Ein Buch über Nachhaltigkeit, na klar, warum nicht. Nachhaltigkeit ist schließlich heutzutage in (fast) aller Munde, doch kaum jemand weiß wirklich, was sich dahinter alles verbirgt. Und auch die „Rettung der Erde“ ist ebenso in (fast) aller Munde, da gibt es Verharmlosungen der aktuellen Situation
des Klimas auf der Erde ebenso wie so mache Übertreibung oder die Verbreitung von Halbwahrheiten und…mehrEin Buch über Nachhaltigkeit, na klar, warum nicht. Nachhaltigkeit ist schließlich heutzutage in (fast) aller Munde, doch kaum jemand weiß wirklich, was sich dahinter alles verbirgt. Und auch die „Rettung der Erde“ ist ebenso in (fast) aller Munde, da gibt es Verharmlosungen der aktuellen Situation des Klimas auf der Erde ebenso wie so mache Übertreibung oder die Verbreitung von Halbwahrheiten und man muss selbst unter Anwendung eigenen Wissens (wenn man dann auch das ausreichende Wissen dazu hat!), beurteilen, was man glaubt und was nicht.
Fest steht, dass es unserer Erde seit langem nicht gut geht und dass es in vielerlei Hinsicht längst dramatisch ist. Und auch wenn man weiß, dass die Erde schon viele gravierende Veränderungen über sich „ergehen“ lassen musste, zuletzt während des Eiszeitalters, kann man seine Augen längst nicht mehr vor dem verschließen, was da auf unserer Erde passiert, vor allem in so erdgeschichtlich kurzer Zeit, wie es das wohl noch nicht gab.
Wenn dann nun Eckart von Hirschhausen – selbst Arzt und bekannter Moderator und Autor von guten wie unterhaltsamen Sachbüchern – ein solches Buch herausgibt, macht das neugierig und mag schon vorab für Qualität bürgen. Dem Journalisten Martin Häusler und einem Team von Wissenschaftlern unterschiedlichster Ausrichtung und anderen engagierten „Erdrettern“ gelingt es mit dem Buch anschaulich wie fachlich fundiert, die verschiedensten Probleme auf unserem Planeten, nicht nur die aktuellen klimatischen Veränderungen (ich mag den Begriff „Klimawandel“ überhaupt nicht und er wird im Buch auch nicht strapaziert!) für den Normalbürger von Jung bis Alt zu vermitteln.
Wie der Herausgeber am Anfang darlegt, ist es angelegt als „Reisetagebuch“ in die Welt der Nachhaltigkeit und so in verschiedene Kapitel und Themenbereiche gegliedert. Ziemlich am Anfang kommen die Kinder des Initiators dieses Buches, Sebastian Schels, dazu zu Wort, was sie unter Nachhaltigkeitsthemen verstehen. Und gleich darauffolgend stellt der Autor im Reisetagebuch, Kapitel 2 fest, dass der Begriff Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit den Problemen unserer Erde heute ganz anders verwendet wird als noch vor einigen Jahren, wo es v.a. um wirtschaftliche Nachhaltigkeit ging. Hier stellt er auch fest, dass das Thema aus seiner eigenen Erfahrung selbst den engsten Freundeskreis „zerreißt“. Er schreibt den schönen Satz: „Liebe Apokalyptiker, liebe Gutmenschen, lasst mich einfach den Rest meines Lebens den restlichen Spaß und den restlichen Genuss haben, den ich mir hart erarbeitet habe.“ Eine Feststellung, dass man nicht ab sofort auf alles verzichten muss, um die neue „Nachhaltigkeit“ zu unterstützen, aber in der Folge im Buch damit verbunden, so manches aufzuzeigen, was man auch selbst tun kann, um die Welt wenigstens ein wenig mitretten zu helfen.
Das Buch ist kaum an einer Stelle belehrend, aber durch die Texte der zahlreichenden Mitwirkenden aus unterschiedlichsten Ländern, Kulturen und Kreisen informativ, aufrüttelnd und häufig nachdenklich machend. Man wird in keine radikale Richtung gelenkt, nichts wird als das „Non plus Ultra“ dargestellt und nichts verteufelt. „Schlauigkeiten“ wie „Dummheiten“ der aktuellen Politik bleiben außen vor, das ist sehr wohltuend, wird doch da in der Umweltpolitik meistens der 2. oder 3. Schritt vor dem ersten gemacht und werden Gesetze erlassen, bevor man das wenige noch bei manchen Politikern vorhandene Gehirn einschaltet.
Auch die Themen Windkraft und Solar werden nur in geringem Umfang thematisiert und schon gar nicht als die Rettung der Menschheit dargestellt. Auch das ist sehr wohltuend, geht es doch gerade bei diesen Themen heute schon wieder einmal in erster Linie ums dicke Geldverdienen und der Umweltaspekt verkommt oft nur zum Deckmantel, die Konkurrenz mit anderen Problemen der Erde und er Umwelt – z.B. zur Biodiversität - wird doch fast nie wirklich ehrlich dargestellt.
Das Buch ist sehr anschaulich und wohltuend illustriert sowie unterhaltsam wie auch oft aufrüttelnd geschrieben. „Tipps für Klimaschützer“ und kurz vor dem Schluss ein „Quiz für Weltretter“ (erkennen wir da den bekannten Hirschhausen?) runden das Buch ab. Gut, oder eigentlich nicht gut, mit den zahlreichen Lügen um die Nachhaltigkeit von so manchen Produkten, bei denen es unter dem Deckmantel „Bio“ oder „nachhaltig“ auch nur ums dicke Geldverdienen geht, wird hier nicht aufgeräumt, da hätte ein kleines Kapitel durchaus geholfen, so manche Scharlatanerie zu benennen. Aber vielleicht hatte man da auch Sorge, den „Shitstorm“ der leider auch mitwirkenden „Nachhaltigkeitslügner“ auf sich zu ziehen.
Fazit: Auch für „Nicht-Erdretter“ sehr lesens- und empfehlenswert, das Buch macht keinesfalls dümmer, den Preis von 38 € ist es auf jeden Fall wert und es erhebt den Anspruch, nachhaltig produziert zu sein. OK, glauben wir es mal. Und man muss nach der Lektüre nicht zum Erdretter werden, aber man kann oder sollte über manches in der eigenen Lebensweise mal nachdenken.
Dr. Frank Zimmermann