Als seine Mutter krank wird, stellt der Universitätsprofessor Rachid Benzine sein Privatleben in ihren Dienst. Er pflegt sie und liest der Analphabetin allabendlich aus ihrem Lieblingsbuch vor, Balzacs »Chagrinleder«. Bis zu ihrem 93. Lebensjahr wohnte sie in derselben Zweizimmerwohnung, die sie bei ihrer Ankunft aus Marokko mit ihrem Mann und den fünf Kindern bezog. Bewegend und mit politischem Subtext blickt Benzine auf das Leben seiner Mutter zurück, die ihre Kinder über Jahrzehnte mit ihrem mageren Gehalt als Zugehfrau ernährte und deren Herz stets weit offen war für die Sorgen anderer.
Für Rezensentin Eva Hepper ist Rachid Benzines Sachbuch über das Leben seiner Mutter, die als Einwanderin aus Marokko nach Frankreich kam, ein liebevolles Familienporträt, eine Selbsterkundung des Autors sowie ein Beitrag zu aktuellen Herkunftsdebatten. Der soziale Aufstieg des Autors kontrastiert dabei dem Verharren der Mutter in der Einwandererrolle, in relativer Sprachlosigkeit, erklärt Hepper. Überzeugend scheint ihr der Mix aus Alltagsbeobachtungen, Gefühlen und "politischem Subtext". Nur die fiktionalen Elemente im Text findet die Rezensentin ein wenig gewöhnungsbedürftig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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