"Halt! Hiergeblieben!", ruft Papa, doch zu spät. Seine Haare sind auf und davon. Raus aus dem Badezimmer, durch den Flur ins Wohnzimmer und dann durch das gekippte Küchenfenster in die Freiheit! Doch so leicht gibt Papa nicht auf. Mantel an, Kescher geschnappt und rein in die Schuhe.Los geht's! In einem Restaurant findet er sie wieder - Haare in der Suppe, das kennt man ja. Doch gerade als Papa zugreifen will, entwischen sie ihm. Verflixt! Er sucht im Blumenladen, im Park, auf dem Spielplatz. Im Zoo hätte er sie fast gehabt ... dann gibt Papa auf. Wenig später bekommt er Post aus Haargentinien und der Sahaara. Papa bleibt kahl. Bis eines Tages Unglaubliches geschieht ...Dies ist Jörg Mühles Erzähldebüt für Leseanfänger: Skurril, witzig, temporeich - ein großes und schräges Vergnügen in Wort und Bild.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.2022Oh Schreck, alle Haare weg
Normalerweise zieht sich die Sache mit dem Haarverlust über ein paar Jahre hin. Erst entstehen sogenannte Geheimratsecken, dann werden auch die Haare oben auf dem Kopf weniger, und irgendwann hat man dann eben eine Glatze. Doch immerhin: Man kann sich darauf vorbereiten.
Dem namenlosen Papa in Jörg Mühles neustem Kinderbuch - das erste, das der Frankfurter für Erstleser verfasst hat, - ergeht es anders. Sein Kopfhaar verabschiedet sich ganz plötzlich und komplett, mit einem Ruck, eines Morgens im Badezimmer. Seine Haare wollten auf einmal nicht mehr gekämmt und gebürstet werden, sondern etwas von der Welt sehen, endlich einmal etwas erleben. Darum nehmen sie Reißaus.
Herrlich seltsam und herrlich komisch ist Jörg Mühles Geschichte mit dem Titel "Als Papas Haare Ferien machten". Minutiös beschreibt der Illustrator, der Teil der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor ist, zu der auch die bekannten Kinderbuch-Zeichner Philip Waechter, Moni Port und Anke Kuhl zählen, wie der nun glatzköpfige Vater sich auf eine Verfolgungsjagd begibt - immer seiner einstigen Haarpracht hinterher. Der Mann streift durch den Wald, über Landstraßen in die Stadt, hastet durch den Zoo. Doch eingefangen bekommt er seine geliebten Haare nicht mehr. Die ausgebüxten Haare gehen tatsächlich auf Weltreise. Und schicken Postkarten: aus Haargentinien und der Sahaara, aus Haarrakesch und Singhaarpur. Gezeichnet ist Mühles Geschichte im Stil eines Comics, mit klarem Strich, dem Vater verpasst er eine lustige Knollennase.
Am Ende geht die Sache übrigens doch noch gut aus. Nur wie, das wird hier nicht verraten. Wer es wissen will, kann es sich auch vom Autor selbst erzählen lassen. Denn am 18. September stellt Jörg Mühle sein Buch im Frankfurter Literaturhaus in der beliebten Reihe Kinderbuch-Nachmittag vor. Um 15 Uhr beginnt seine Lesung, empfohlen für alle von sechs Jahren an. Mühle wird dabei nicht bloß aus "Als Papas Haare Ferien machten" vorlesen, sondern auch gemeinsam mit den Kindern zeichnen. Die Karten für den Kinderbuch-Nachmittag kosten fünf Euro und können über www.literaturhaus-frankfurt.de gebucht werden. ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Normalerweise zieht sich die Sache mit dem Haarverlust über ein paar Jahre hin. Erst entstehen sogenannte Geheimratsecken, dann werden auch die Haare oben auf dem Kopf weniger, und irgendwann hat man dann eben eine Glatze. Doch immerhin: Man kann sich darauf vorbereiten.
Dem namenlosen Papa in Jörg Mühles neustem Kinderbuch - das erste, das der Frankfurter für Erstleser verfasst hat, - ergeht es anders. Sein Kopfhaar verabschiedet sich ganz plötzlich und komplett, mit einem Ruck, eines Morgens im Badezimmer. Seine Haare wollten auf einmal nicht mehr gekämmt und gebürstet werden, sondern etwas von der Welt sehen, endlich einmal etwas erleben. Darum nehmen sie Reißaus.
Herrlich seltsam und herrlich komisch ist Jörg Mühles Geschichte mit dem Titel "Als Papas Haare Ferien machten". Minutiös beschreibt der Illustrator, der Teil der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor ist, zu der auch die bekannten Kinderbuch-Zeichner Philip Waechter, Moni Port und Anke Kuhl zählen, wie der nun glatzköpfige Vater sich auf eine Verfolgungsjagd begibt - immer seiner einstigen Haarpracht hinterher. Der Mann streift durch den Wald, über Landstraßen in die Stadt, hastet durch den Zoo. Doch eingefangen bekommt er seine geliebten Haare nicht mehr. Die ausgebüxten Haare gehen tatsächlich auf Weltreise. Und schicken Postkarten: aus Haargentinien und der Sahaara, aus Haarrakesch und Singhaarpur. Gezeichnet ist Mühles Geschichte im Stil eines Comics, mit klarem Strich, dem Vater verpasst er eine lustige Knollennase.
Am Ende geht die Sache übrigens doch noch gut aus. Nur wie, das wird hier nicht verraten. Wer es wissen will, kann es sich auch vom Autor selbst erzählen lassen. Denn am 18. September stellt Jörg Mühle sein Buch im Frankfurter Literaturhaus in der beliebten Reihe Kinderbuch-Nachmittag vor. Um 15 Uhr beginnt seine Lesung, empfohlen für alle von sechs Jahren an. Mühle wird dabei nicht bloß aus "Als Papas Haare Ferien machten" vorlesen, sondern auch gemeinsam mit den Kindern zeichnen. Die Karten für den Kinderbuch-Nachmittag kosten fünf Euro und können über www.literaturhaus-frankfurt.de gebucht werden. ALEXANDER JÜRGS
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Ziphora Robina lobt Jörg Mühle für dieses glänzende Leseanfängerbuch. Der 1973 in Frankfurt geborene Illustrator, der mit seinen Hasenkind-Bilderbüchern international bekannt ist, lässt darin ein Kind erzählen, wie dessen Vater seinen ausgebüchsten Haaren hinterherjagt - bis die Haare verschwinden, um Postkarten aus dem Urlaub in "Haargentinien" oder "Singhaarpur" zu verschicken, berichtet uns Robina. Die Rezensentin kann die LeseanfängerInnen, die mit diesem temporeichen, warmherzigen und witzigen Buch lesen lernen nur beneiden. Die minimalistisch gehaltenen Illustrationen sind Robina zufolge detailreich und fokussieren sich dennoch auf das Wesentliche, sind jedoch keine Wimmelbilder und lassen trotzdem viel entdecken. Das macht großen Spaß, resümiert die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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