"Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen."
Astrid Lindgren
Mias Urgroßvater - den sie Opapi nennt - ist mittlerweile über 80 Jahre alt und wird immer vergesslicher. Da er nicht mehr alleine wohnen kann, zieht er vom Bodensee in den Norden zu seinem Enkel und
dessen Familie.
Für seinen Enkel und seine Frau ist die Umstellung groß, denn ein demenzkranker…mehr"Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen."
Astrid Lindgren
Mias Urgroßvater - den sie Opapi nennt - ist mittlerweile über 80 Jahre alt und wird immer vergesslicher. Da er nicht mehr alleine wohnen kann, zieht er vom Bodensee in den Norden zu seinem Enkel und dessen Familie.
Für seinen Enkel und seine Frau ist die Umstellung groß, denn ein demenzkranker Angehöriger bedeutet Verantwortung und Pflegeaufwand. Mia selbst geht an die Krankheit lockerer heran, auch wenn sie der unbekannte Junge in Opapis Wohnung verwirrt. Er riecht nach See und Fisch und hat ständig Unfug im Kopf. Scheinbar fällt der Junge aber niemandem außer Mia auf, und selbst mit ihrem Opapi kann sie nicht über ihn reden, denn Berti - der Junge - und Opapi sind nie zur gleichen Zeit anwesend. Es dauert eine Weile bis Mia merkt, dass die beiden trotzdem sehr eng miteinander verbunden ist...
'Bei den Sachen, die Opapi einfach nur verlegte, half Mia ihm suchen. Bei denen, die er vergaß, war es etwas schwieriger. Denn dummerweise konnte Mia nur dann das Licht für Opapi anknipsen, wenn sie wusste, was er in seinem Gedächtnis gerade nicht fand. Bei allem anderen konnte sie nur wie bei Joni und Nils ein Nachtlicht in die Steckdose neben der Tür stecken. Und das tat Mia, so oft es ging.' (S.99)
"Als Opapi das Denken vergaß" ist ein sehr gutes Kinderbuch, welches einem mit einem verzauberten Flair vermittelt, was Demenz bei Betroffenen und deren Angehörigen bewirkt und in welchem Maße diese Krankheit in das Leben all jener beeinflusst. Zudem ist es aber auch ein Plädoyer dafür, wie wichtig ein Mehrgenerationenhaushalt für eine Familie sein kann. Opapi bleibt trotz seiner Krankheit in einer familiären Umgebung, die Kinder wachsen mit einer Selbstverständlichkeit fürs Altwerden und (altersbedingte) Krankheiten auf und lernen dadurch mehr Verantwortung zu tragen und wachsen früher in die Selbstständigkeit hinein.
Von der Verantwortung, die die Erwachsenen im Umgang mit ihrem an Demenz erkrankten Verwandten tragen müssen, bekommt man nur etwas am Rande mit, da diese Geschichte aus der Sicht Mias erzählt wird. Kinder sollen diese Krankheit verstehen lernen und bekommen zudem von der Autorin vermittelt, wie sie dem Kranken helfen und damit ihre Eltern unterstützen und entlasten können. Denn Mia unternimmt gemeinsam mit Opapi regelmäßig unter zu Hilfenahme dessen alter Fotoalben Fantasiereisen in seine Vergangenheit, so wird sein Gedächtnis trainiert und er findet zudem Ruhepunkte in seinem bisher Erlebten, wenn ihn die Gegenwart mit der neuen Lebens- und Wohnsituation überfordert.
Die Covergestaltung gibt einen sehr schönen und umfassenden Einblick in Opapis "altes" und "neues" Leben, da man hier den kleinen Berti findet, das gelbe Haus, in dem Opapi aufgewachsen ist, aber auch Mia und Opapi, wie sie Hand in Hand durch die Erinnerungen spazieren.
"Als Opapi das Denken vergaß" ist ein richtiger Familienschmöker, der Verständnis, sowohl für die an Demenz erkrankten Personen als auch für deren Angehörige, vermittelt und spielerisch Tipps für das Leben und den Umgang mit dieser Krankheit gibt.