte sind es, die Milo De Angelis in seiner Lyrik aufsucht: städtische Randbezirke etwa, Gegensprechanlagen oder Sportplätze, berichtet Maike Albath. Wie der Mailänder Dichter dort eine sprachliche Harmonie "jenseits der wahrnehmbaren Wirklichkeit" herstellt, erinnert die hingerissene Rezensentin an keinen geringeren als den Literaturnobelpreisträger Eugenio Montale. Höchste Zeit also, dass der mittlerweile über sechzigjährige De Angelis auch hierzulande gelesen wird, meint Albath und freut sich über diesen bei Hanser erschienen "Querschnitt durch sein vielschichtiges Werk".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2014

Aus der Tiefe des Raumes
Jenseits der Italien-Klischees: Der Mailänder Dichter Milo De Angelis ist erstmals auf Deutsch zu entdecken
Milo De Angelis hat eine Vorliebe für Randbezirke. In seinen Gedichten tauchen die Vorstädte von Mailand auf; es gibt erloschene Hochöfen, Neonlichter eines Kiosks, Fußballplätze, Einkaufszentren oder die Gasfelder von Rho. An diesen unwirtlichen Orten kann plötzlich etwas umschlagen: Momente des Einklangs, in denen die Sprache einen Bereich berührt, der jenseits der wahrnehmbaren Wirklichkeit liegt. Vielleicht ist es das, was De Angelis und seine Mitstreiter der Neo-Orphischen Bewegung meinten, als sie in den späten Siebzigerjahren die Besonderheit des poetischen Wortes betonten und ihm seine sakrale Würde zurückgeben wollten.
  De Angelis‘ Gedichte sind spröde und elegisch zugleich, kolloquiale Redewendungen werden durch preziöse Metaphern kontrastiert, wie „Alphabet des Augenblicks“ oder „Lastwagenasche“, mythische Bezüge durch einfachen Satzbau vermittelt. Mit seiner Kargheit knüpft der Mailänder Dichter an den Gestus des Nobelpreisträgers Eugenio Montale an.
  Milo De Angelis wurde 1951 geboren, 1975 erschien seine erste Gedichtsammlung. Der Band „Alphabet des Augenblicks“ liefert erstmals in deutscher Sprache einen Querschnitt durch sein vielschichtiges Werk. Im Brotberuf Lehrer in einem Mailänder Gefängnis, glänzender Übersetzer aus dem Französischen und Lateinischen, eine Zeit lang Chefredakteur der Lyrikzeitschrift Niebo und immer noch großer Förderer junger Dichter, bricht de Angelis mit dem gängigen Motivrepertoire der mediterranen Welt und Italiens.
  De Angelis siedelt seine Texte in der nebligen Großstadtperipherie an, die Dunkelheit, il buio, ist ein zentrales Bildfeld. Dabei ist Dunkelheit nicht nur das Gegenteil von Licht, sondern dessen geheimes Potenzial, die Sphäre, aus der sich das Sagbare hervorschält. Der Zustand des lyrischen Ichs ist nie gesichert, tieferer Kontakt zu einem Gegenüber oft nur kurz möglich, um Liebe muss gerungen werden. Eine Gegenbewegung geht aber vom Versprachlichen selbst aus: Denn wer mit seinen Abgründen vertraut ist – „weiche nicht, Abgrund, von meiner Seite“ – , und sich in die Randzonen des Bewusstseins vorwagt, kann „das Absolute besingen“.
  Eine Verankerung in der eigenen Existenz bietet sympathischerweise der Sport, der weit über eine körperliche Erfahrung hinausgeht und etwas Metaphysisches in sich trägt. Hier offenbart sich der Sinn des Daseins: „Was habe ich geliebt? Jene Luft vielleicht,/ zwei Zentimeter, zwischen Latte und Körper,/ die jeden Applaus mit Licht erfüllt.“ Milo De Angelis war selbst aktiver Sportler, Fußball und Leichtathletik sind immer wieder Gegenstand seiner Lyrik. „Und ihr werdet/ diese Musik aus der Tiefe sein“, heißt es in dem Gedicht „Die Mannschaften“ über die Verschmelzung des Einzelnen mit der Gruppe. Die nur angedeuteten Schauplätze – Fußballfelder, Umkleidekabinen oder das gegnerische Tor – lassen das Pathos einer metaphorischen Wendung besonders hervortreten. Die Genauigkeit, mit der ein Wettkampf vorbereitet wird, schildert De Angelis als einen Moment der Versenkung und damit als spirituellen Akt. In seinem bisher letzten Gedichtband taucht das Motiv des Hofes im Titel auf: „Dieses Entschwinden in die Dunkelheit der Höfe“ (2010). Der Hof ist ein Ort des Übergangs, weder Teil des Hauses, noch Teil der äußeren Welt, sondern eine Passage, ein Dazwischen, an dem Vertrautes und Fremdes aufeinandertreffen.
  Dazu passt die Sprechanlage, il citofono, wie sie in allen großen Wohnhäusern benutzt wird: Die Verständigung geschieht über einen Kanal, der störanfällig ist. Ebenso bedeutsam für den Zyklus ist das titelgebende Verb „andarsene“, also verschwinden oder entschwinden, in dem die Nähe des Todes anklingt. Trost bietet nur „das unaufhörlich gegebene Wort“.
MAIKE ALBATH
De Angelis war Sportler, er
kennt die Luft im Stadion
    
    
Milo De Angelis: Alphabet des Augenblicks. Gedichte. Aus dem Italienischen von Piero Salabé. Edition Lyrik Kabinett. Carl Hanser Verlag, München 2013. 158 Seiten, 14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Gewiss ist, dass Milo De Angelis zu einem Großen unserer Zeit gehört." Anton Thuswaldner, ORF, 27.10.13

"Jenseits der Italien-Klischees." Maike Albath, Süddeutsche Zeitung, 21.11.14