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"Als ich ein Hund war, warfen häufig Kinder Steine nach mir. Aber die Steine sprachen mit lauter Stimme, während sie mich verletzten. Von den Schlupfwinkeln der Cobras war die Rede und ob Heuschreckenplagen bevorstanden. Ich weiß nicht, ob Steine aufrichtig sind. Es heißt, dass sie ihr Wissen von der Sonne beziehen ..." Diese mit leichter Hand geschriebenen Erzählungen Andre Hellers spielen meist im Süden - in Marokko oder in Südspanien, in Cadiz und Tanger oder am Gardasee, wo ein Friseur an seinem "Ehrentag" eine unsterbliche Rede hält: "Italiener, Freunde, geschätzte Mitbürger, es drängt…mehr

Produktbeschreibung
"Als ich ein Hund war, warfen häufig Kinder Steine nach mir. Aber die Steine sprachen mit lauter Stimme, während sie mich verletzten. Von den Schlupfwinkeln der Cobras war die Rede und ob Heuschreckenplagen bevorstanden. Ich weiß nicht, ob Steine aufrichtig sind. Es heißt, dass sie ihr Wissen von der Sonne beziehen ..."
Diese mit leichter Hand geschriebenen Erzählungen Andre Hellers spielen meist im Süden - in Marokko oder in Südspanien, in Cadiz und Tanger oder am Gardasee, wo ein Friseur an seinem "Ehrentag" eine unsterbliche Rede hält: "Italiener, Freunde, geschätzte Mitbürger, es drängt mich, Ihrer Liebenswürdigkeit mit Aufrichtigkeit zu begegnen."
Ein Leitmotiv Hellers ist der Gegensatz zwischen künstlerischer oder natürlicher Schönheit und der Verwirrtheit der Menschen, die diese Schönheit erleben und sich Trost von ihr erhoffen: "Wer zu Traurigkeiten neigt, sollte Orte besonderer Schönheit meiden. Das Gelungene einer Landschaft oder eines Bauwerks bildet einen Hintergrund,vo r dem das Misslungene der eigenen Stimmung scharfe Kontur erhält."
Das Einfache, Hingeworfene dieser Geschichten darf nicht über ihre gedankliche Tiefe und ihre stilistische Sicherheit hinwegtäuschen. Es sind Geschichten, deren Fantasie immer zu Erkenntnis und Selbsterkenntnis führt, sie sind getragen von einer Illusionslosigkeit, die umso verstörender ist, weil sie sich mit einer fatalistischen Heiterkeit maskiert. Heller ist ein betörender Erzähler.
Autorenporträt
André Heller wurde 1947 in Wien geboren. Er zählt zu den einflussreichsten und erfolgreichsten Multimediakünstlern der Welt. Seine Verwirklichungen umfassen Gartenkunstwerke, Wunderkammern, Prosaveröffentlichungen und Prozessionen ebenso wie die Erneuerung von Zirkus und Varieté, Millionen verkaufter Schallplatten als Chansonnier eigener Lieder, große fliegende und schwimmende Skulpturen, den avantgardistischen Vergnügungspark Luna Luna, Filme, Feuerspektakel und Labyrinthe sowie Theaterstücke und Shows, die vom Broadway bis zum Wiener Burgtheater, von Indien bis China, von Südamerika bis Afrika ihr Publikum fanden. Lebt in Wien, am Gardasee und auf Reisen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2001

In der Psychiatrie von Cadiz
Atemlos: André Heller sieht viel und notiert wenig

Der Titel "Als ich ein Hund war" ist noch das Beste an der Geschichte. Er weckt Erwartungen, die sich aber leider ebensowenig erfüllen wie in den meisten der sechsundzwanzig anderen Kürzestgeschichten in diesem Band. André Heller hat sie offenbar aus einer Schublade für Versuche, Fragmente oder Erinnerungsfetzen hervorgekramt und ohne Bedenken an das allzu kritiklose Lektorat seines Verlags geschickt. André Heller, "einer der erfolgreichsten Multimediakünstler der Welt" - sollte der Name nicht schon genügen, um auch weniger Gelungenes gewinnbringend zu verkaufen? Die auf dem Buchumschlag angekündigten "Liebesgeschichten und weitere rätselhafte Vorfälle" bereiten allerdings Kopfzerbrechen: Soll der emphatisch beschriebene Orgasmus einer Frau mit einem Skorpion am Rande der Salztümpel am Toten Meer eine Liebesgeschichte sein oder doch vielleicht nur ein rätselhafter Vorfall?

André Heller liebt exotische Schauplätze. Die Souks von Casablanca, der Himmel über der Wüste von Sinai oder die psychiatrische Klinik von Cadiz - er hat viel gesehen, aber wenig notiert. Denn immer hat er es eilig, zum Ende zu kommen, als ginge ihm der Atem aus. Zeit nimmt er sich nur, wenn er sich an den kleinen Jungen erinnert, der Ministrant war, ein Kind, das von seinem Vater wie von den Jesuiten, zu denen es geschickt wurde, verprügelt wurde. "Wie es wirklich war", die Eingangsgeschichte vom Tod des Vaters, ist denn auch die eindringlichste von allen. "Ich gönnte Vater keinen leichten Tod", sagt der Sohn. Eine Liebesgeschichte hätte vielleicht der lange Brief eines Mannes werden können. Ein vielfältig erfahrener Liebhaber sei er gewesen, bekennt der Briefschreiber. Er hatte sich auf die Frauen anderer Männer spezialisiert. Als Seelentröster und "Spaziergangbegleiter" war er offenbar unwiderstehlich. Auf jeden Fall kam er als Voyeur auf seine Kosten. Die Ratschläge, die er gibt, sind allerdings banal: "Ein erfolgreicher Liebhaber muß darauf achten, stets appetitlich, wohlriechend und gepflegt zu sein." Der Brief bricht abrupt ab, noch ehe es zu Geschmacksverirrungen wie am Schluß der "Nacht des alten Mannes" kommt: "Am Anfang die Katheder der Schulmeister und am Ende die Katheter der Urologen." André Heller sollte sein Multimediatalent nicht auf die Literatur ausweiten. Zumindest sollte er seine Einfälle nicht bedenkenlos einem Verlag anvertrauen.

MARIA FRISÉ

André Heller: "Als ich ein Hund war". Liebesgeschichten und weitere rätselhafte Vorfälle. Berlin Verlag, Berlin 2001. 238 S., geb., 32,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einen Autor mit einem ziemlich fest umrissenen Weltbild, das Europa gar nicht gut aussehen lässt, erkennt Klaus Siblewski hier. Heller zeige uns "mit wissendem Blick" einen Kontinent, dessen Bewohner sich gegen alles Ungewisse hin abgeschottet haben, und sammle Geschichten als positive Gegenbeispiele. Schade nur, dass seine Erzählungen selbst so farblos bleiben, "als hätte sich der Autor die Aufgabe gestellt, in unbezweifelbar richtigen Sätzen Verlaufsprotokolle von diesen Begegnungen mit dem Unerhörten anzufertigen." Wer für das Überraschende werben will, findet Siblewski mit Recht, sollte seine eigene Fantasie doch an einer etwas längeren Leine führen.

© Perlentaucher Medien GmbH