In einer Welt, in der die technische Entwicklung immer mehr Menschen die bequeme Möglichkeit bietet, Sitten und Gebräuche ferner Länder aus eigener Wahrnehmung kennenzulernen, nimmt das vorliegende Buch eine Sonderstellung ein:Anstelle der Realität einer zeitgenössischen Reise erschließt sich dem Leser eine längst vergangene Zeit: eine Welt, in der das Reisen als Teil der handwerklichen Berufsausbildung einen gänzlich anderen Stellenwert hatte als im Ferntourismus unserer Tage. Abenteuerlust und Wissensdurst konnte nur befriedigen, wer bereit war, mancherlei Mühsal und Gefahr auf sich zu nehmen.Der (längst verstorbene) Autor schildert seine Erlebnisse in einer einfachen Sprache und bringt uns die Welt der "Tippelbrüder" aus eigenem Erleben nahe. Er war über einige Jahre selbst Mitglied jener Gesellschaft, die er beschreibt.Und so wird dem Leser klar, warum man bis zum heutigen Tag immer wieder auf jene reisenden Handwerksburschen trifft, Man erkennt sie an ihrer "Kluft" und dem farbigen Tuch, dem "Charlottenburger", das ihre Habseligkeiten umschließt. Man muss es wohl erlebt haben, um es authentisch zu beschreiben und den Zauber der "Walz" zu empfinden.Die meisten dieser Tücher verweisen auf die traditionsreiche Hamburger Firma Kurt Gaden. Die lebendige familiäre Verbundenheit zwischen dem Autor Fritz Ulrich und seinen Nachfahren wirkt bis in die Gegenwart hinein und gibt dem Bekenntnis zur Tradition einen ganz eigenen Stellenwert.Zugleich wird aber auch deutlich, dass das Buch mehr als nur ein kurzweiliges Lesevergnügen bietet. Die Erzählungen des Fritz Ulrich spiegeln eine Weltsicht wider, die überdauert hat - einer Welt, die zwar längst vergangen ist, die aber in vielen Facetten unseres Alltags noch gegenwärtig ist. Wer jemals das Ladengeschäft der Kurt Gaden GmbH besucht hat, wird dies hautnah erfahren haben, denn einer mit "Kluft" ist fast immer unter den Kunden!Und so gewinnt diese Welt des kameradschaftlichen Umgangs und der Solidarität der "erfahrenen" Gesellen eine Aktualität, die man zu Beginn der Lektüre kaum ahnt. Man erlebt die Lebensumstände jener Zeit, die Entbehrungen, die Gefahren - aber auch den Stolz, dies alles erlebt zu haben.PS: Der Originaltext wird in Frakturschrift wiedergegeben.