Die Diagnose ist endgültig: David hat Kehlkopfkrebs, er wird nicht mehr lange leben. Seine Familie seine Frau Paula, ihr gemeinsames Kind Tamar und seine erwachsene Tochter Miriam aus erster Ehe sie alle müssen sich auf ein Leben ohne David vorbereiten. Während Paula mit der Präsenz des Todes in ihrem Alltag ringt und Miriam versucht, für ihren Vater da zu sein, zieht sich David immer mehr zurück. Zeitlebens ein Mann weniger Worte, scheint ihm die Krankheit lange vor der Operation, durch die er seine Stimme verlieren wird, die Sprache zu rauben. Seiner Patchwork-Familie bleibt nichts übrig, als der Krankheit ihren Trotz, ihren Mut und ihre Liebe entgegenzusetzen.
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buecher-magazin.de"Supraglottisches Larynxkarzinom", sagt der Arzt. "Das heißt, du kannst es überleben. Du hast einen Tumor am Kehlkopf, mehrere Lymphknoten sind befallen, keine Metastasen." David bekommt seine Krebsdiagnose am selben Tag, an dem sein erstes Enkelkind geboren wird. Miriam, Davids Tochter mit seiner Jugendliebe Julia, hat nach einem traumatischen Erlebnis aufgehört, als Kriegsfotografin zu arbeiten. Tamar, Davids zehnjährige Tochter mit seiner zweiten Frau Paula, fasst den Plan, die Seele ihres Vaters, die ja nur 23 Gramm wiegt, in einem Einmachglas aufzufangen. Und Paula, für die David ihr Anker in der Welt ist, schlägt vor Schmerz um sich. Liebevoll, mit großer Sorgfalt und einem Sinn für dunkle Komik erzählt Judith Vanistendael, wie David und seine Familie mit seinem Sterben umgehen. Die Aquarelle, in denen sie die Emotionen der Figuren über ihre Wahrnehmung deutlicher zeigt, als Worte es könnten, sind zart und fließend, ihre Farbigkeit intensiv und zugleich durchscheinend. Ein stilles, schönes und gutes Buch.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Auf hohem Niveau berührt wurde Rezensentin Katja Lüthge von diesem "wunderschön aquarellierten" Comic über die Auswirkungen einer Krebserkrankung auf eine Patchwork-Familie. Das liegt vor allem an der hohen Sensibilität, mit der sich Autorin und Zeichnerin Judith Vanistendael dem Thema nähert: Den einzelnen Figuren und ihren Gefühlen wird viel Raum beigemessen, gestützt von einer situativ angepassten, expressiven Farbgebung, berichtet die Kritikerin, die die Geschichte auch deswegen "beklemmend" real findet, da das Setting im Berlin-Friedrichshain der Jahrtausendwende einen hohen Wiedererkennungswert mit sich bringt. Doch rührselig sentimental wird die Geschichte nie, fügt Lüthge an - auch wenn sie beim Beobachten des langsamen Sterbens des erkrankten Familienvaters die eine oder andere Träne vergossen haben dürfte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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