Das Leben meint es gerade scheinbar nicht besonders gut mit Joey. Unter den stets wachen Augen der der Dorfgemeinschaft und ganz besonders denen seiner Mutter muss er irgendwie mit dem Tod seines Vaters vor vier Jahren und der Trennung von seiner Frau zurecht zu kommen. Ally hat ihn verlassen und
lebt nun Calgary mit ihrer neuen Liebe, einer Frau, zusammen.
Durch einen Zufall, wie es ihn wohl…mehrDas Leben meint es gerade scheinbar nicht besonders gut mit Joey. Unter den stets wachen Augen der der Dorfgemeinschaft und ganz besonders denen seiner Mutter muss er irgendwie mit dem Tod seines Vaters vor vier Jahren und der Trennung von seiner Frau zurecht zu kommen. Ally hat ihn verlassen und lebt nun Calgary mit ihrer neuen Liebe, einer Frau, zusammen.
Durch einen Zufall, wie es ihn wohl nur selten gibt, kommt er dank eines Tauschgeschäfts zu einem Cello und er beschließt, Unterricht zu nehmen. Bevor er nach Calgary aufbricht um sich eine Lehrerin zu suchen, entschließt er sich schweren Herzens Ally einige noch immer im ehemals gemeinsamen Haus verbliebene Dinge zu bringen. So macht er sich mit seinem Cello, Allys Sachen und einer gehörigen Portion Altlasten auf den Weg und kehrt am Ende verändert wieder zurück.
Die Meinungen zum Erstlingswerk von Ivan E. Coyote sind gespalten. Die Einen sind begeistert, die Anderen sind enttäuscht. Umso gespannter war ich, zu welcher Gruppe ich wohl gehören würde. Noch während des Lesens und auch ein paar Tage danach war ich unsicher. Jetzt – während ich diese Rezension schreibe – weiß ich es endlich. Ich bin begeistert.
„Als das Cello vom Himmel fiel“ ist kein lautes Buch, kein Buch, das sich aufdrängt. Es ist eine nahezu alltägliche Geschichte, die schon oft erzählt wurde. Eine Geschichte vom Verlassen werden und davon, wieder zu sich zu finden. Von Fragen, die hartnäckig nach einer Antwort verlangen und vom Versuch wieder Zukunftspläne schmieden zu können.
Anders jedoch als in vielen anderen Romane mit dieser Grundidee wird man nicht durch zahllose Nebenhandlungsstränge abgelenkt. Man bleibt ganz bei Joey, in seiner Gefühls- und Erlebniswelt. Man ist hautnah dabei, wie er anfangs erkennt, dass seine Mutter recht hat, wenn sie ihm entweder zu einem Hobby oder einem Antidepressivum rät und man ist ebenso dabei, wie er sich für ersteres entscheidet. Man begleitet ihn dabei, wie aus Fremden ganz plötzlich Freunde werden können, wenn man sich ihnen nur öffnet und auf seinem Weg aus der Hilflosigkeit und Einsamkeit, den er geht, fast ohne es selbst zu merken.
Dass es nur am Rande eine Rolle spielt, dass Joeys Frau ihn für eine andere Frau verlassen hat, hat mich zunächst überrascht und ein wenig enttäuscht; lag dies doch bei einem Roman aus einem Verlag, der sich der lesbischen Literatur verschrieben hat, recht nah.
Letztlich bin ich aber – ebenso wie Joey vielleicht auch – zu dem Schluss gekommen, dass es keine Rolle spielt, wer wen warum verlässt, sondern nur, dass man Verletzungen heilen lässt und sich so eine Chance für die Zukunft gibt.
Wie auch bei Geschrieben für Dich von Sylvia Brownrigg haben mir Gestaltung und Übersetzung, beides wieder von den Verlagschefinnen persönlich übernommen, sehr gut gefallen.
Ich vergebe 4 Sterne für ein Buch, dass mich überrascht und auch lange nach der letzten Seite noch nicht losgelassen hat.
Zitate:
Die freundlichsten Menschen sind, die denken, dass sie dich nie wieder sehen. (Seite 84)
Es gibt keinen Typ Frau, der einem Mann erlaubt, sie zu schlagen. Es gibt nur den Typ Mann, der seine Frau schlägt. (Seite 154)
Lass dich ja nicht dazu verleiten, Frauen für das schwache Geschlecht zu halten, Joseph. Von ihnen wird einfach nur erwartet, dass sie sich mehr Scheiß gefallen lassen als wir. (Seite 154)
Kleinstädte haben die Eigenart, dir bei der erstbesten Gelegenheit genau die Dinge oder die Menschen über den Weg zu schicken, denen du am wenigsten begegnen möchtest. (Seite 220)